Ausgeflittert (Gesamtausgabe)
»Dieses Schwein!«, sagt sie und ist in Kampfesstimmung. »Die Fahrt in die Firma können wir uns sparen. Die lassen mich gar nicht erst vor.« Wir fahren in Nanes Haus und suchen alle Ordner zusammen. Mit der Angst im Nacken, von Norbert entdeckt zu werden, bringen wir die Papiere schnell ins Auto und fahren geschwind davon.
»Bis auf seine Kreditkartenabrechnungen ist nichts Brauchbares dabei.«
»Auffällig sind aber die vielen Transaktionen in US Dollar.« Wir selbsternannten Wirtschaftsdetektive treten auf der Stelle.
»Gibt es keine Person in Norberts Firma, der du vertrauen kannst?« frage ich und ernte lautes Lachen. Ich greife zum Telefon, mache ein wichtiges Gesicht und wähle die Nummer von Norberts und Yanniks Firma.
»Hier spricht Caren Bruckmöller, von Hölderlin Consulting. Herrn Wieland, bitte!«
»Tut mir leid, Frau Bruckmöller, die Herren sind auf Reisen. Kann ich etwas ausrichten?«
»Herr Wieland erwartet unsere Expertise und zwar sofort. Wir haben es bereits auf seinem Mobiltelefon versucht, ihn aber nicht erreicht. Die Unterlagen sind streng vertraulich und dürfen nur ihm persönlich bekannt gegeben werden.«
»Versuchen Sie es doch in unserer Niederlassung in San Francisco.«
»Bitte geben Sie mir die Rufnummer und Adresse. Ich bin im Auto und habe die Daten nicht bei mir.« Ich schreibe mit und wiederhole. »Jetzt haben wir dich an den Eiern«, lache ich zufrieden.
»Du hattest die richtige Vorahnung.«
»Wie gut kennst du Mabel«, frage ich. Ich weiß, dass die junge, blonde Schönheit vor ihrer Ehe mit Yannik, als seine Sekretärin gearbeitet hatte. »Los, rufe sie an. Die Männer sind in den USA. Die beste Gelegenheit ein Gespräch unter Frauen zu führen.«
Wir treffen uns mit ihr in einer Hamburger Szene Kneipe.
»Ich habe schon lange auf deinen Anruf gewartet«, sagt Mabel zu Nane. »Yannik hat auch vor zwei Wochen die Scheidung eingereicht. Jetzt ist es noch günstig für ihn. Wir sind noch nicht lange genug mit einander verheiratet, sodass ich keine großen Ansprüche stellen kann.«
»Ich denke, die Firma soll kurz vor der Pleite stehen?« Mabel lacht.
»Die Firma steht kurz vor der Übernahme! Das ist ein Riesengeschäft für Yannik und Norbert. Da geht es um Millionen! Wenn du dich jetzt von Norbert scheiden lässt, bist du eine Idiotin.« Sie zieht einen Heftordner aus ihrer Handtasche und übergibt ihn mit einem Augenzwinkern.
»Hast du der Scheidung zugestimmt?«, will Nane wissen.
»Natürlich nicht! Ich will zwar auch die Trennung, aber ich lasse mich doch nicht zum Nulltarif abservieren. Ich will ein ganz normales Leben mit Kindern und Familie. Das ist mit einem Mann wie Yannik gar nicht möglich. Für ihn zählt nur Geld und nochmal Geld.« Nane stimmt ihr zu.
»Ihr Mann hat sein Angebot auf ein hunderttausend Euro erhöht«, sagt Nanes Rechtsanwalt.
»Ich lehne nicht nur dankend ab, sondern ziehe meinen Scheidungsantrag zurück. Schreiben sie ihm, dass ich ihn liebe, ihn vermisse, ihn wie wild begehre und an unserer Ehe festhalten werde.« Sie überreicht ihrem Rechtsbeistand Mabels Unterlagen und berichtet ausführlich von den Übernahmeplänen.
»Ja, wir machen ihm einen fetten Strich durch die Rechnung«, freut sich der Anwalt in Anbetracht des riesigen Streitwerts.
Auf der Rückfahrt fängt Nane an zu weinen.
»Wenn du mir nicht in den Kopf gewaschen hättest, würde ich heute noch als ahnungslose Haushälterin mein Dasein fristen. Dank dir habe ich wieder Freude am Leben. Nette Menschen kennengelernt, eine Aufgabe die mir Spaß macht und wenn alles gut geht, sogar bald finanziell ausgesorgt. Wie kann ich das je wieder gut machen?«
»Hilf mir dabei, auch wieder glücklich zu werden. Ich habe mich so verrannt und habe Angst, dass ich da allein nicht wieder raus komme«, beichte ich ihr. »Ich habe mich mit Yannik eingelassen und nicht gemerkt, dass er mich nur benutzt hat, um dich zu manipulieren. Dabei habe ich Steffen verletzt. Das ist unverzeihlich!«
»Du hast auch Tobi verletzt! Er liebt dich so. Warum kannst du ihm nicht vergeben? Wir beide gehen auf die Fünfzig. Wie oft glaubst du, wird uns noch der Richtige begegnen?«
Endlich finde ich die Zeit, bei der Polizei Anzeige wegen Körperverletzung zu erstatten. Der Gendarm Clement sieht mich ungläubig an. Ich habe das Gefühl, nicht ernst genommen zu werden und verlasse
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