Ausgeträllert (German Edition)
den Schaden hier bezahlt hast. Und jetzt mach bloß keinen Stress! Sonst mach ich dir welchen!«
»Ich war das nicht. Und hey, wir müssen irgendwo schlafen. Wir können doch auf dem Sofa ...«
Hinter Fionas zierlicher Figur tauchte plötzlich ein Hühne auf, dessen Muskeln wie aufgepumpt wirkten. Ich hörte, wie Raoul hinter mir die Kofferschließen aufschnappen ließ.
»Was’sn’los?«, fragte der behaarte Riese und kratzte sich unter den Achselhöhlen.
»Nix«, antwortete Fiona. »Die gehen schon. Haben sich in der Tür vertan.«
»Ich dachte, die wollten Stress machen!«
Fiona knallte die Tür zu.
Raoul klappte seinen Messerkoffer wieder zu. »Was wir mache jetzt? Esse isse halbe sswei.«
»Wir fahren bei Wilma vorbei, und wenn da keiner aufmacht, dann bei Oma Berti. Und wenn alle Stricke reißen, dann fahren wir zu Matti. Ich bin müde, ich muss schlafen. Zur Not lege ich mich bei ihm in einen Sarg.«
Raoul schulterte seinen Seesack.
»Bevor isse liege in eine Ssarg, isse sslafe in de Bett von de alte Hippie.«
»Hoffen wir mal nicht, dass es so weit kommen wird.«
Nach einer ergebnislosen Sightseeing-Runde durch Bochum, die uns vor verschlossene Türen geführt hatte, erwartete uns vor Mattis Bestattungsinstitut die nächste Überraschung. Dort standen der alte Benz von Oma Berti, Mias kleiner japanischer Reiskocher und Wilmas neuer Mini-Cooper. Auf der anderen Straßenseite, dort, wo Matti wohnte, war alles hell erleuchtet. Ich sah ihn in der Küche mit einer Pfanne hantieren. Ein Pfannkuchen flog nach oben, und Matti eilte mit der Pfanne hinterher, um ihn wieder aufzufangen. Raoul schaute sich das Schauspiel an und sagte: »Hier wir ssinde richtig.«
Matti öffnete uns die Tür mit der brutzelnden Pfanne in der Hand. Aus dem Wohnzimmer grüßten winkend Elli, Mia, Berti, Wilma und Carmen.
Bevor ich erklären konnte, warum wir da waren, schob Matti uns in die Küche und gab neuen Teig in die Pfanne. Dann eilte er hinaus, kam mit frischen Handtüchern wieder zurück und drückte uns jeweils einen kleinen Stapel davon in die Hand. »Ich habe die Sauna geheizt«, sagte er. »Wenn Sie wollen ...?«
»Nein, Herr Matti. Dusche reicht vollkommen ... oder willst du in die Sauna, Raoul?«
Der Chefkoch stand schon wieder am Herd, hatte sich die Pfanne genommen und wendete elegant den Pfannkuchen, ohne dass das Ding an der Decke kleben blieb. »Nein, nein.« Er ließ den fertigen Pfannkuchen auf einen Teller gleiten und sagte zu Matti: »Locker bleibe in de Handgelenke... keine Probleme.« Dann ging er mit seinen Handtüchern hinaus.
»Links«, riefen Matti und ich gleichzeitig.
Die Badezimmertür fiel zu. Matti schob mir den fertigen Pfannkuchen hin. »Ahornsirup?«
»Ja, Herr Matti. Ahornsirup, bitte. Und bevor ich einschlafe, was ist der Grund für Ihre Heiterkeit und die Versammlung der Damen nebenan?«
»Wir warten auf Rudi«, sagte er. »Kaffee?«
Ich nickte. Da war der Knipser aber schneller umgefallen, als ich gedacht hatte.
»Doktor Herzig hat uns angerufen und gesagt, dass Ihr Exfreund im Zuge einer Aussprache mit ihm die Anzeige gegen Rudi zurückgezogen hat. Damit war die Sache erledigt. Wir fragen uns nur, wie es Ihnen gelungen ist, ihn umzustimmen.«
»Ich hab ihm einen Mord angehängt«, sagte ich. »Die Nachtigall ist tot, und er hatte die Mordwaffe in der Hand. So kann’s gehen.«
Matti setzte sich mir gegenüber an den Tisch. »Frau Berti hat das erzählt. Der Reisebus wurde vor der Kongresshalle von der Polizei erwartet. Alle sind dazu befragt worden. Eine schreckliche Geschichte.«
»Ja, und ich will jetzt nicht weiter drüber nachdenken. Was hat denn der Seidel dazu gesagt, dass der Knipser die Anzeige zurückgezogen hat?«
»Was soll er machen? Wie sagt man hier? Wo kein Kläger, da kein Richter. Herr Doktor Herzig ist noch beim Staatsanwalt.«
»Jetzt? Es ist schon nach drei Uhr nachts! So viel Golfrunden kann der Herzig den gar nicht gewinnen lassen, um das zu rechtfertigen.«
»Na ja. Es war dann wohl eher Frau Ruschkowsky, die den Termin möglich gemacht hat.«
Matti hielt inne.
»Und wie?«
Elli kam in die Küche und vollendete Mattis Bericht: »Ich hab zu dem gesagt, er soll sich beeilen, sonst schicke ich seine Lieblingsknute mit schönen Grüßen an seine Gattin.« Elli zwinkerte mir zu. »Ich hab da schließlich keine Verwendung für, wo die Fiona nicht mehr wiederkommt.«
»Tja, Elli, du irrst dich. Fiona ist wieder da. Sonst wäre ich mit Raoul nicht
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