Ausgeblüht: Kriminalroman (Psycho-Krimi) (German Edition)
Mache ich doch gerne! Was bildete sich dieser arrogante Schnösel ein, wie wenn er das nicht selbst könnte, es war sein Teich, sein ganzer Stolz. Wochenlang hatte er ihn bei brütender Hitze ausgeschaufelt, angelegt. Er brauchte die Goldfische dieses braun gebrannten Eindringlings nicht und schon gar nicht seine Hilfe. Aber was machte er? Er machte wie ein Vollidiot gute Miene zum bösen Spiel und hörte sich widerwillig die ach so gut gemeinten Ratschläge an, ließ diesen Quacksalber eine Wasserprobe ziehen, begrüßte den selbsternannten Teichbauexperten als neuen Freund des Hauses und prostete ihm dann auch noch mit einem Glas Prosecco zu.
Zu selbstsicher war er gewesen, zu eingebildet i n dem Glauben, diesen Rivalen beherrschen zu können.
Und dann dieses ständige Geschwätz über Gretas Aufmerksamkeitsdefizit, das Frank diagnostiziert hatte und von dem er selbstherrlich meinte, dieses sicher in den Griff zu bekommen. Horrende Rechnungen landeten auf seinem Schreibtisch für die ganzen Untersuchungen, die keine Krankenkasse übernahm, die er bezahlte und zu denen Saskia regelmäßig Greta unter heftigem Widerstand zwang. Diesen ganzen Aktionismus hatte er zugelassen und finanziert. Mit dem Ergebnis, dass es zu Hause noch mehr Ärger gab, weil Greta regelmäßig ausflippte, unkontrollierbar wurde, seitdem sie diese Tabletten schluckte, die angeblich gar keine Nebenwirkungen hätten. Ein zu hoher Preis für eine umstrittene Therapie, wie er fand.
Ständig fragte er sich, warum er das Spiel mitspielte, ein Spiel, das ihm missfiel. Die Antwort war immer die gleiche, er hoffte zu gewinnen, sie zu halten, unvorstellbar war ihm der Gedanke, wie sein Vater reagieren würde, wenn er ihm das Ende der Beziehung mitteilen müsste, zugeben müsste, dass er versagt, verloren, ein sinnloses Gelübde bei der Eheschließung abgelegt hatte, alle Warnungen seiner Mutter in den Wind schlagend. Ihre Ablehnung Saskia gegenüber spürte er bereits bei der ersten Begegnung beider Frauen. Seine Mutter hatte ihr nie eine Chance gegeben, sie immer als nicht standesgemäß deklariert, nur weil sie aus einer einfachen bürgerlichen Familie kam, nur weil sie eine schrille unbekümmerte Art hatte, laut sein konnte, provozierte, unqualifizierte Kommentare abzugeben wusste, wenn es ihr gerade in den Sinn kam und so im erlauchten Kreise der Familie oder unter Geschäftspartnern jedes ernste Gespräch platzen ließ.
Aber er war stolz auf sie gewesen, auf seinen wunderschönen Rohdiamanten, um den ihn fast jeder Mann beneidete, stolz auf ihren Körper, diese Ausstrahlung, diese erotische Wirkung, die sie auf Schritt und Tritt verbreitete. Wie konnte er nur glauben, dass er ihr alleiniger Besitzer bleiben würde?
Albert zerrte am Krawattenknoten so heftig, dass es ihm den Kehlkopf einklemmte, er lockerte das Gebinde deshalb wieder ungeduldig und ließ die Krawatte schlapp um den Hals baumeln, nahm noch einen Schluck aus seiner Kaffeetasse und verließ das Haus. Für ihn war klar, dass Saskia demnächst auftaucht und sie am Abend zum legendären Gänseessen seines Clubs gehen würden. Dann hätte alles seine Ordnung, wenigstens für diesen Moment und für die Gesellschaft.
Kapitel 3
Postwendend öffnete ein groß gewachsener , dunkelhaariger Mann und begrüßte Olivia ungeduldig.
„Hatten wir einen Termin vereinbart? Ich habe doch alles absagen lassen.“
„Entschuldigen Sie, ich suche Dr. Frank Stein“, sagte Olivia vorsichtig. „Privat, es ist privat und sehr wichtig“, schob sie eine Erklärung hinterher.
Er sollte nicht denken, dass es um einen Arzttermin ging. Der Türöffner stellte sich vor. Josef sei sein Name, Dr. Steins bester Freund, und Josef lächelte sie an. Er ging einen Schritt zurück, stellte keine Fragen und bat Olivia mit einer kurzen Handbewegung herein. Die Tür fiel ins Schloss, sie waren allein. Keine Patienten, keine Arzthelferinnen, keine Geräusche, die auf irgendwelche Aktivitäten hinter den verschlossenen Praxistüren hingedeutet hätten. Josef betrachtete sie aufmerksam, unerträglich lange, so kam es Olivia vor. Sie standen sich gegenüber, unbeweglich und fremd. Wie zwei Passanten im Aufzug, die auf den nächsten Stopp warteten.
„Heute läuft nichts, wir haben Stress“, flüsterte er und musterte Olivia genauer. Seine Blicke wanderten an ihrem festen korpulenten Körper entlang. Auf und ab. Sie fühlte sich wie ein armseliges Insekt zwischen zwei Glasscheibchen gequetscht, unter dem
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