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Ausgeliehen

Ausgeliehen

Titel: Ausgeliehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Makkai
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hast dein Leben riskiert!«
    Es war seltsam, in so schmeichelhaftem Licht gesehen zu werden, deshalb bremste ich ihn. »Ich brauche deine Hilfe«, sagte ich. »Deine und nur deine, und du darfst niemandem etwas sagen.«
    Ich zeigte ihm das Magazin und die Listen und sagte ihm, wofür ich ihn brauchte. »Du kannst alles aus der Wohnung haben, alles, was übrig ist. Als Bezahlung. Du kannst es für dich behalten oder es als Requisiten benutzen, das ist mir egal. Du kannst es auch verkaufen!« Er schaute sich um, sah den Couchtisch, die Lampen, den Orientteppich, den mir mein Vater zu Weihnachten geschenkt hatte. Alles schöner als die meisten Artikel im Fundus.
    »Ich mache es umsonst«, sagte er, und ich wusste, dass es stimmte. Er lief gut gelaunt im Zimmer umher, so wie ich mir vorstellte, dass er vor jedem Auftritt hinter der Bühne umherlief. »Du hast mir gerade die beste Rolle meines Lebens geschenkt.«
    In dieser Nacht schlief ich in der Wohnung, so tief und fest, wie ich seit Monaten nicht mehr geschlafen hatte, und Tim klopfte um zehn Uhr an meine Tür, um mir mitzuteilen, dass er nun »in den Kampf« ziehe.
    »Sag ehrlich, Lucy«, sagte er, »wenn dieser Pastor dort ist und ich ihn mit meinen Schlüsseln ersteche, ist dann alles ruiniert?«
    »Ja.« Ich musste lachen. »Halte dich an das Drehbuch, Tim. Außerdem wird der Pastor nicht dort sein. Du siehst übrigens großartig aus.« Das tat er wirklich. Er trug einen grauen Anzug aus einem Kostümverleih, ein weißes Hemd ohne Krawatte, abgewetzte Abendschuhe, die Haare zu einem eleganten Pferdeschwanz gebunden. Er hatte eine Aktentasche und ein Schreibbrett mit einem Kugelschreiber und einer Art Formular. Ich betrachtete es genauer: Es war ein Abonnementformular aus dem Foyer des Theaters, die obere Kante umgeklappt. Die Magazine hatte er sich unter den Arm geklemmt. »Du weißt, welches das Richtige ist?«
    Er nickte. »Ganz bestimmt.«
    »Hals- und Beinbruch«, sagte ich.
    Die nächsten Stunden verbrachte ich mit Putzen, nicht etwa weil ich dachte, dass Tim oder der nächste Bewohner sich darum kümmern würden, wie gut gesaugt der Teppich war, aber es war das Einzige, was mir zu tun einfiel. Ich putzte die Fenster mit Essigreiniger, ich schrubbte den Drehteller in der Mikrowelle, ich räumte den Medikamentenschrank leer.
    Dann endlich war Tim da, er schlug mit beiden Händen an meine Tür, kam hereingestürmt – außer Atem, mit rotem Gesicht und strahlend – und galoppierte um meinen Couchtisch herum.
    »Ich war großartig!«, sagte er. »Lucy, ich war verdammt gut , und da war kein einziger Kritiker weit und breit, der mich gesehen hätte! Aber das ist egal! Ich war phantastisch, und ja, fürs Protokoll, dieses Kind ist hundertprozentig schwul. Leidenschaftlich. Du hättest mich sehen sollen! Ich sagte: ›Gnädige Frau, ich habe hier ein freies Abonnementexemplar für Sie‹, und sie wollte es mir schon aus der Hand nehmen, da sagte ich: ›Hören Sie, ich bekomme Ärger, wenn ich es nicht direkt jemandem aus unserer demographischen Zielgruppe überreiche‹, und dann sagte ich, ich hätte draußen einen Basketballkorb gesehen, sie habe doch bestimmt einen Sohn im Teenageralter, und sie sagte: ›Nein, er ist erst elf‹, und dann tauchte er plötzlich hinter ihr im Eingang auf und fragte: ›Was? Was?‹ Es war perfekt !«
    »Hat er okay ausgesehen?«, fragte ich.
    »Meinst du gesund? Klar. Allerdings wirkte er irgendwie nervös, ich würde vielleicht sagen, aufgeregt. Aber er hat nicht geblutet und nichts. Sie haben mich ins Haus gelassen. Ich stand in der Eingangshalle, und die Mutter fragte mich nach unserer Glaubenszugehörigkeit. Also sagte ich evangelikal. Keine Ahnung, ob das richtig war, aber anscheinend hat es funktioniert. Und dann habe ich genau das gesagt, was du mir aufgetragen hast: ›Ja, unser Hauptsitz ist in Vermont, aber wir haben auch Büros in Iowa, Ohio und Oahu, Hawaii.‹ Du hättest das Gesicht des Jungen sehen sollen. Ich glaube, er hatte Angst, ich würde ihn outen. Er stand hinter seiner Mutter und starrte mich wütend an. Es war, als könnte ich sehen, wie sich die Rädchen in seinem Kopf drehten und wie er dann verstand, dass du die Einzige bist, die das weiß. Währenddessen fragte die Mutter ständig nach unserer Philosophie und wer unser Verleger sei. Also reichte ich ihr die saubere Ausgabe und sagte: ›Sie haben keine Katzen, oder? Meine Augen tränen.‹ Der Junge sagte: ›Nein, nur ein Meerschweinchen‹, und

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