Ausradiert: Thriller (German Edition)
hatte.
Petrov fuhr eine halbe Meile den Block hinunter. Die Häuser wurden ansehnlicher. Er parkte vor der 1296, klopfte an die Haustür. Auf der Fußmatte stand: Home Sweet Home.
Die Tür öffnete sich, und eine Frau in Sportkleidung spähte hinaus. Sie hatte einen drahtigen Körper, ledrige Haut, ein ungeduldiges Gesicht.
»Ms. Franklin?«
»Ich kaufe nichts.«
»Nick Petrov«, sagte er und zeigte ihr seine Zulassung. »Eine Ihrer Nachbarinnen wird vermisst, und ich hoffe, Sie können mir helfen, sie zu finden.«
»Ich kenne keinen der Nachbarn.«
»Amanda Rummel«, sagte er. »Ich glaube, sie ist eine Freundin Ihrer Tochter Beth.«
Über ihre Schulter konnte er einen Flur entlang in die Küche sehen; im Fernseher auf dem Tresen lief eine Gymnastiksendung.
»Wer hat Ihnen das erzählt?«
»Liza Rummel. Soweit ich weiß, sind Sie ihre Vermieterin.«
»Nicht mehr lange.«
»Warum?«
»Ende des Monats läuft der Vertrag aus.«
»Und die Rummels wollen nicht verlängern?«
»Korrekt.«
»Irgendeine Vorstellung, warum?«
»Ja, ich kann mir denken, warum. Aber ich wüsste nicht, was Sie das angeht.«
»Alles, was die Rummels betrifft, geht mich etwas an. Ich will das Mädchen sicher nach Hause holen.«
Ein Wagen voller Teenager hielt mit quietschenden Reifen am Straßenrand, und ein pummeliges Mädchen mit Schmetterlingstätowierung – groß und rot – auf der nackten Taille stieg aus. Petrov fiel sofort die Geschworene mit der Schmetterlingsbrosche ein. Ein Zufall, bedeutungslos; aber plötzlich begann sein Herz sehr schnell zu schlagen, als hätte er etwas falsch gemacht, und das Schicksal holte ihn ein. Sein Kopfschmerz schwand. Aber nicht ganz; stattdessen wurde er fast unmerklich schwach und hatte die Position geändert, sich aus seinem Kopf geschoben und schwebte nun ein kleines Stück darüber. Selbstverständlich unmöglich, aber er konnte ihn dort deutlich spüren.
Das Mädchen kam den Pfad hoch, ihr Rucksack baumelte von ihrer Hand. Ms. Franklin sah auf ihre Uhr. »Wo bist du gewesen?«, fragte sie.
»Pizza«, antwortete das Mädchen, während es Petrov einen Blick zuwarf.
»Geh ins Haus.«
Petrov trat einen Schritt beiseite. Das Mädchen ging hinein, ließ den Rucksack fallen, streifte die Schuhe ab, wandte sich zur Küche.
»Pizza, Blödsinn«, sagte ihre Mutter. »Die haben Gras geraucht.«
Petrov nickte; er hatte den Geruch ebenfalls wahrgenommen. »Aber sie ist jetzt zu Hause«, bemerkte er.
Die Frau sah ihn lange an, stieß einen irgendwie resignierten Seufzer aus. »Sie verlängern nicht, weil ich die Miete erhöht habe.« Ihre Augen verengten sich. »Wie es mein gutes Recht ist. Ich habe mich umgehört. Sie zahlen weit unter dem Marktpreis. Ich könnte für das Haus achtzehnhundert im Monat kriegen. Und wissen Sie, was die bezahlt haben?«
»Fünfzehnfünfzig.«
»Sie hat es Ihnen gesagt?«
»Ich habe geraten«, sagte Petrov. »Will sie hier wohnen bleiben?«
»Was glauben Sie? Zwei Schlafzimmer, anderthalb Bäder, Swimmingpool, Markenküche, gute Nachbarschaft – wer würde das nicht?«
Hatte es irgendeine Bedeutung, dass Liza seinen Vorschuss und sein Honorar bezahlen konnte, aber diese Mieterhöhung nicht? Petrov wusste es nicht. Er zog seine Brieftasche heraus und zählte zweihundertfünfzig Dollar von seiner, wie er sie nannte, Bestechungsrolle ab. »Erzählen Sie ihr, Sie würden zum alten Mietpreis verlängern. Denken Sie sich einen Grund aus.« Er hielt ihr das Geld hin.
»Das kapier ich nicht«, sagte sie. »Sind Sie so ’ne Art Wohltäter?«
»Nein«, sagte Petrov. Aber zusätzliche Instabilität in Lizas Leben würde bei der Lösung des Falls wenig hilfreich sein.
»Irgendwelche Bedingungen?«
»Nur eine«, sagte Petrov. »Lassen Sie den Pool reinigen.«
»Das ist einfach«, sagte die Frau und nahm das Geld. »Ich werde es selbst erledigen.«
»Ich hab total keine Ahnung, wo sie hin ist«, sagte Beth. »Wir hängen nicht zusammen ab oder so.« Sie saßen im Familienzimmer, Beth und ihre Mutter auf den entgegengesetzten Enden eines weißen Ledersofas, Petrov in einem dazu passenden Sessel.
»Aber ihr besucht dieselbe Schule.«
»Van Nuys West. Wir sind nicht in derselben Klasse. Amanda ist ziemlich gescheit.«
Petrov rief sich das Foto ins Gedächtnis; hatte Amanda da besonders intelligent ausgesehen? »Wie kommst du darauf?«
»Wegen der Art, wie sie redet.«
»Wie redet sie?«
»Wie Sie.«
»Kannst du dich an irgendeine kluge Bemerkung von
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