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Auschwitz - Taeter, Gehilfen, Opfer und was aus ihnen wurde: Ein Personenlexikon

Auschwitz - Taeter, Gehilfen, Opfer und was aus ihnen wurde: Ein Personenlexikon

Titel: Auschwitz - Taeter, Gehilfen, Opfer und was aus ihnen wurde: Ein Personenlexikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Klee
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Ein weltberühmter Psychotherapeut, allenfalls drei Tage in Auschwitz, landete als Autor seiner KZ-Erinnerungen einen Welterfolg. Das Rezept: möglichst keine Greuel, stattdessen Opfer, die vor der Ermordung ihren Mördern verzeihen. Der Mann wurde mit Ehrungen überhäuft. Die wahren Überlebenden mussten sich in Entschädigungsverfahren oft noch einmal verhöhnen lassen.

    Als sich das Ende von Auschwitz abzeichnete, träumten Gefangene davon, die vom Nationalsozialismus befreiten Länder würden ihre Leiden würdigen. Doch niemand wollte hören, was sie erlebt hatten. Auch von der Justiz hatten sie kein Verständnis zu erwarten. Die Gefühllosigkeit gegenüber den Opfern macht ein Staatsanwalt deutlich: Gela Londner, Zahntechnikerin bei Mengele, beginnt ihre Aussage mit der Fahrt im plombierten Viehwaggon nach Auschwitz und dem Tod von Säuglingen an der Brust der Mütter während der Fahrt. Der Staatsanwalt stoppt die durch die Wiedererrinnerung erregte Zeugin, sie solle sich auf das strafrechtlich Relevante beschränken.
    Wer Auschwitz zu beschreiben versucht, bewegt sich an der Grenze der Belastbarkeit. Nur: Was wir kaum ertragen, beschreiben zu müssen, mussten Menschen am eigenen Leib erfahren. Was besonders bedrückt: Viele gingen zugrunde, ohne je gelebt zu haben. Kaum einer, der überlebte, erfuhr ein annähernd gutes Leben als Ausgleich seiner Leiden.

    Der Band registriert insgesamt 4043 Menschen, darunter 3621 Personen, die als Täter zu bezeichnen oder zum Umfeld der Täter zu rechnen sind.

    Ernst Klee

A
    Aaron, Mois
    Jüdisches Sonderkommando
    * Saloniki. Ankunft Auschwitz nach neuntägiger Fahrt im abgeriegelten Güterwaggon am 11.4.1944 aus Athen. Von 2500 Menschen werden 1872 sofort in der Gaskammer ermordet. Aaron muss ins Gaskammerkommando, damals Sonderkommando (SK), nach 1945 Jüdisches Sonderkommando genannt, da die Angehörigen des SK Juden sind. Verbleib unbekannt. – Mithäftling Jaakov Gabai über seinen ersten Tag im Sonderkommando (zit.n. Greif): »Ich erinnere mich, gegen 17.30 Uhr kam ein Transport. Die Alteingearbeiteten sagten uns, wir sollten uns die Neuankömmlinge gut angucken, denn in wenigen Minuten wären sie nicht mehr am Leben. Wir glaubten das nicht. Nach kurzer Zeit befahlen uns die Arbeiter hinunterzugehen, um zu sehen, was dort geschehe. Wir gingen hinunter, öffneten die Gaskammer und sahen wirklich die Leichen. Das sei nun unsere Arbeit, hieß es.«

Abe, Arthur
    SS -Oberscharführer
    * 11.5.1915 Blumenhagen, Kreis Prenzlau. Nach 1945 Wohnsitz in Bayern. – Häftlingsarzt Lettich zur Schwierigkeit, Namen von Tätern zu nennen: »Die Ankunftsselektion meines Transportes fand auf freien Felde in der Nähe des Lagers Auschwitz statt. Die Großrampe in Birkenau war im Zeitpunkt meiner Ankunft [Juli 1942] noch nicht fertiggestellt. Die Gruppeneinteilung, die von einer Reihe von SS-Leuten vorgenommen wurde, war mir zunächst nicht klar. Die Namen der SS-Leute, die bei unserer Ankunftsselektion mitgewirkt haben, sind mir nicht bekannt. Ich habe mir diese Personen auch nicht gemerkt, denn wir waren im Zeitpunkt unserer Ankunft völlig benommen. Drei Tage hindurch waren wir in den Güterwaggons eingesperrt gewesen, ohne ausreichende Nahrung und Wasser.« Aussage: Auschwitz-Verfahren (AV), Bl. 17001f.

Abel, Franz
    SS -Schütze
    * 18.1.1908. Unter anderem im Außenlager Jawischowitz. † 19.10.1954 Salzburg. – Häftlingsärztin Ella Lingens: »Jeder, der dort war, tat auch einmal etwas Gutes. Hätten die SS-Männer in Auschwitz immer nur Böses getan, so hätte ich mir gesagt, sie können nicht anders; es sind krankhafte Sadisten. Diese Menschen aber konnten zwischen Gut und Böse unterscheiden und entschieden sich einmal für Gut und neunhundertneunundneunzigmal für Böse.«

Abel, Gustav
    SS -Rottenführer
    * 6.5.1909 Elsbitow. Nach 1945 in Kerpen. – Das LG Frankfurt am Main über den Ablauf einer Transportankunft (Auschwitz-Urteil): »Beim Eintreffen der angekündigten Transporte verständigte der Adjutant oder ein anderes Mitglied des Kommandanturstabes telefonisch die verschiedenen Abteilungen des Lagers sowie den Wachsturmbann [des SS-Totenkopfsturmbanns] von der Ankunft des betreffenden RSHA-Transportes und befahl, daß die für den Rampendienst eingeteilten Führer, Unterführer und Männer sich auf die Rampe zu begeben hätten. Die ›Abwicklung‹ eines für die Vernichtung bestimmten RSHA-Transportes war bis ins einzelne organisiert. Bei den

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