Ausgeflittert (Gesamtausgabe)
mit Tobi am Tresen und die beiden füllen sich ab. Mach dir keine Sorgen, ich halte ein Auge auf die Männer. Gute Besserung«, sagt Nane und legt auf.
»Diese Frau entwickelt sich zu einem Alptraum«, schimpfe ich auf dem Weg ins Bad. Mit Schüttelfrost und Dauerbrechreiz lege ich mich aufs Bett. Jeden Schluck Tee, den ich angeekelt trinke, bringe ich nach wenigen Minuten im hohen Bogen wieder heraus.
»Wer straft mich so?«, jammere ich in mein Kissen. Gegen sechs Uhr morgens schlafe ich endlich erschöpft ein. Nach drei Stunden weckt mich das Telefon. Frederik gratuliert mir vom Düsseldorfer Flughafen und sagt, dass sich sein Abflug um eine Stunde verschiebt. Ich weiß, dass ich in spätestens zwei Stunden fertig sein muss, um meine Familie abzuholen. Das ist nicht zu bewältigen. Ich schlage ihm vor, einen Leihwagen zu nehmen. Schnell koche ich mir einen Kaffee und wähle Steffens Nummer. Er ist verkatert, spricht aber wieder mit mir. In einer Stunde will er vor dem Stadthotel auf mich warten. Ich sehe in den Spiegel. Ein Bild des Grauens. Ich bin noch immer gerötet und sehe aus wie ausgespuckt. Der Kaffee schmeckt mir nicht. Der Gedanke an die vielen Gäste lässt den Schüttelfrost zurück kommen. Ich quäle mich in meinen neuen Wagen und lege zur Sicherheit eine Spucktüte auf den Beifahrersitz.
»Bitte fahre du zurück«, flehe ich Steffen an. »War dir gar nicht übel nach den Muscheln?«
»Das Essen war das Einzige, was mir gestern bekommen ist. Wenn du wieder mit Tobias zusammen gegangen wärst, hätte ich dich vielleicht noch verstanden. Aber warum Yannik? Mich lehnst du seit Jahren mit der Begründung ab, Tobi wäre deine große Liebe. Und dann nimmst du dir einen verheirateten Liebhaber?« Ich antworte ihm mit einem lautstarken Würgen. Es bilden sich Schweißperlen auf meiner Stirn und ich zittere am ganzen Körper.
»Leg dich hin. Ich kümmere mich ums Essen«, sagt er und geht zum Kühlschrank. Ich ziehe es vor, mich vor die Toilettenschüssel zu knien. »Du musst trinken!«, sagt er und macht sich dran, einen frischen Tee zu kochen.
»Nicht mit dem Leitungswasser«, rufe ich, als ich ihn in der Küche sehe. »Nimm das Wasser aus dem Kanister.« Steffen setzt einen Kessel auf und schaut mich besorgt an.
»Seit wann spukst du schon?«
»Seit meiner Rückfahrt gestern.« Meine Bauchkrämpfe nehmen wieder zu. Steffen macht mir Umschläge und massiert meinen Kopf.
»Hast du heute schon etwas gegessen?«
»Nein nur Kaffee getrunken.« Steffen geht zur Kaffeemaschine und zieht den Wassertank hervor und schnuppert daran.
»Das Wasser riecht nach Bittermandeln«. Danach prüft er das Wasser im Kanister. »Marie, das Wasser ist vergiftet! Wo hast du die Telefonnummer vom Krankenhaus?« Ich schleppe mich zum Wassertank.
»Ich rieche nichts!«
»Es reicht! Du musst dringend zum Arzt!« Der Krankenwagen kommt nach einer Viertelstunde. Steffen nimmt den Kanister und fährt im Krankenwagen mit. Im Hospital wird mein Magen gespült und ich komme an den Tropf. Nach drei Stunden steht das Ergebnis der Wasseruntersuchung fest. Es ist mit einem toxischen Pflanzenschutzmittel versetzt. Auf Steffens Drängen hin, informieren die Ärzte die örtliche Polizei. Meine Familie versammelt sich ums Bett und ist fassungslos.
»Was für ein Geburtstag.« Ich muss im Krankenhaus bleiben. Nachdem sich meine Besucher verabschieden schlafe ich sofort ein. Früh morgens werde ich von stechendem Durst wach. Ich öffne die Augen und blicke erstaunt in Tobis Gesicht. Er hat die Nacht an meinem Bett gewacht und meine Hand gehalten.
»Wie kannst du ernsthaft annehmen, ich könnte dir etwas antun?«, fragt er verzweifelt. Ich trinke einen Schluck Wasser und drehe mich wortlos auf die Seite, um weiterzuschlafen. Gegen Mittag höre ich Frederik sagen.
»Du bleibst hier nicht einen Tag länger allein!« Belle beruhigt ihn. »Ich bin jetzt wieder da und werde deine Mutter nicht mehr aus den Augen lassen.«
Am nächsten Tag darf ich das Krankenhaus verlassen. Belle holt mich mit ihrem Wagen ab. Als wir in die Auffahrt zu meinem Haus einbiegen, kommt Nane uns entgegen.
»Ich wollte dir einen Krankenbesuch abstatten.«
»Wie lange bleibst du noch? Die Saison ist bald vorbei. Oder behält dich René noch weiter?«
»Meine Scheidung läuft. Norbert hat eingewilligt. Wir können sogar das Trennungsjahr umgehen. In spätestens zwei Monaten
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