Außer Atem - Panic Snap
Tür. Im Laufe des Tages kommt ein Schweißer raus und macht sich an die Reparatur.«
Wir drehten uns beide um, als wir einen an den Seiten und vorn mit Schlamm bespritzten Lieferwagen näher kommen sehen. Eine dunkelhaarige, sehr große und schlanke Frau steigt aus und kommt zu uns herüber. James macht mich mit seiner Zwillingsschwester Gina bekannt, die ihm, abgesehen von Größe und Augenfarbe, überhaupt nicht ähnlich sieht. Er ist grobknochig und stämmig und hat etwas Raues an sich, das schwer zu beschreiben ist. Sie dagegen ist auf eine verwirrende, harte und kantige Art eine auffallende Erscheinung. Sie hat langes schwarzes Haar, dick und gewellt, und Augen, deren Farbe an reifende Limonen erinnert. Sie sieht aus wie ein städtisches Cowgirl – sie trägt enge Jeans, ein rot-schwarz kariertes Hemd, dessen Ärmel bis zu den Ellbogen aufgekrempelt sind, und spitz zulaufende Cowboystiefel.
Sie schüttelt mir die Hand, eine kurze, flüchtige Geste, lächelt mich kurz an und wendet sich dann James zu, um ein Problem in der Kellerei mit ihm zu besprechen. Mich ignoriert sie. Schwarze Locken fallen ihr ins Gesicht, verdecken ein Auge; sie wirft den Kopf zurück, um den Blick frei zu bekommen. Ich fahre mir durch das kurze Haar. Bevor ich es geschnitten habe, war es fast genauso lang wie Ginas. Ich beobachte sie fasziniert. Ihre Wimpern sind lang und dunkel, und sie hat ein kühles, hageres Gesicht, sonnengebräunt. Besitzergreifend legt sie eine Hand auf den Arm ihres Bruders und wendet sich halb von mir ab.
Ich hebe eine Hand und beschirme die Augen gegen die Sonne. Neben James und Gina fühle ich mich klein und unbedeutend, zwergenhaft, im Wachstum zurückgeblieben. Ich muss zu ihnen aufsehen. Sie reden immer noch. James legt Gina eine Hand auf die Schulter und beugt sich leicht vor, sodass ihre Köpfe dicht beieinander sind, und ich habe den Eindruck einer Verschwörung, obwohl ich mitbekomme, dass sie nur über eine defekte Pumpe sprechen. Ein paar Augenblicke später lachen sie beide über irgendetwas, wobei sie einander immer noch berühren, und dann wechselt Gina das Thema und nennt ihren Bruder Jimmy. Das geht ihr locker und liebevoll über die Lippen; der Name stammt wohl noch aus ihren Kindertagen. Diese Welt müheloser Vertrautheit und entspannten geschwisterlichen Umgangs schließt mich aus. Wenn ich Brüder oder Schwestern haben sollte, dann sind sie in meiner Vergangenheit begraben.
Gina wirft mir einen Seitenblick zu, dreht sich um und sieht mich noch einmal an. Ich habe im Laufe der Jahre gelernt, nicht zurückzuweichen oder peinlich berührt den Kopf zu senken, wenn dies geschieht. Ich weiß, dass mein Gesicht andere Menschen geradezu zwingt, mich anzustarren, doch was ich in Ginas Miene sehe, ist weit mehr als bloße Neugierde. Erschrocken frage ich mich, ob sie errät, wer ich bin.
3
»Ich weiß, dass sie hier irgendwo ist«, murmelt Mrs. McGuane, während sie in einen Küchenschrank späht. Sie ist fast siebzig und hat schneeweißes Haar, das sie nicht färben mag.
Ich lächele vor mich hin. Ich habe mich daran gewöhnt, dass sie häufig hereinplatzt, wenn ich in der Küche bin. Im Grunde freue ich mich darüber. Sie ist die Einzige in der Familie, die mich wirklich zu mögen scheint. Gina ist freundlich, aber reserviert, und James ist unnahbar. Keiner von beiden hat es bisher über sich gebracht, mich zu sich nach Hause einzuladen, und abgesehen von den Mahlzeiten haben wir wenig Berührungspunkte. Anfangs hatte ich befürchtet, dass Gina irgendwie herausgefunden haben könnte, wer ich bin, doch das glaube ich nicht mehr. Sie wäre nicht so ruhig, wenn das der Fall wäre. Außerdem – wenn James derjenige ist, der mich sterbend auf dem Acker hat liegen lassen, dann hat er das seiner Schwester wohl kaum erzählt.
Ich siebe Mehl auf gewachstes Papier. Zum Nachtisch gibt es heute Abend Mandelkuchen, dazu blättrig geschnittene Erdbeeren und frischen Mascarpone, den ich mit Orangenlikör veredele. Mrs. McGuane öffnet eine weitere Schranktür, schließt sie wieder und geht zum nächsten Schrank. Sie sucht nach einer ganz bestimmten Servierplatte, die sie heute Abend benutzen möchte.
»Haben Sie schon im Geschirrschrank nachgesehen?«, frage ich.
»Ja, ja«, sagt sie zerstreut und stöbert mit gerunzelter Stirn weiter in dem Schrank herum. »Da habe ich zuerst nachgeschaut.«
Sie trägt ein pfirsichfarbenes Kleid mit steif gebügelten Falten, und während sie in der Küche
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