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Auslegware

Auslegware

Titel: Auslegware Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ashan Delon
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für mich. Oder ich für ihn.
     
     

3. ausbreiten
     
    Aber so einfach, wie ich mir das vorgestellt hatte, ihn mir auszureden, war es nicht.
    Dieser Typ spukte unentwegt in meinem Kopf herum. Sein Lächeln, seine angenehme Stimme, sein federnder Gang … Es verfolgte mich bis meine Träume, wo ich ihm die Sachen vom Leib riss und knallroten Teppich verlegen ließ.
    Ich fragte mich die nächsten Tage stündlich, beinahe schon minütlich, wie es ihm nun mit seiner neuen Auslegware erging. Ob er es schaffte, ob es ihm überhaupt gelang, die dicken, schweren Rollen in seine Wohnung zu schaffen. Ich schalt mich, mich nicht weiter darum gekümmert zu haben. Ich hätte ihn wenigstens danach fragen können, ob er einen Transporter oder einen Anhänger hatte, oder ob ich ihm beim Verladen helfen solle. Stattdessen hatte ich ihn einfach mit seiner Neuerrungenschaft gehen lassen.
    Der Typ – wer auch immer er war – ich hatte mir nicht einmal seinen Namen geben lassen – kämpfte nun allein in seiner Wohnung mit dem Verlegen eines Teppichs. Sein Körperbau war schmächtig, sicherlich nicht in der Lage, das Gewicht des Bodenbelages zu stemmen. Man brauchte ein paar starke Männer, um das schwere Teil in die richtige Position zu ziehen, wenn es erst einmal auf dem Boden ausgerollt war. Rücksichtlos hatte ich ihn mit dem Teil gehen lassen. Unverantwortlich.
    Ich ärgerte mich von Stunde zu Stunde, von Tag zu Tag mehr über mich. Ich hätte meine Hilfe wenigstens anbieten können. Mit dem Hintergrund, dass ich ihn dann besser hätte kennenlernen und sogar herausfinden können, ob er tatsächlich nicht auf Männer stand. Andrea hatte sich jedenfalls hoffnungslos in ihn verkuckt. Bei der Mittagspause am Freitag trafen wir zufällig aufeinander, wo sie in den höchsten Tönen von ihm schwärmte. Ich musste mit meiner Eifersucht kämpfen, obwohl ich mir selbst bewusst war, keinen Grund dafür zu haben. Er hatte mir zu keiner Zeit Avancen gemacht – ganz im Gegenteil.
    Ich sollte ihn mir aus dem Kopf schlagen. Ob geniale Beute oder nicht, der Typ war nicht mein Revier.
    Mein verwirrter Zustand hatte sich keinen Deut gebessert, als Amanda am Freitag Nachmittag zu mir hetzte und mir atemlos erzählte, dass der nette schwule Kerl wieder im Baumarkt war. Ich hatte hinten im Lager zu tun, sortierte neu angelieferte Rollen um und katalogisierte sie für das elektronische Logistiksystem.
    „Er fragt nach dir“, raunte sie mir mit einem Blinzeln zu. „Läuft da was zwischen euch?“
    Ich sah sie so verdutzt an, dass sie auflachte und mir kumpelhaft an den Oberarm boxte. „Er sieht recht verzweifelt aus. Was hast du mit dem gemacht?“
    „Ihm Auslegware verkauft“, gab ich tonlos von mir. Mehr als die Tatsache, dass meine Vermutungen wahr geworden waren, verunsicherte mich Amandas Andeutung. „Seid ihr alle verrückt geworden?“, maulte ich sie an. „Nur weil so ein schmalbrüstiger Gockel in unserem Laden herumstolziert, muss doch nicht jeder, der mit ihm spricht, zum anderen Ufer tendieren.“ Ich schüttelte fassungslos den Kopf. „Du hast sie wohl nicht mehr alle …!“ Ich gab mich beleidigt. Das Letzte, das ich wollte, war das Gerücht, dass ich homosexuell sein sollte. Das konnte ich absolut nicht gebrauchen. Schon gleich gar nicht, wenn jemand wie Holger zu meinen Kollegen zählte.
    Amanda sah mich erschrocken an, ehe sie die Augen verdrehte, wortlos herumwirbelte und davonging. Mir war es gleichgültig, wenn ich mir nun ihre Freundschaft verscherzt hatte. Sie war ohnehin nur eine gute Kollegin, mit der ich nichts weiter unternahm und auch keine intimen Details austauschte. Diesen Verlust konnte ich getrost verschmerzen.
    Seufzend legte ich die Lieferlisten beiseite und machte mich auf den Weg in den Verkaufsraum. Tatsächlich stand der Kunde zwischen den Teppichpaternostern und lächelte mich sogleich wieder so unschuldig hinreißend an, dass ich ins Stolpern geriet, als meine Knie augenblicklich weich wurden.
    Ich riss mich zusammen, setzte ein freundliches Lächeln auf und nickte ihm begrüßend zu.
    „Guten Tag. Was kann ich für Sie tun?“, erkundigte ich mich.
    Der Kunde leckte sich hastig über die Lippen und wischte die Hände an seiner Hose ab. Beim ersten Mal hatte er eine enge Jeans und ein eng anliegendes, sexy Shirt getragen. Heute war er offenbar vom Renovieren direkt in den Baumarkt gekommen. Er trug ein ausgewaschenes T-Shirt, das einmal schwarz gewesen war. Jetzt war es mit weißen Farbsprenklern

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