Ausgeflittert (Gesamtausgabe)
bekomme ich mein Geld«, sagt Nane sichtlich erleichtert.
»Dein Norbert verarscht dich! Yannik und Norbert sind pleite. Dein Mann versucht gerade zu retten, was zu retten ist. Ich musste versprechen, dicht zu halten. Aber ich meine, es ist in Ordnung, wenn ich dir die Wahrheit sage. Nane, bewege deinen Hintern nach Hamburg und versuche mit deinem Anwalt zu sprechen. Wenn es stimmt, was Yannik mir erzählt hat, geht bei Norbert alles den Bach runter. Du wirst nicht einen Euro sehen.«
»Weshalb versuchst du mich loszuwerden? Ich nehme dir doch nichts weg?«
»Ich breche gerade ein Versprechen, um dir zu helfen.« Nane nimmt ihr Telefon zur Hand und ruft ihren Anwalt an. Sie berichtet ihm von meiner Theorie und bittet ihn, in dieser Sache zu recherchieren. Ihr Anwalt hat auch eine Neuigkeit zu berichten. Nobert unterbreitete ein außergerichtliches Vergleichsangebot und ist bereit, Nane mit einer pauschalen Summe von 50.000 Euro abzufinden.
»Das stinkt!«, rufe ich, »so wie du Norbert bloß gestellt hast, gibt er dir freiwillig nicht einen Cent. Schon gar nicht, wenn er tatsächlich blank ist.« Nane ist verunsichert und fragt, was sie nun machen soll.
»Ich würde eine Wirtschaftsdetektei beauftragen. Die soll prüfen, ob es Tochterunternehmen gibt. Yannik besitzt ein Haus in Kalifornien. Es liegt doch nahe, dass sie in den Staaten das richtige Geld verdienen. Deine Töchter studieren genau wo in Amerika? Fahre in dein Haus und suche die Papiere durch. Forsche nach Norberts Reiseunterlagen. Finde heraus, wohin ist er im letzten Jahr gereist ist. Schaue nach, wer tatsächlich im Grundbuch steht. Unternimm endlich etwas! Wenn du hier bleibst, kannst du gar nichts machen.« Nane nickt zustimmend.
Mit einer Zeitschrift liege ich im Schatten und blättere durch die Seiten, als Tobias anruft. »Darf ich dich besuchen? Ich stehe schon vor deinem Tor.« Ich lasse ihn herein. Seit vielen Monaten betritt er das erste Mal wieder das Haus. »Ich bin fast umgekommen vor Angst um dich.« Er will mich umarmen, aber ich weiche ihm geschickt aus.
»Wen hast du so verärgert. Wer hat dir das angetan?« Ich zucke mit den Achseln.
»Warum wohnt Nane bei dir?«
»Weil sie meine Hilfe brauchte. Du hattest sie ja vor die Tür gesetzt, um ungestört deine Affäre genießen zu können. Und wie Steffen mir stolz berichtete, durfte er zwischendurch auch mal wieder ran! Warum nur? Ich erkenne dich kaum wieder.« Jetzt reicht es mir. Ich blicke ihn wütend an und sage: »Du bist der Letzte, der mir moralische Vorhaltungen machen darf.« Ich stehe auf, um ihn zur Tür zu begleiten. Aber er will nicht gehen.
»Ich hab dich so unendlich lieb. Paris habe ich abgesagt. Seit Anfang des Jahres kümmere ich allein um Clara. Ich bin kein Egoist. Sag mir doch, was ich tun kann, damit du mir wieder glaubst!«
»Geh jetzt, Tobias. Ich will dir nicht verzeihen!«
»Lange warte ich nicht mehr, Marie. Auch meine Geduld ist endlich.«
Grübelnd hocke ich auf dem Sofa. Die beiden Männer, die die größte Rolle in meinem Leben spielten, erkennen mich nicht wieder und sie haben Recht. Ich verletze Menschen, die mir wichtig sind. Ich breche sogar in eine Ehe ein. Das ist nicht die alte Marie. Für diese Spiele war ich nie zu haben. Dass Tobias mich zu tiefst enttäuscht hat, ist keine Entschuldigung für mein Verhalten. Liebe ich Yannik? Mit Sicherheit nicht. Steffen macht sich immer noch Hoffnungen. Das muss aufhören! Ich rufe meinen Noch Ehemann an.
»Steffen, lass uns endlich die Scheidung zu Ende bringen. Wir müssen unsere Leben ordnen. Wenn wir beide verheiratet bleiben, wird es immer wieder zu emotionalen Kränkungen kommen. Das ist das Letzte, was ich dir antun möchte.« Steffen willigt ein und ich bin erleichtert. Nane hupt laut vor dem Gartentor. Sie ist endlich bereit, um ihre finanzielle Zukunft zu kämpfen.
»Bevor ich fahre, möchte ich dir danken.« Eine gute Freundin war ich ihr nicht, denke ich beschämt.
»Warte auf mich! Ich werde dich begleiten. Zusammen können wir mehr erreichen.«
Angesichts der desolaten Finanzlage meiner Freundin verzichte ich auf eine Übernachtung und mute meinem Rücken eine siebzehn Stunden lange Fahrt zu. Unser erster Weg führt uns zum Amtsgericht in die Grundbuchabteilung. Nane weist sich aus und erhält eine beglaubigte Abschrift. Ihr Haus ist nicht belastet und sowohl auf Norbert, als auch auf ihren Namen eingetragen.
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