Außer Kontrolle: Thriller (German Edition)
hinreißen.« Sie trat einen Schritt auf Hirsiz zu. » Die Republik zählt auf uns, Kurzat.«
Hirsiz machte den Eindruck eines Mannes, der tagelang geschlagen und gefoltert worden war. Er nickte. » Sie haben recht, Ayse«, meinte er schließlich. » Die Republik zählt in der Tat auf uns.« Er wandte sich herum zu dem Militärstabschef, General Abdullah Guzlev: » Tun Sie es, General.«
» Sehr wohl, Herr Präsident«, sagte Guzlev, ging hinüber zum Schreibtisch des Präsidenten und griff zum Telefon.
» Tun? Was denn, Kurzat?«, wollte Akas wissen.
» Ich werde die Entsendung der bewaffneten Streitkräfte vorverlegen«, sagte Hirsiz. » In ein paar Tagen können wir die Operation anlaufen lassen.«
» Ohne offizielle Kriegserklärung durch die Nationalversammlung können Sie doch keine Militäroffensive beginnen«, entgegnete Akas. » Ich versichere Ihnen, noch haben wir die Stimmen nicht. Geben Sie mir noch etwas Zeit. Ich bin sicher, ich kann die Abgeordneten überzeugen…«
» Wir werden diese Stimmen nicht benötigen, Ayse«, sagte Hirsiz. » Denn ich werde mich auf einen Ausnahmezustand berufen und die Nationalversammlung auflösen.«
Der völlige Schock ließ Akas entsetzt die Augen aufreißen. » Sie werden was?«
» Wir haben keine Wahl, Ayse.«
» Wir? Sie meinen, Ihre Militärberater? General Ozek? Sind die jetzt Ihre Berater?«
» Die Situation erfordert rasches Handeln, Ayse, kein Gerede«, entgegnete Hirsiz. » Ich hatte gehofft, Sie würden uns unterstützen, gleichwohl bin ich darauf vorbereitet, auch ohne Sie aktiv zu werden.«
» Tun Sie das nicht, Kurzat«, beschwor ihn Akas. » Ich weiß, die Lage ist ernst, aber treffen Sie keine überhasteten Entscheidungen. Lassen Sie mich die Unterstützung der Amerikaner und der Vereinten Nationen einholen. Dort ist man uns wohlgesinnt. Der amerikanische Vizepräsident wird auf mich hören. Tun Sie jedoch, was Sie vorhaben, werden wir jegliche Unterstützung verlieren.«
» Tut mir leid, Ayse«, sagte Hirsiz. » Die Sache ist bereits entschieden. Wenn Sie mögen, können Sie die Nationalversammlung und das Oberste Gericht unterrichten, oder aber ich tue es.«
» Nein, das fällt in meinen Verantwortungsbereich«, sagte Akas. » Ich werde ihnen erklären, welche Höllenqualen Sie wegen des Verlusts so vieler türkischer Bürger und Bürgerinnen durch die Hand der PKK erleiden.«
» Vielen Dank.«
» Ich werde ihnen aber ebenfalls erklären, dass Ihr Zorn und Ihre Verbitterung Ihnen den Verstand geraubt und Sie rachsüchtig gemacht haben«, setzte Akas hinzu. » Ich werde Ihnen erklären, dass Ihre Militärberater Ihnen das einreden, was Sie nach deren Ansicht hören sollten, statt dem, was Sie eigentlich hören müssten. Ich werde ihnen sagen, dass Sie derzeit nicht Sie selber sind.«
» Tun Sie das nicht, Ayse«, sagte Hirsiz. » Das wäre illoyal, sowohl mir gegenüber als auch gegenüber unserem Land. Ich tue dies, weil es getan werden muss und weil das meine Pflicht ist.«
» Heißt es nicht, dass genau dort der Wahnsinn beginnt, Kurzat: bei dem sturen Beharren auf Pflichterfüllung?«, fragte Akas. » Ist es nicht das, was alle Diktatoren und Machthaber von sich behaupten? Hat das 1980 nicht auch Evren gesagt und vor ihm Tagmac, als sie die Nationalversammlung aufgelöst und in einem Militärputsch die Macht übernommen haben? Fahren Sie zur Hölle!«
KAPITEL 5
Warte nicht, bis das Licht am Ende des Tunnels erscheint– gehe ihm entgegen und entzünde das verdammte Ding selbst.
– Dara Henderson, Schriftstellerin
ALLIIERTER LUFTWAFFENSTÜTZPUNKT NAHLA, IRAK
Am nächsten Tag
» Drüben in Ankara herrschen totales Chaos und Verwirrung, Mister Vice President«, bemerkte Außenministerin Stacy Ann Barbeau über eine sichere Videokonferenzleitung von ihrem Büro in Washington aus. Zugeschaltet waren Vizepräsident Ken Phoenix, der sich in einer Konferenz mit irakischen Führungskräften und dem US -Botschafter in Bagdad befand, sowie Colonel Jack Wilhelm, der Kommandeur der US -amerikanischen Streitkräfte im Norden des Irak auf dem Alliierten Luftwaffenstützpunkt Nahla nahe der im Norden gelegenen Stadt Mosul. » Die türkische Premierministerin höchstselbst hat unseren Botschafter einbestellt, für einen Anschiss wegen einer offenkundigen Verletzung des Luftraums durch ein amerikanisches Flugzeug. Allerdings wartet er derzeit unter schwerer Bewachung im Vorzimmer, weil es da irgendein Durcheinander mit der Sicherheit gegeben
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