Auschwitz - Taeter, Gehilfen, Opfer und was aus ihnen wurde: Ein Personenlexikon
Inspekteur der Konzentrationslager. Dezember 1939 Ordinarius in Würzburg. Juli 1939 bis 31.12.1941 Medizinischer Leiter von T4 – Tarnungskürzel für die Zentraldienststelle der Kanzlei des Führers in der Berliner Tiergartenstraße 4, die den Massenmord an Behinderten (»Euthanasie«) organisierte. November 1942 Leiter des psychiatrisch-neurologischen SS-Lazaretts Würzburg. Psychiatrische Gutachten, z.B. über KZ-Arzt Adolph (AV, Bl. 9024). Ab 1950 unter dem Namen Dr. Fritz Sawade Gutachter u.a. für Landesversicherungsanstalt, Landesentschädigungsamt (NS-Verfolgte!) und die Justiz in Flensburg. November 1959 Verhaftung. † Suizid 13.2.1964 Zuchthaus Butzbach. – Himmler hatte am 13.1.1941 Viktor Brack (Kanzlei des Führers) einbestellt. Er will die für den Krankenmord installierten Vergasungsanstalten (Bernburg/Saale, Hartheim b. Linz, Sonnenstein in Pirna) nutzen, um die KZS von Ballastexistenzen zu »befreien« Die Ermordung der Häftlinge läuft unter dem Code Aktion 14 f 13 oder Sonderbehandlung 14 f 13 , wobei Sonderbehandlung das bei der Gestapo übliche Tarnwort für Exekution ist und 14 f 13 das Aktenzeichen, unter dem die Häftlingsmorde beim Inspekteur der Konzentrationslager geführt werden. T4-Ärzte, darunter Heyde und Schumann, bereisen ab Frühjahr 1941 die Lager, um unerwünschte Häftlinge in die T4-Gaskammern zu selektieren. In Auschwitz findet eine Selektion durch die Lagerärzte Popiersch und Schwela sowie die T4-Ärzte Robert Müller und Schumann am 28.7.1941 statt. 575 Häftlinge werden anschließend in Schumanns Anstalt Sonnenstein vergast. Nur wenig später, am 3.9.1941, beginnt Schwela mit dem Gasmord mittels Zyklon B in Auschwitz. Am 27.4.1943 – die Kriegslage erfordert den Einsatz aller Häftlinge für die Rüstungsindustrie – gibt Richard Glücks (Wirtschafts-Verwaltungshauptamt) einen Runderlaß an alle KZ-Kommandanten heraus, mit dem 14 f 13 vorerst endet: »Der Reichsführer-SS und Chef der Deutschen Polizei hat auf Vorlage entschieden, daß in Zukunft nur noch geisteskranke Häftlinge durch die hierfür bestimmten Ärztekommissionen für die Aktion 14 f 13 ausgemustert werden dürfen. […] Der Befehl des Reichsführers-SS ist in Zukunft genauestens zu beachten.« Laut Czech wird auf Grund dieses Erlasses die Tötung kranker Häftlinge durch Phenolspritzen eingestellt. Häftlinge des KZ Mauthausen werden jedoch ab dem 11. April 1944 wieder in der Vergasungsanstalt Hartheim vergast. Q.: Klee, »Euthanasie«.
Heyden, Karl von den
Aufsicht Postamt 2
* 18.10.1887 Darmstadt, Sohn eines Ratsdieners. Vertreter. 1932 NSDAP, auch SA. Aus Bensheim im Odenwald. Nach eigener Aussage ab Sommer 1944 am Bahnhof Auschwitz. Heyden: »Mit dem Konzentrationslager Auschwitz hatten wir dienstlich keinen Kontakt. Die Post für das KL Auschwitz wurde täglich mit einem Lastwagen der Waffen-SS abgeholt. Dabei waren immer 6–8 Häftlinge und zwei Wachleute von der SS. Das KL Auschwitz hatte am Bahnhof Auschwitz eine eigene Paketkammer, so daß sie mit der allgemeinen Post nicht in Berührung kamen.« StA Frankfurt (AV, Bl. 3767): »Leitete das Postamt in Auschwitz. Überwachte Häftlingsarbeiten. Verursachte den Tod vieler Häftlinge.« Heydens Glaubwürdigkeit dokumentiert seine Aussage: »Von den Vergasungen im KL Auschwitz habe ich erst nach dem Kriege gehört.« Rapportführer Kaduk im Auschwitz-Prozeß (Langbein, Menschen): »Wenn die Öfen gebrannt haben, dann war eine Stichflamme von fünf Meter Höhe, die hat man vom Bahnhof aus gesehen.« Aussage Heyden: AV, Bl. 8656ff.
Hiegl, Franz
SS -Schütze
* 1.1.1911 Milidisen. Vom 20.10.1943 bis 2.12.1944 in Auschwitz. Wachmannschaft. 1948 in Krakau zu 4 Jahren Haft verurteilt (LaV).
Hieke, Friedrich
SS -Oberscharführer
* 20.9.1891. Monowitz. Verbleib unbekannt. – Buna-Häftling Primo Levi über eine Selektion: »Dort, vor den beiden Türen, steht der Richter unseres Schicksals, ein SS-Scharführer. Zu seiner Rechten der Blockälteste, zu seiner Linken der Blockschreiber. Jeder, der aus dem Tagesraum nackt in die Oktoberkälte tritt, muß die wenigen Schritte zwischen den Türen laufend vor diesen dreien zurücklegen und dann durch die Tür des Schlafraums wieder in die Baracke gehen. In dem Sekundenbruchteil zwischen zwei aufeinanderfolgenden Vorbeiläufen entscheidet der SS-Mann mit einem Blick von vorn und hinten über das Geschick eines jeden.«
Hiel, Johann
SS -Schütze
* 28.10.1909 Palanka.
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