Aus versehen Prinzessin - Mary Janice Davidson4
nicht erwehren, dass dies eher ihre Schuld war als seine. „Und zu Ihrer Information: Ihre Einladung ist tatsächlich bei der Post verloren gegangen.“
Don lachte. „Klar. Bis bald, Lady Christina.“
„Wir sehen uns, Don.“
Kopfschüttelnd begleitete Kurt sie zum Auto. „Lady … Mann, ich kann und kann mich einfach nicht dran gewöhnen.“
„Warte nur, bis die mit dem Prinzessinnengetue anfangen …“
„Du weißt ja, Chris, es ist noch nicht zu spät. Brauchst nur ein Wort zu sagen, und wir sitzen im Flieger nach LA.“
„Danke Kurt, ich weiß das zu schätzen, aber ich habe meinen Entschluss gefasst und stehe jetzt auch dazu.“
„Es ist nur … manchmal kommst du mir nicht gerade wie eine glückliche Braut vor.“
„Lass dich nur nicht von meinem launischen, depressiven, zickigen Verhalten täuschen. Tief innen drin schreie ich vor Glück.“
„Ha!“
„Es wird sich schon noch alles finden“, sagte sie zweifelnd, „nach der Hochzeit.“
„Wie auch immer. Mein Angebot steht jedenfalls.“
„Haben wir heut den Holt-Chris-vom-Haken-Tag? Hab ich ein Memo verpasst?"
„Ich schätze, die Ärztin und ich, wir machen uns einfach Sorgen um dich.“
Sie musterte Kurt, ihren alten Freund, ihren ehemaligen Liebhaber, ihren derzeitigen Cop und Leibwächter. Es hatte eine Zeit gegeben, da hätte sie ihm seine Knarre abgenommen und ihn voller Befriedigung in die Kniescheibe geschossen. Kurt war ein California Surfer Boy durch und durch: Soweit Christina wusste, war er tatsächlich Gottes Geschenk an die Frauenwelt und auf jeden Fall einer der bestaussehenden Männer, die sie auf ihren vielen Reisen kennengelernt hatte.
Und wer weiß, was aus ihnen geworden wäre, wenn er es geschafft hätte, seine Hände bei sich zu behalten? Oder zumindest auf ihr.
Doch der gegenwärtige Zustand gefiel Chris weit besser. Es war wunderbar, einen Freund in der Nähe zu haben, der sie gekannt hatte, als sie noch nicht (Fanfarenstoß!) Lady Christina gewesen war. Und obwohl sie sich noch gut daran erinnerte, dass Kurt einmal köstlicher war als ein Eisbecher mit heißer Karamellsauce, fand sie ihn jetzt überhaupt nicht mehr zum Anbeißen.
Nein, wenn sie an Männer zum Anbeißen dachte, kamen ihr automatisch Bilder von David in den Sinn. Aber alles war so nervig und zermürbend, besonders, da sie überhaupt nicht wusste, was er wirklich für sie fühlte, sich aber genierte nachzufragen.
Dr. Pohl würde vermutlich sagen, der Grund dafür sei in ihrem schwachen Selbstwertgefühl und der Angst vor einer ehrlichen Antwort zu suchen.
Aber was wusste eine staatlich geprüfte Psychiaterin mit zahlreichen Abschlüssen schon vom wirklichen Leben? Hin und wieder landete sie einen Treffer, okay. Aber deswegen war sie noch lange nicht Christinas persönliches Orakel.
„Ich möchte nur betonen“, sagte Kurt gerade, „dass das Angebot mit dem Flieger nach LA bestehen bleibt. Wann immer du willst. Tag oder Nacht. Sag nur ein einziges Wort, und wir machen, dass wir hier wegkommen.“
„Danke.“ Sie drückte seinen Arm, ließ ihn aber schnell wieder los – es war seine Schusshand. „Du bist der Beste.“
„Genau. Denk immer dran“, grinste er.
20
Kurt brachte Christina auf ihr Zimmer, drückte einen brüderlichen Kuss auf ihre Stirn und verzog sich mit unbekanntem Ziel, allerdings nicht ohne sie vorher zu ermahnen, ihn anzupiepen, sobald sie vorhabe, den Palast zu verlassen. Doch der einzige Ort, den Christina aufsuchen wollte, war ihr Bett. Denn sie hatte rasende Kopfschmerzen und brauchte ein Nickerchen oder vielleicht auch zwei. In letzter Zeit hatte sie irgendwie schlecht geschlafen.
In der Mitte ihres (gemachten) Bettes lag eine kleine schwarze Samtschatulle.
„Verdammt“, murmelte sie. Erstens hatte sie den Zimmermädchen gesagt, sie würde ihr Bett selber machen, und zweitens war da schon wieder so ein aufdringlicher Ring.
Christina seufzte und nahm die Schatulle in die Hand. Im Geiste ging sie bereits die Litanei ihrer Ausreden durch: passt nicht zu mir, sieht an meiner Hand komisch aus, mir gefällt die Fassung nicht, er ist zu schmal, zu breit, zu teuer, zu - Oh.
Sie klappte den Deckel ganz auf und starrte verliebt auf den Ring. Er war – er war genau richtig, sogar wunderschön. Hellblau in einer schlichten Silberfassung. Nach Monaten der Begutachtung und Ablehnung konnte sie die Reinheit und den guten Schliffeines Edelsteins beurteilen. Der blaue Stein – Topas oder Aquamarin? – wog ungefähr
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