Außer Kontrolle: Thriller (German Edition)

die Lage täglich zu verschlechtern und drohte vollends außer Kontrolle zu geraten. » Wie ist es dazu gekommen?«
    » Gestern in den frühen Abendstunden hat ein Trupp der PKK , Berichten zufolge angeführt vom führenden Kopf für solche terroristischen Kommandounternehmen, ›Habicht‹ genannt, eine Patriot-Kommandostellung überfallen, die gerade in der Nähe der Ortschaft Beytussebap eingerichtet wurde«, erläuterte Sahin. » Die Terroristen haben fünf Männer getötet, zwölf verwundet und den Rest in Fesseln gelegt. Niemand von unseren Soldaten und Technikern fehlt. Gefangene haben sie keine gemacht, was bedeutet, dass es sich vermutlich um einen Spähtrupp oder eine Patrouille, nicht aber um einen Kampftrupp gehandelt hat. Sie haben einige größere Bauteile einer Patriot-Raketenbatterie mitgehen lassen, die der leichteren Einsetzbarkeit halber auf Lastwagen montiert waren– Teile, die es dem Hauptquartier ermöglichen, mit weit entfernten Abschussbasen zu kommunizieren. Zum Glück waren weder das Kommandofahrzeug selbst noch die Transport- und Abschussfahrzeuge für die Raketen vor Ort.«
    » Soll ich mich deswegen etwa erleichtert fühlen?«, brüllte Hirsiz. » Wo war die Wachmannschaft? Wie konnte das überhaupt passieren?«
    » Der Stützpunkt war noch nicht vollständig eingerichtet, deshalb gab es weder einen Umgrenzungszaun noch irgendwelche Absperrungen«, erklärte Sahin. » Es war lediglich eine symbolische Sicherheitsmannschaft vor Ort– alle übrigen waren losgeschickt worden, um bei der Suche nach den Wrackteilen des Angriffs vom Vorabend zu helfen.«
    » Großer Gott«, stieß Hirsiz tonlos hervor. Er wandte sich herum zu Premierministerin Akas. » Wir müssen es tun, Ayse, und zwar sofort«, sagte er zu ihr. » Wir müssen die Irak-Operation vorverlegen. Ich beabsichtige, den nationalen Notstand auszurufen. Sie müssen die Große Nationalversammlung überzeugen, der Kurdischen Arbeiterpartei und allen ihr angeschlossenen Gruppen in den an die Türkei angrenzenden Gebieten den Krieg zu erklären und die Einberufung der Reserven anzuordnen.«
    » Das ist Wahnsinn, Kurzat«, sagte Akas. » Für einen Ausnahmezustand gibt es keinen Grund. Und überhaupt, wie wollen Sie einer Bevölkerungsgruppe den Krieg erklären? Sind wir hier etwa in Nazi-Deutschland?«
    » Wenn Sie sich nicht daran beteiligen möchten, sollten Sie zurücktreten«, sagte Hasan Cizek, der Verteidigungsminister. » Das übrige Kabinett steht auf der Seite des Präsidenten. Sie behindern die entschiedene Einleitung dieser Operation. Was wir jetzt brauchen, ist die Unterstützung der Nationalversammlung und des türkischen Volkes.«
    » Ich bin mit diesem Plan nicht einverstanden, wie übrigens auch die Abgeordneten, mit denen ich hinter verschlossenen Türen gesprochen habe«, erklärte Akas. » Die Angriffe der PKK rufen bei uns allen Abscheu und Verzweiflung hervor, aber ein Einmarsch in den Irak wird das Problem nicht aus der Welt schaffen. Und wenn hier jemand zurücktreten sollte, Herr Minister, dann sind das Sie. Die PKK hat die Jandarma unterwandert, wertvolles Kriegsgerät gestohlen und tritt das ganze Land rücksichtslos mit Füßen. Ich denke nicht daran, zurückzutreten. Offenbar vertrete ich hier als Einzige die Stimme der Vernunft.«
    » Vernunft?«, ereiferte sich Cizek lautstark. » Sie stehen da und fordern Konferenzen und Verhandlungen, während gleichzeitig türkische Bürger abgeschlachtet werden. Was ist daran vernünftig?« Er wandte sich an Hirsiz. » Wir vergeuden hier unsere Zeit, Herr Präsident«, knurrte er. » Sie wird niemals einwilligen. Ich sagte Ihnen doch, sie ist eine weltfremde Spinnerin. Eher blockiert sie alles, als dass sie zur Rettung der Republik einmal das Richtige unternimmt.«
    » Was erlauben Sie sich, Cizek?«, schrie Akas, fassungslos über seine Worte. » Ich bin die türkische Premierministerin!«
    » So hören Sie doch, Ayse«, sagte Hirsiz. » Ohne Sie kann ich das unmöglich tun. Wir waren viele Jahre zusammen in Ankara, in der Nationalversammlung, und in Cankaya. Unser Land befindet sich im Belagerungszustand. Jetzt muss einfach Schluss sein mit dem Gerede.«
    » Ich verspreche Ihnen, Herr Präsident, ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um die Welt davon zu überzeugen, dass wir Hilfe benötigen, um der PKK Einhalt zu gebieten«, sagte Akas. » Lassen Sie sich von Ihrem Hass und Ihrer Bitterkeit nicht zu falschen Entscheidungen und vorschnellen Handlungen