Ausradiert: Thriller (German Edition)
paarmal angerufen, versucht, sie zur Rückkehr zu überreden.«
»Wie heißt die Trainerin?«
»Ms. … oh, es liegt mir auf der Zunge«, sagte Liza. »Es fällt mir gleich ein.« Aber das tat es nicht. »Beth Franklin könnte die bessere Idee sein. Ich würde nicht behaupten, dass sie Freundinnen sind, aber sie wohnt ein Stück die Straße runter. Zwölf sechsundneunzig. Ihre Mutter ist unsere Vermieterin.«
»War Amanda gut im Volleyball?«
»Ich glaube schon. Sie ist einsachtundsiebzig groß, wissen Sie.«
Liza war ungefähr einssechzig. »Wie groß ist ihr Vater?«, fragte Petrov.
»Ihr Vater?«
»Wegen Amandas Größe.«
»Oh«, sagte Liza. »Ich bin nicht ganz sicher.«
»Ungefähr.«
»Ein bisschen größer als Sie.«
»Ich würde gern mit ihm reden.«
»Er lebt nicht hier.«
»Sind Sie geschieden?«
»Wir waren gar nicht erst verheiratet.«
»Trägt Amanda Ihren Nachnamen?«
»Korrekt.«
»Wie heißt ihr Vater?«
Sie schüttelte den Kopf. »Er hat nichts damit zu tun.«
Petrov warf noch einen Blick auf die Biene und registrierte, dass Liza sogar an den Stachel gedacht hatte. Der centgroße Schmerz über seinem linken Auge verstärkte sich etwas. Petrov hatte nie Kopfschmerzen, er hatte Mühe, sich, abgesehen von morgendlichen Katern in seiner Studienzeit, auch nur an ein einziges Mal zu erinnern.
»Wie lange leben Sie schon getrennt?«, erkundigte er sich.
»Seit Ewigkeiten. Amanda kennt ihn nicht mal, wenn es das ist, worauf Sie hinauswollen.«
»Was für eine Einstellung hat sie zu ihm?«
»Gar keine, das habe ich doch schon gesagt. Sie kennt ihn nicht und will ihn auch nicht kennenlernen.«
»Wie steht es mit Ihnen und Amanda?«
»Hä?«
»Beschreiben Sie Ihre Beziehung.«
»Toll. Wir sind eher wie Schwestern.«
Das Telefon klingelte. Liza griff danach, meldete sich. Er las ihre Gedanken: Amanda. Aber sie war es nicht. Sie drehte sich um, zog eine Papierserviette vom Tresen, kritzelte etwas darauf. Petrov las verkehrt herum: Airport Marriott – 21:30 – Zi 219. Sie legte auf.
Petrov sagte: »War Amandas Vater ein Kunde?«
Schweigen: Sie verdaute das. Er spürte etwas Zähes und Hartes in ihr, wie Narbengewebe. »Das ist eine hässliche Frage.«
»Aber wie lautet die Antwort?«
Sie stieß sich vom Tisch ab, stand auf. »In dem Film waren Sie wesentlich netter.«
Petrov machte sich bereit, ihr die fünfzig Dollar und den Scheck zurückzugeben, etwas, das er, wie er feststellte, nicht wollte. Der Fall interessierte ihn, obwohl er nicht wusste, warum, denn bis jetzt hatte er nichts Atypisches daran entdecken können.
Liza wandte ihm den Rücken zu, starrte aus dem Küchenfenster. Hatte er die Sache versiebt? Wenn ein Kind verschwindet, muss man beide Eltern in Betracht ziehen, und zwar sofort, das war Basisarbeit. Er hörte sie tief Luft holen. »Ich ging noch aufs College, als Amanda geboren wurde«, sagte sie.
Ihre Stimme stockte, so leicht, dass er es beinah nicht gemerkt hätte. Noch ein oder zwei weitere Jahre des Lebens, das sie führte, und es würde nicht mehr passieren, die Vergangenheit würde vollständig vernarbt sein. »Wo war das?«, fragte Petrov.
»UC Irvine.«
»Was war Ihr Hauptfach?«
»Kommunikation, wenn es geklappt hätte.«
»Aber?«
»Ich habe keinen Abschluss gemacht.«
»Wegen Amanda?«
Liza sah ihm ins Gesicht. »Amanda?«
Eine offensichtliche Frage. Warum reagierte sie erstaunt? »Die Schwierigkeit, allein ein Kind aufzuziehen und gleichzeitig zu studieren«, sagte Petrov.
»Amanda hatte nichts damit zu tun, dass ich ausgestiegen bin. Und wissen Sie was? Ich habe keine Ahnung, wie Sie jemals jemanden finden wollen, wenn Sie hier herumsitzen und irrelevante Fragen stellen, während die Zeit davonrennt.«
Die Antwort lautete fast immer Glück und Hartnäckigkeit. Er behielt sie für sich. »Ich würde gern Amandas Geburtsurkunde sehen.«
»Warum?«
»Das tue ich immer in Vermisstenfällen.«
»Sie ist verlorengegangen.«
»Wann ist das passiert?«
»Durchsuchen Sie mich.«
Petrov zog die Hallmark-Karte aus der Tasche, die er unter Amandas Bett gefunden hatte, und legte die Teile auf dem Küchentisch aneinander. Auf der Vorderseite war das Bild zweier kleiner Kinder, die, einen Korb zwischen sich, durch ein Feld voller Blumen spazierten. Innen stand in großer Mädchenschrift: Hey, Rui – wir werden uns gegenseitig helfen, okay? Bis dann, Amanda.
»Ist das Amandas Handschrift?«
»Ja.«
»Irgendeine Idee, was sie damit
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