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Aus reiner Mordlust: Der Serienmordexperte über Thrill-Killer (German Edition)

Aus reiner Mordlust: Der Serienmordexperte über Thrill-Killer (German Edition)

Titel: Aus reiner Mordlust: Der Serienmordexperte über Thrill-Killer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Harbort
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unschuldig!«
    »Leckt uns doch am Arsch!«
    Die Veranstaltung muss nach nur zehn Minuten abgebrochen werden.

    Folgen die Fahnder einer falschen Fährte? Begegnete Joachim Grauert seinem Mörder eventuell wesentlich später als 20.30 Uhr, fernab der Szenerie am König-Heinrich-Platz? Gabelte er möglicherweise am Bahnhof wie üblich einen Strichjungen auf, fuhr mit ihm weg und wurde später attackiert und getötet? Gab es einen Streit, der schließlich eskalierte und die Vielzahl der Verletzungen erklärt? Die Brutalität? Die Maßlosigkeit?
    Und tatsächlich: Als die Fahnder in Joachim Grauerts Lieblingslokal vorstellig werden, erfahren sie von dem Bedienungspersonal, dass der Getötete sich zur tatkritischen Zeit in dem Restaurant aufgehalten haben soll, und zwar noch bis etwa 21.15 Uhr. Eine Verwechslung kann ausgeschlossen werden. Und er sei in Begleitung eines etwa 40 bis 50 Jahre alten Mannes gewesen, berichten die Kellner, der einen sehr seriösen Eindruck gemacht habe. Wurde Joachim Grauert, der die Rechnung nicht bezahlt haben soll, von seinem Mörder erst zum Essen eingeladen und kurz darauf gefoltert und umgebracht?
    Bevor die Ermittler dieser Hypothese nachgehen können, wird Joachim Grauerts Wagen gefunden: verschlossen und ordentlich am Straßenrand geparkt, nur etwa 300 Meter vom König-Heinrich-Platz entfernt. Auf der Rückbank, am Fahrzeughimmel, an den Rückseiten der Lehnen der Vordersitze und auf einem cremefarbenen Sitzkissen entdecken die Kriminaltechniker Blutverschmierungen. Als der Wagen auf der Hebebühne steht, sehen sie, dass die Bodenplatte links eingedrückt ist; auch hier werden großflächige Blutspuren gefunden, unter dem Kotflügel, massiv an der hinteren linken Stoßdämpferhalterung haftend. Von dort ist das Blut wohl abgetropft und hat entsprechende Spuren gelegt, die noch knapp 400 Meter vom Leichenfundort entfernt entdeckt wurden.

    Die Ermittler bezweifeln weniger, wer auf der Rückbank saß und sein Blut dort hinterließ, sondern vielmehr in welchem Zustand er sich befand. War Joachim Grauerts Körper schon zu diesem Zeitpunkt übersät mit Stichwunden? Waren seine Rippen bereits serienweise gebrochen? Lag er längst im Sterben?
    Nach längerer Erörterung und Rücksprache mit dem rechtsmedizinischen Gutachter wird angenommen, Joachim Grauert habe während des Transports das Schlimmste noch bevorgestanden, weil die Blutspuren in seinem Wagen zu gering ausgeprägt waren, um mit der Vielzahl der erlittenen Verletzungen in Einklang gebracht werden zu können. Auch die Spuren und Beschädigungen unter dem Pkw sollen darauf hindeuten, dass der Mann mehrmals überrollt wurde. Jedenfalls seien durch diese Annahme die Rippenserienbrüche – nach dem rechtsmedizinischen Gutachten hervorgerufen durch massive stumpfe Gewalt – zwanglos zu erklären. Und weil überdies angenommen wird, dass derjenige, der den Wagen im Nahbereich des König-Heinrich-Platzes abstellte, auch eine Beziehung dorthin haben musste, geraten abermals die Jugendlichen ins Fadenkreuz der Ermittler.
    Wieder werden die Jungen und Mädchen ins Präsidium geholt und vernommen. Lange sieht es so aus, als würde man weiter auf den Durchbruch warten müssen, weil die Zeugen einer nach dem anderen bei ihren vormals gemachten Aussagen bleiben und sich auch nicht durch eine härtere Gangart beeindrucken lassen.
    Dann ist Chantal Breitkreuz an der Reihe. Die 14-Jährige geht in die siebte Klasse einer Hauptschule und hat bei ihrer ersten Aussage erzählt, sie habe keine Freunde unter den anderen Jugendlichen und halte sich eher selten an dem Bolzplatz auf. Sie könne aber bestätigen, dass Joachim Grauert das Gelände zur besagten Zeit alleine verlassen habe.
    Die Vernehmungsbeamten lassen Chantal zunächst reden, ohne Fragen zu stellen oder sie zu unterbrechen. Nach nicht ganz vier Minuten hat sie ihre Geschichte erzählt, haargenau so wie die erste Version drei Tage zuvor. Ob das ihr Ernst sei, wird Chantal gefragt. Das Mädchen antwortet nicht. Ob sie glaube, dass man ihr die Geschichte einfach so abkaufen werde? Chantal tut unbeteiligt und sagt nichts. Ob sie sich mit einer Falschaussage und den sich daraus ergebenden Konsequenzen ihr weiteres Leben verbauen wolle? Das Mädchen schweigt auch weiterhin. Doch kurz darauf beginnt Chantal unvermittelt und hemmungslos zu schluchzen. Und zu reden: »Ich halte das nicht mehr aus …«
    In den nächsten Minuten redet sich Chantal alles von der Seele und erzählt den

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