Auschwitz - Täter, Gehilfen, Opfer und was aus ihnen wurde
mangelte. Parkanlagen und Promenaden durften von Juden nicht besucht werden. Die Geschäfte tragen in großer Druckschrift gezeichnet: Juden werden nicht bedient oder an Juden keine Warenabgabe. Fleisch, Gemüse, Obst, Fette und ähnliche Sachen wurden auf den Lebensmittelkarten gestrichen. Wir mußten Sterne mit dem Vermerk ›Jude‹ an Kleidern und Mäntel tragen. Kinos und Theater durften nicht besucht werden. Kurzum, unser einziger Ausflugs- und Ruheplatz war unser Friedhof.« Sternberg hat die Leiden der Mithäftlinge häufig beschrieben. Ein Beispiel ist ihre Erinnerung an eine Mutter und deren Tochter ( AV , Bl. 3972 ): »Zu derselben Zeit lag eine Mutter mit ihrer Tochter zusammen im Krankenblock. Die Mutter starb 5 Tage bevor geplant war, die Kranken auszugasen. Das Mädchen, welches 15 Jahre alt war, weinte sehr am Morgen, an dem sie erwachte und ihre tote Mutter neben sich liegen sieht. Nur wenige konnten diesem verzweifelten Mädchen ein tröstendes Wort sagen, weil ja alle schon von dem Leben und Treiben der SS mitgerissen wurden, und jede nur noch an ihr eigenes Schicksal denken konnte. Die eine Pflegerin, die selbst eine slowakische Jüdin war, ging zu der Koje und spricht zu dem Mädchen, stehe auf, los mach dein Bett, daß du nicht auch krepierst, und zog das Mädchen mit der anderen Hand aus dem Bett. Dann wurde die Leiche auf der Erde nach vorne gezogen und zu den übrigen Leichen geworfen. Das Mädchen wollte nicht mehr leben, denn nun hatte sie niemand mehr, der sich um sie kümmerte. Fünf Tage später wurde sie mit den Selektionen ausgesucht und mit den übrigen Kranken vergast.« † 31 . 1 . 2008 . Judith Sternberg ist ein Beispiel dafür, daß man Mitgefühl nicht unterdrücken mußte, um Auschwitz zu überleben.
Stiller , Alfred
Zentral-Bauleitung
* 15 . 9 . 1895 Grodoziczno. SS -Hauptscharführer. Kommando Bauhof. Verbleib unbekannt. – Museum Auschwitz (StAu II ): »Der Anblick der vom Arbeitskommando Bauhof in das Lager einrückenden Häftlinge flößte den Häftlingen [im Lager] panische Angst ein. Obwohl diese Häftlinge bereits von der Tagesarbeit erschöpft waren, mußten sie bei der Rückkehr in das Lager noch jeweils mehrere Ziegelsteine tragen. Und wer von diesen Häftlingen keine Ziegelsteine tragen mußte, der schleppte die Leichen der ermordeten Häftlinge oder nicht mehr marschfähigen Mithäftlinge.«
Stirling , Wilhelm
SS -Rottenführer
* 26 . 3 . 1910 Graz. SS -Totenkopf-Sturmbann, Kommandanturstab. † 23 . 4 . 1942 Teillazarett Laurahütte.
Stiwitz , Fritz (nicht: Stiewitz, Stiebitz)
SS -Unterscharführer
* 15 . 5 . 1910 Sobernheim/Pfalz. Blockführer in Auschwitz, 1943 Stellv. Rapportführer (Spieß). Häftlingsärztin Lingens (Erinnerungen): »Da sah ich, wie ein großer, magerer SS -Mann, mit einem widerlichen, degenerierten Gesicht, die Reihen der Jüdinnen abschritt und von Zeit zu Zeit eine herausrief. Man sagte mir, daß dies der Arbeitsdienstführer Stiebitz sei, und ich nahm an, daß er Frauen für eine bestimmte Arbeit aussuchte. Später erfuhr ich, daß er die Auswahl für die Gaskammer traf.« KZ -Kollege Heinrich Bischoff: »War von den Häftlingen und den unteren SS -Dienstgraden gefürchtet.« Erschoß Häftlinge an der
Schwarzen Wand
(dafür gab es als Sonderverpflegung Schnaps und Zigaretten). Leichenträger Ota Fabian im Auschwitz-Prozeß über den Abtransport von Leichen nach einer Exekution: »Ich trug vorne, da hörte ich plötzlich hinter mir auf der Bahre eine Stimme: ›Herr Oberscharführer, Sie haben mich schlecht getroffen.‹ Stiewitz, der damals geschossen hatte, sagte: ›Halt’s Maul, du kriegst noch eine!‹ Wir mußten die Trage absetzen, und Stiewitz schoß dem Häftling in den Kopf.« Nach Auschwitz in den KZS Vavaira und Kuremea (Estland). 1945 im KZ Ohrdruf (Aussage Wilhelm Werle). Seine Ehefrau Herta, SS -Aufseherin, behauptet dagegen ( AV , Bl. 4983 ff.): »Er kam im Jahre 1943 von Auschwitz weg zu einer Fronteinheit im Osten.« † Vom AG Berlin-Spandau 1957 – auf Antrag der Ehefrau – für tot erklärt. Herta Stiwitz: »Auf die Frage, ob mein Ehemann sich gegenüber den Häftlingen sehr menschlich verhielt, möchte ich antworten, daß ich das nicht glaube.«
Stiwitz , Herta , geb. Tack
KZ -Wärterin
* 3 . 3 . 1920 Dechtow b. Nauen. Arbeitertochter. Hausgehilfin. Freiwillige Meldung zum KZ . Mai 1941 in Ravensbrück, Oktober 1941 in Auschwitz, SS -Aufseherin im Küchenkommando in Birkenau.
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