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Ausgeblüht: Kriminalroman (Psycho-Krimi) (German Edition)

Ausgeblüht: Kriminalroman (Psycho-Krimi) (German Edition)

Titel: Ausgeblüht: Kriminalroman (Psycho-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mali Benro
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sich zu rasieren. Dieses Kind raubte ihm die letzte Kraft, den letzten Nerv mit diesem unbändigen Ungehorsam. Es hatte wieder jeder Menge List und Beharrlichkeit bedurft, damit sie aufsteht, damit sie sich anzieht, etwas isst und ihre Medikamente nimmt, ihren Schulranzen packt und endlich loszieht. Wie hasste er dieses zermürbende Prozedere, mit dem jeder Schultag begann. Albert öffnete das Schränkchen über dem Waschtisch und warf sich eine von Gretas Tabletten ein. Interessanterweise puschten sie ihn auch auf, stundenlang war er nach der Einnahme voll konzentriert und leistungsfähig. Das half ihm, er würde heute die wichtige Sitzung mit den Vertretern des Bauausschusses souverän meistern. Er würde mit seinen Plänen alle Zweifler überzeugen, dass seine Firma das beste Angebot offerierte. Potsdam bekäme endlich eine überdimensionale, topmoderne Einkaufsgalerie, und die Zeitungen würden ihn feiern. Im Geiste sah er die Schlagzeilen und rieb sich zufrieden die Hände. Dann probierte er vor dem Spiegel verschiedene Posen aus. Kontrollierte sein Lächeln, verzog die Mundwinkel, bleckte die Zähne, ja, so war es gut, so würde er in die Kameras strahlen und genial rüberkommen im Lokalfernsehen. Wie gewohnt holte er ein frisches Hemd aus dem Schrank, einen dunkelblauen Anzug, eine gestreifte Krawatte. Fein säuberlich legte er alles auf den Badewannenrand und schmierte sich den Rasierschaum ins Gesicht. Präzise zog er die Klinge am Kinn entlang, und schaute immer wieder auf sein Handy, das er sicherheitshalber auf das Waschbecken gelegt hatte. Doch das Handy schwieg. Kein Anruf von Saskia, keine SMS. Sie würde erst nach Hause kommen, wenn er längst im Büro war, so wie öfters in der letzten Zeit. Auch diesmal würde er dieses Verhalten ignorieren und nicht nachfragen, wo sie die Nacht verbracht hatte, denn er wusste, dass sie ihn nur anlog.
    Er hatte so viele Merkwürdigkeiten an ihrem Verhalten registriert, die ihn nervös und unsicher machten, deshalb recherchierte er schon seit längerem hinter ihr her. Unauffällig, sie sollte seine Skepsis nicht spüren. Er würde sie auch diesmal nicht fragen, nicht mal nach ihren Tagebüchern, die sie im Kamin verbrannt hatte. Wie auch, offiziell durfte er von deren Existenz gar nichts wissen, denn er hatte sie geheim gelesen. Angekokelte Fetzen hatte er gestern Abend im Kamin gefunden und den geschmolzenen roten Rand eines Umschlags. Fein säuberlich hatte er die kleinen Überbleibsel wie ein Puzzle zusammengelegt, sich die Finger schmutzig gemacht mit dem Ruß und der Gewissheit, etwas Unrechtes zu tun. Die wenigen Zeilen, die er entschlüsseln konnte, reichten aus, ja es waren ihre Tagebücher, Informationen, die er gierig verschlungen hatte, immer mit der Angst im Nacken, sie könnte früher nach Hause kommen und ihn bei seiner unerlaubten Recherche ertappen. Er kannte ihre Bücher, er kannte ihre Geschichte, er wusste, dass sie mehrere Liebhaber hatte und dass sie mit Frank fliehen wollte. Immer wieder hatte er ihre Zeilen gelesen, die schreckliche Wahrheit empfangen und registriert, dass er in ihrem Leben keine Rolle mehr spielte. Nachts, wenn sie unterwegs war, ging er in den Keller, wo sie die Bücher in einer Kiste versteckt hatte. Bang, welche Neuigkeiten er diesmal erfahren musste. Süchtig war er nach ihren Worten, nach ihren Taten, falsch und schlecht fühlte er sich, weil er den Verrat durchschaute, indem er sich wie ein Spion bediente. Verstecktes in seine Hände nahm, um über ihr Intimleben informiert zu sein. Sie hatte ihm die Tür schon lange zugeschlagen, ihn einfach nicht mehr rein gelassen. Sie war ausgezogen aus dem Schlafzimmer und schloss sich ein im Gästezimmer. Er durfte sie nicht mehr berühren, sie nicht mehr lieben, sie nicht mehr besitzen. Er musste sie nicht nur mit Greta, sondern seit Jahren auch noch mit anderen Männern teilen. Kümmerliche Reste blieben ihm, die Reste einer großen Liebe, Gegenstände wie die Kaffeemaschine, Kleidungsstücke, die er ihr gekauft hatte, Sorgen und Ärger mit dem Vermieter, mit Gretas Lehrern, mit Greta.
    Die Administration ihrer Ehe hatte Bestand, Saskia hatte er verloren, und seine Reaktion war armselig, krank. Keine Lösung wollte ihm einfallen, ihm, dem große n Strategen, dem erfolgreichen Bauunternehmer. Sein Hochschulstudium, sein Doktortitel, das fette Konto, all der Luxus, den er ihr bot, nichts schien mehr von Wert.
    Wenn er einen Strich unter die Rechnung machte, stand da eine fette

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