Außer Kontrolle: Thriller (German Edition)
sah ganz so aus, als würde es ein kalter, nieseliger Tag werden, was Hirsiz’ Gefühl von Verlassenheit gewiss noch verstärkte.
» Ich habe lediglich versucht, das türkische Volk zu beschützen«, sagte er leise. » Ich wollte nichts weiter als dem Morden ein Ende machen.«
» Das werden wir auch, Kurzat«, sagte Akas. » Und zwar gemeinsam– Ihr Kabinett, das Militär, die Amerikaner und die Iraker. Wir werden alle miteinbeziehen. Sie müssen das nicht allein tun.«
Hirsiz schloss die Augen, dann nickte er. » Verkünden Sie einen sofortigen Waffenstillstand, Hasan«, ordnete er an. » Ein Plan für den stufenweisen Rückzug liegt bereits vor. Führen Sie Phase eins und zwei aus.«
Vor Überraschung verschlug es dem Verteidigungsminister einen Moment lang die Sprache. » Phase zwei?«, fragte er. » Aber das würde bedeuten, die Truppen bis an die Grenze zurückzubeordern. Sind Sie sicher, dass Sie einen so umfassenden Rückzug wünschen? Ich empfehle, dass wir…«
» Ayse, benachrichtigen Sie bitte den Außenminister, dass wir sofort ein Treffen mit den Amerikanern und Irakern wünschen, um eine Überwachung der Grenze durch internationale Beobachter und Friedenstruppen auszuhandeln«, fuhr Hirsiz fort. » Des Weiteren können Sie den Sprecher der Nationalversammlung benachrichtigen, dass ich, vorbehaltlich eines friedlichen und erfolgreichen Rückzugs aus dem Irak, den Ausnahmezustand beenden und das Parlament wieder einsetzen werde.«
Ayse Akas ging hinüber zu Hirsiz und umarmte ihn. » Sie haben die richtige Entscheidung getroffen, Kurzat«, sagte sie. » Ich werde mich augenblicklich an die Arbeit machen.« Sie schenkte Cizek ein Lächeln, dann eilte sie aus dem Präsidentenbüro.
Hirsiz stand an seinem Schreibtisch und starrte eine ganze Weile zum Fenster hinaus. Schließlich wandte er sich herum und stellte zu seiner Überraschung fest, dass sein Verteidigungsminister immer noch im Raum war. » Ja, Hasan?«
» Wissen Sie eigentlich, was Sie da tun, Kurzat?«, fragte Cizek. » Ein Waffenstillstand, schön. Das wird uns Zeit geben, uns neu zu formieren. Aber ein Rückzug bis zur Grenze, ehe wir eine Chance hatten, eine Pufferzone einzurichten und die PKK auszulöschen?«
» Ich bin müde, Hasan«, sagte Hirsiz erschöpft. » Wir haben zu viele Männer verloren…«
» Die Soldaten sind bei der Verteidigung ihres Landes gestorben, Herr Präsident!«, sagte Cizek. » Wenn Sie sich zurückziehen, bevor die Operation abgeschlossen ist, wird ihr Tod umsonst gewesen sein! Das haben Sie selbst gesagt!«
» Es werden sich andere Gelegenheiten ergeben, Hasan. Derzeit haben wir die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit. Man weiß jetzt, dass wir es ernst meinen, wenn es um die PKK geht. Und jetzt geben Sie die Befehle aus.«
Cizek schien noch weitere Einwände vorbringen zu wollen, doch dann nickte er knapp und verließ den Raum.
ALLIIERTER LUFTWAFFENSTÜTZPUNKT NAHLA, IRAK
Kurze Zeit später
» Schätze, es hätte erheblich übler für uns ausgehen können«, sagte Colonel Jack Wilhelm. Er stand einmal mehr in der behelfsmäßigen Leichenhalle im großen Flugzeughangar. » Zweiundzwanzig Gefallene im Triple-C, darunter mein Stabsoffizier, plus weitere dreiundzwanzig im Kampf gegen die Türken Gefallene, dazu mehr als zweihundert Verwundete, davon zwei Dutzend schwer.« Er wandte sich zu Patrick McLanahan. » Das mit Martinez tut mir leid, General. Wie ich hörte, ist er vor einer Weile verstorben.«
» Ja. Danke.«
» Ihre Leute und Ihre Gerätschaften haben sich bewährt, General. Sie haben sich hervorragend geschlagen.«
» Was man von unseren Kunden leider nicht behaupten kann«, entgegnete Patrick. » Die Iraker haben über zweihundertfünfzig Mann verloren.«
» Aber Jaffar und seine Männer haben gekämpft wie die Wilden«, sagte Wilhelm anerkennend. » Ich dachte immer, der Mann wäre nichts weiter als ein Großmaul und Windbeutel. Doch er hat sich als guter Feldkommandeur und harter Hund erwiesen.« Sein Funkgerät fiepte. Über Kopfhörer lauschte er kurz, erwiderte etwas und beendete das Gespräch. » Die türkische Premierministerin hat einen Waffenstillstand verkündet und erklärt, dass sich die türkischen Truppen bis zur Grenze zurückziehen werden«, eröffnete er Patrick. » Wie es aussieht, ist es vorbei. Was, zum Teufel, haben die Türken sich bloß dabei gedacht? Wieso haben sie das alles angefangen?«
» Frust, Verärgerung, Rache… Es gibt ein Dutzend möglicher
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