Ausradiert - Nicht ohne meine Tochter: Thriller
aufgeben. «
Nach sieben Tagen wurden sowohl Kati Prescout als auch Gary Winslow offiziell für tot erklärt. Katis Bruder aus Vancouver wollte sich um das Begräbnis kümmern, das im engsten Familienkreis stattfinden sollte.
Mark wollte in einer ganz besonderen Form von Kati Abschied nehmen. Für ihn war sie auch nicht ganz gestorben, solange die Leiche nicht gefunden war. Er klammerte sich wider besseren Wissens an die Hoffnung, dass sie doch irgendwie überlebt haben könnte, wollte einfach nicht wahrhaben, dass sie nie wiederkommen würde.
Erst durch den Verlust erkannte Mark, wie gern er sie gehabt hatte. So vieles gab es, was er ihr noch hätte sagen wollen. Gewiss war er ihr unendlich dankbar, dass sie ihm in seinen schwersten Stunden bedingungslos vertraut und ihn unterstützt hatte. Wäre sie nicht gewesen, wäre seine Tochter vermutlich tot. Jedenfalls war Mark davon überzeugt.
Ob Gary überhaupt einen Plan für seinen letzten Auftritt hatte, würde für immer ein Geheimnis bleiben. Vielleicht wollte er sich zusammen mit Jana von der Brücke stürzen.
Es war aber nicht nur die Dankbarkeit, die Mark einige Tränen in die Augen trieb. Als er bei leichtem Wellengang auf das Wasser blickte, musste er an den Kuss auf der Fähre von Vancouver nach Vancouver-Island denken. Damals war er kurz zur Ruhe gekommen und hatte gespürt, dass er sich in sie verliebt hatte. Diesen Gedanken hatte er aber erfolgreich verdrängt, da er seine Tochter retten wollte.
Wie die Zusammenfassung in einem Film fielen ihm die vielen Kleinigkeiten jetzt erst richtig auf, die sie ausgemacht hatten. Ihr gütiger Blick, ihre wachen, schönen braunen Augen, ihre Geduld, ihre Fürsorge.
» Hier, nehmen Sie. « Elwood Paynes reichte ihm ein Taschentuch.
» Danke… « , Mark wischte sich die Tränen ab und holte stoßweise Luft, » …was ich noch immer nicht verstehe: Was hatte sich Gary dabei gedacht, Jana zu verschleppen? Ich meine, das war doch klar, dass es irgendwann auffliegen würde. «
» Für jeden normalen Menschen ja. Psychopathen ticken aber ganz anders. Durch den frühen Verlust seines Vaters wurde Gary von der Angst gequält, nicht geliebt und abgewiesen zu werden. Seine Mutter flüchtete sich in den Alkohol. Ich habe vor einigen Tagen mit der Psychologin gesprochen, bei der Gary ein paar Wochen in Behandlung war. Er hat die Therapie eigenmächtig abgebrochen. «
» Das mag ja alles sein, Mr. Paynes. Aber ich kann diesen Scheiß von wegen schwerer Kindheit nicht mehr hören. «
» Ich verstehe Sie gut. Auf keinen Fall will ich sein Verhalten entschuldigen, ich will es nur erklären. Den endgültigen Knacks muss Gary bekommen haben, als seine erste große Liebe ihn Hals über Kopf verlassen hat. «
» Woher wissen Sie das? «
» Sie hat es ausgesagt, ich habe die Protokolle gelesen. Außerdem hat er in seiner Wohnung ein Tagebuch hinterlassen. «
Elwood Paynes holte einen Zettel aus der Tasche. Eine Kopie des Tagebuches von der entscheidenden Stelle.
Keine Frau wird mich mehr verlassen. ICH bestimme darüber. Das schwöre ich beim Tod meines geliebten Vaters.
Jana stand plötzlich neben ihnen.
» Ist das von Gary? «
» Ja. «
» Darf ich es lesen? «
» Natürlich. «
Jana las es aufmerksam durch.
» So ein Arschloch. Über seinen Vater wollte er nie reden, da hat er immer dicht gemacht, wenn ich ihn darauf angesprochen habe. Mr. Paynes, darf ich Sie etwas fragen? «
» Sicher, was denn? «
» War es meine Schuld, also, hätte ich erkennen müssen, dass er verrückt ist? «
» Nein, das darfst du nicht mal denken. Solche Psychopathen sind Meister darin, sich zu verstellen. «
Jana fing schrill an zu lachen.
» Wem sagen Sie das, in der Theatergruppe wurde ihm großes Talent bescheinigt, er hätte es bis nach Hollywood schaffen können, meinte unsere Leiterin. «
Der Besitzer der Yacht gab den Anwesenden ein Zeichen.
» Wir sind soweit, hier ist die Stelle. «
Über ihnen ragte die mächtige Golden Gate Bridge in die Höhe , der erste große Pfeiler direkt voraus. Genau der Ort, an dem Kati auf das Wasser aufgeschlagen sein musste.
Jana nahm unter Tränen zwei langstielige Rosen in die Hand, gab ihrem Vater eine davon.
» Wollen wir? « , war das Einzige, was sie schluchzend hervorbrachte. Mark nickte nur und schaute aufs Wasser.
» Kati, du hast nicht nur unsere Herzen berührt, du wirst auch immer in unseren Herzen bleiben. «
Beide warfen ihre Rosen ins Wasser. Der Yachtbesitzer betätigte
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