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Ausradiert: Thriller (German Edition)

Ausradiert: Thriller (German Edition)

Titel: Ausradiert: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Abrahams
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während der Verhandlung untadelig gewesen war: »Einen Scheiß habe ich«, und donnerte mit der Faust auf den Tisch. An seinem Hals pochte eine Ader, und sein Gesicht schwoll an und verfärbte sich; die Wirkung war phallisch, unkontrolliert, gefährlich: einer dieser elektrisierenden Momente im Gerichtssaal, die meistens nur in Erzählungen vorkommen. Die Schmetterlingsfrau zuckte zurück. Die Richterin schlug mit ihrem Hämmerchen. Die Ordner kamen herein.
    Es gab keine weiteren Fragen. Petrov trat aus dem Zeugenstand. Einer der Ordner klopfte ihm auf dem Weg nach draußen diskret auf die Schulter.

    Der Santa Ana wehte heiß und trocken. Petrov liebte die Hitze, möglicherweise eine Reaktion auf seinen Geburtsort, obwohl er Russland im Alter von zwei Jahren verlassen hatte und keine Erinnerungen daran besaß. Aber während er den Parkplatz überquerte, erwog Petrov, zur Abkühlung schwimmen zu gehen. Freitagnachmittag kurz nach drei. Er hatte vorgehabt, das Wochenende am See zu verbringen – warum nicht sofort fahren, bei Tageslicht ankommen, vielleicht auch ein wenig angeln? Er hatte die Wagentür geöffnet, als eine Frau rief: »Mr. Petrov?«
    Sie eilte über den Parkplatz. Nach ihrem Gesicht zu urteilen war sie Mitte dreißig, obwohl ihr Körper zehn Jahre jünger wirkte und ihre Kleidung – T-Shirt mit Spaghettiträgern und Minirock – zu einem Teenager gehörte. Ihre Augen waren die ängstlichen Augen einer zukünftigen Klientin.
    »Ich heiße Liza«, sagte sie. Sie blieb stehen und schwankte leicht auf ihren hohen Absätzen. »Eigentlich Lisa, aber beruflich Liza. Liza Rummel. Es geht um Amanda.«
    »Wer ist das?«
    Liza Rummel schüttelte den Kopf, ein rasches Hin und Her, als würde sie das Gesagte löschen und noch einmal von vorn beginnen. »Ich habe im Gerichts-TV gehört, dass Sie heute aussagen. Deshalb bin ich hergekommen.«
    »Von wo?«
    »Von wo? Van Nuys. Früher haben wir in Encino gewohnt, aber jetzt leben wir in Van Nuys. Amanda gefiel es in Encino viel besser, wenn ich so darüber nachdenke – ich frage mich, ob das einer der Gründe dafür ist.«
    »Wofür?«
    »Amandas Verschwinden, Mr. Petrov, deshalb bin ich hier. Das ist doch Ihre Spezialität, oder? Vermisste Kinder?«
    »Vermisste Personen generell«, sagte Petrov. »Ist Amanda Ihre Tochter?«
    »Sie ist trotz allem ein gutes Kind.«
    Petrov nahm das als ja. »Was meinen Sie mit trotz allem?«
    »Ich schätze, Sie würden es normale Teenagerrebellion nennen. Im November wird sie sechzehn.« Liza Rummels Augen wurden ein wenig feucht. »Sie wurde an Thanksgiving geboren.«
    »Wie lange ist sie schon verschwunden?«
    »Drei Tage und zwei Nächte.«
    »Wann haben Sie sie zuletzt gesehen?«
    »Sie richtig gesehen? Dienstagmorgen. Sie schlief schon, als ich nach Hause kam.«
    »Um welche Uhrzeit war das?«
    »Gegen vier, vier oder halb fünf.«
    »Mittwochmorgen?«
    Sie blickte ihm direkt in die Augen. »Korrekt.«
    »Waren Sie bei ihr im Zimmer?«
    »Nein. Aber als ich aufstand, stand ihr Frühstücksgeschirr auf dem Tisch.«
    »Haben Sie die Polizei verständigt?«
    »Mittwochabend, als sie nicht nach Hause kam. Aber Sie kennen die Bullen. Sie halten sie einfach für eine weitere Ausreißerin. Taucht sicher wieder auf, wenn sie Hunger kriegt.«
    »Ist sie früher schon mal verschwunden?«
    »Irgendwie schon. Aber dieses Mal mache ich mir wirklich Sorgen.«
    »Was ist anders?«
    »Ich habe ein schlechtes Gefühl.«
    Ein schlechtes Gefühl. Petrov suchte auf ihrem Gesicht nach Anzeichen dafür. Als er vor Jahren begann, hatte er dreiundneunzig unterschiedliche Gesichtsausdrücke skizziert und benannt. Sorge, Nummer einundsechzig, war das, was er jetzt sah. Angst, die in ihrer Miene fehlte, war achtundsechzig. »Warum?«, fragte er.
    »Die anderen Male hatten wir uns vorher gestritten oder so. Dieses Mal gibt es keinen Anlass.«
    »Worüber gestritten?«, fragte Petrov.
    »Das Übliche – Hausaufgaben, Hausarrest, rauchen.«
    »Körperliche Auseinandersetzungen?«
    »Oh, nein.« Liza Rummel legte die Hand an die Brust, die Geste unschuldig, die Brust schwer; beide ein wenig künstlich.
    »Was haben Sie unternommen, um sie zu finden?«
    »Außer die Polizei zu rufen? Alles, was mir einfiel – herumfahren, die Schule anrufen.«
    Petrovs Erfahrung nach fiel den meisten Leuten mehr ein. Er musterte sie. Kam sie ihm nicht irgendwie bekannt vor, vielleicht ihr Mund? Sie hatte volle, schön geformte Lippen, beweglich und ausdrucksvoll.

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