Außer Kontrolle: Thriller (German Edition)
in Nahla auf, und sich dorthin zu begeben ist viel zu riskant.«
» Ich werde mich aber nicht als Kriegsgegner dorthin begeben, sondern als Premierministerin der Türkei, die über keine große Macht verfügt, solange die Nationalversammlung aufgelöst ist, ein Kriegsrat das Parlament ersetzt und…« Akas stockte, dann kniff sie ungläubig die Augen zusammen. » Sagten Sie gerade, Phoenix sei noch immer in Nahla? Er befindet sich auf dem Luftwaffenstützpunkt Nahla? Ist das nicht genau dort, wo die Kämpfe stattfinden, wo all diese Männer umgekommen sind?« Sie sah, wie Hirsiz und Cizek einen Blick austauschten. » Gibt es da noch etwas?«
Hirsiz wollte erst nicht damit herausrücken, dann aber zuckte er die Achseln und nickte Cizek zu. » Es wird ohnehin sehr bald in den Nachrichten sein.«
» Wir haben den Luftwaffenstützpunkt Nahla bombardiert«, sagte Cizek. Akas verschlug es vor Fassungslosigkeit die Sprache. » Wir haben die Hauptquartiersgebäude der irakischen und amerikanischen Streitkräfte ins Visier genommen.«
» Sie haben was? Ihr Hauptquartier bombardiert?«,schrie Akas. » Sie haben tatsächlich den Verstand verloren, Sie alle beide. Ist Phoenix etwa tot?«
» Nein. Er befand sich zu dieser Zeit nicht in einem der Gebäude«, erklärte Hirsiz.
» Da haben Sie aber Glück gehabt!«
» Ich habe das Feuer auf Iraker und Amerikaner erst eröffnet, nachdem sie auf uns geschossen hatten!«, brüllte Hirsiz. » Ich habe diesen Krieg nicht begonnen! Die PKK tötet unschuldige Männer, Frauen und Kinder, und kein Mensch spricht mit uns. Nun, jetzt werden sie mit uns sprechen, oder? Sie werden schreien, sich beschweren und mir drohen! Doch es ist mir egal! Ich werde nicht nachgeben, bis die Iraker damit aufhören, der PKK Unterschlupf zu gewähren, und sie mir ihre Hilfe beim Kampf gegen diese Mörderbrut zusagen. Jetzt, da ein paar Amerikaner durch uns im Irak gestorben sind, werden sie mit uns über die Zerschlagung der PKK sprechen.«
Akas sah Hirsiz an, doch alles, was sie erkennen konnte, war Hass. Er erwiderte nicht einmal ihren Blick. » Wie viele tote Amerikaner hat es auf dem Stützpunkt gegeben, Herr Minister?«
» Zwanzig oder fünfundzwanzig, genau weiß ich es nicht mehr«, antwortete Cizek. » Dazu etwa einhundert Verwundete.«
» Gütiger Gott…«
» Vielleicht wäre es tatsächlich eine gute Idee, wenn Sie sich mit Phoenix treffen und auch mit Gardner sprechen würden, Ayse«, sagte Cizek. Die Augen vor Überraschung geweitet, die Kiefermuskeln verärgert angespannt, wandte sich Hirsiz herum. Cizek hob abwehrend die Hand. » Ich fürchte, Kurzat, die Amerikaner werden Vergeltung üben. Vielleicht nicht gleich und auch nicht militärisch, aber mit allen anderen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln. Wenn wir nicht sofort Verhandlungen mit ihnen aufnehmen, wird ein Gegenschlag ihrerseits immer wahrscheinlicher. Verkünden Sie einen Waffenstillstand, lassen Sie unsere Streitkräfte ihre Positionen halten und Ayse nach Bagdad reisen. In der Zwischenzeit werden wir unsere Truppen mit neuem Nachschub versehen, unsere Verwundeten und Toten abtransportieren und nachrichtendienstliche Informationen über den Aufenthaltsort der PKK und ihrer Sympathisanten einholen. Wir müssen sicher sein, dass wir die Unterstützung unserer Verbündeten nicht verlieren, brauchen aber auch nicht alles Erreichte aufzugeben.«
Hirsiz’ Miene zeigte brodelnden Zorn, während er seine beiden Berater anstarrte. » Wir sollen es jetzt beenden? Sind wir der Zerschlagung der PKK jetzt etwa näher als fünftausend geopferte Menschenleben zuvor? Wenn wir dies nicht zu Ende bringen, werden die fünftausend Soldaten, die ihr Leben verloren haben, umsonst gestorben sein.«
» Ich denke, wir haben der Welt unsere Notlage begreiflich gemacht, Kurzat«, sagte Akas. » Außerdem haben Sie der Welt bewiesen– und ganz besonders der PKK und deren kurdischen Sympathisanten–, wozu die Türkei imstande und bereit ist, um das türkische Volk und seine Interessen zu schützen. Lassen Sie aber zu, dass die Situation außer Kontrolle gerät, wird alle Welt Sie einfach nur für verrückt halten. Und das wollen Sie ganz sicher nicht.«
Hirsiz musterte seine beiden Berater immer noch. Akas konnte sehen, dass sich der Präsident mit jeder Sekunde isolierter fühlte. Er ging zurück zu seinem Schreibtisch, setzte sich aber nicht, sondern starrte durch das große Panoramafenster nach draußen. Soeben ging die Sonne auf, und es
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