Ausgelöscht
Mr. Reeses finanzielle Probleme doppelt und dreifach hätte lösen können«, sagte er. »Ganz zu schweigen davon, dass sie Mr. Coroway noch reicher gemacht hätte, als er bereits ist. Sehr viel reicher. Aber dann ist alles schief gelaufen. Ihr Mann steckte in einer Sackgasse. Nennen wir es eine geistige Blockade. Und als er versuchte, sie zu überwinden …Nun, wir wissen ja alle, dass John Snow unter Anfällen litt«, fuhr Clevenger fort und ließ den Blick über die Anwesenden wandern. »Zu viel Stress, ein Problem, das er nicht lösen konnte, und schon kam es zu einem Kurzschluss in seinem Gehirn. Vielleicht waren diese Anfälle echt, vielleicht auch nicht. Aber sie plagten ihn. So viel ist sicher. Und das war einer der Gründe, weshalb er sich einem neurochirurgischen Eingriff unterziehen wollte. Er war seine Beschränkungen leid.« Er sah wieder Theresa Snow an. »Sie wussten das.«
Sie nickte kaum merklich.
»Sie alle wussten das«, sagte Clevenger und sah die versammelte Gruppe an. Er ließ den Blick einen Moment lang auf Heller ruhen, um sicherzustellen, dass er die Nerven behielt. »Die Frage ist also, wie man John Snow helfen konnte, jene letzte kreative Hürde zu nehmen. Wie inspiriert man ein Genie, dessen Gehirn – oder Verstand – außerstande ist, den letzten Schritt zu machen?« Er zuckte mit den Achseln. »Hat jemand einen Vorschlag?« Er wartete. Niemand meldete sich zu Wort. »Also …« Er sah über die Länge des Tisches zu George Reese. »Was, wenn er sich verlieben würde?«
Reese drehte sich leicht auf seinem Stuhl zur Seite und wandte den Blick ab.
Jack LeGrand schien sich zu wundern, warum Reese so unbehaglich dreinschaute.
»Die Sache läuft ungefähr so«, sagte Clevenger, ohne Reese aus den Augen zu lassen. »Ihre Frau kommt eines Tages heim und erzählt Ihnen, dass ihr in ihrer Kunstgalerie ein nettes kleines Geschäft gelungen ist. Zweihunderttausend Dollar. Für ein einzelnes Gemälde. Und zufällig stellt das Gemälde sie selbst dar.« Er hielt einen Moment inne und sah zu Theresa Snow, die den Blick abwandte. »Sie ist stolz auf sich«, fuhr Clevenger fort, »denn sie weiß, dass die Dinge finanziell ziemlich schlecht stehen. Das, was ihr immer alles bedeutet hat – nämlich Geld – wird knapp.«
»Behaupten Sie«, wand LeGrand ein.
Clevenger ließ sich nicht ablenken. »Also fragen Sie, Mr. Reese, nach, wer der Käufer ist, wie das jeder gute Ehemann tun würde. Schließlich muss es jemand sein, der von Ihrer Frau beeindruckt ist.«
Reese sah ihn an.
»Und sie sagt Ihnen, der Mann heiße John Snow«, sagte Clevenger. »Er ist ein Luftfahrtingenieur, hat sein eigenes Unternehmen. Sehr, sehr intelligent, aber im Umgang mit Menschen unbeholfen. Eigenartig. Er scheint fasziniert – beinahe wie verzaubert. Sie denkt, sie könnte ihm praktisch alles verkaufen. Sie findet es fast komisch. Und die Räder in ihrem Kopf fangen an, sich zu drehen.« Er sah Reese in die Augen. »Möchten Sie weitererzählen?«
»Lecken Sie mich«, knurrte Reese.
Clevenger sah, wie Coroway die Hand vom Tisch hob und Reese ein Zeichen gab, sich zu beherrschen. Er sah ihn an. »Mr. Reese hatte einen Platz in der ersten Reihe bei dem Schauspiel, wie John Snow seiner Frau verfiel, da Snow die schlechte Angewohnheit hatte, sich seinem Geschäftspartner anzuvertrauen. Und Sie hatten ihn noch nie so energiegeladen gesehen, Mr. Coroway – von seiner allerersten Begegnung mit Grace Baxter an. Sie hatten ihn noch nie so lebendig gesehen.« Er machte eine Kunstpause. »Also haben Sie und Mr. Reese einen netten kleinen Plan ausgeheckt. Warum sollte Grace Baxter nicht John Snows Muse werden? Wenn er die Informationen, die Sie brauchten, bereits hatte, würde er sie ihr vielleicht ausplaudern. Wenn er tatsächlich unter einer Blockade litt, konnte sie ihn vielleicht motivieren, sich mehr ins Zeug zu legen, jenen letzten kreativen Sprung zu wagen. Schließlich wäre er nicht der erste große Künstler oder Intellektuelle, der sich von einer schönen Frau inspirieren ließ.« Clevenger zuckte mit den Achseln und sah wieder zu Reese. »Er war bereits halb verliebt in sie. Und es bestand schließlich keine Gefahr, dass sie sich in ihn verlieben würde. Der Mann konnte sich ja nicht einmal richtig kleiden.«
Clevenger dachte an Billy im Beobachtungsraum, der dafür gewappnet war, was er gleich zu sehen und zu hören bekommen würde. Er zwang sich, sich auf die Gruppe am Tisch zu konzentrieren. »Niemand hätte
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