Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aussicht auf Sternschnuppen

Aussicht auf Sternschnuppen

Titel: Aussicht auf Sternschnuppen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Koppold
Vom Netzwerk:
die Augen, antwortete aber nicht.
    Der Wein schien meine Zunge zu lockern und ich wurde mutiger. „Dann erzähl mir eben etwas anderes! Etwas aus deinem Leben!“
    „Ich habe dir schon einiges erzählt. Du bist diejenige, die sich mit ihrem Privatleben so sehr bedeckt hält.“
    „Was hast du mir denn erzählt?“
    „Du weißt, wer meine Eltern sind, du weißt, wo ich auf der Schule war und was ich beruflich mache, du kennst sogar den Namen meiner Ex-Freundin und den meines besten Freundes. Bleiben wir doch einmal bei dir. Dein Freund muss ja ein ziemlich toller Typ sein, wenn du wegen ihm alles stehen und liegen lässt, um ihm nach Italien zu folgen.“
    „Ist er. Der perfekte Freund“, bestätigte ich.
    „Abgesehen von der Affäre mit Angela.“
    „Ja, abgesehen davon“, gab ich widerstrebend zu. „Aber es ist ja nicht sicher, dass er mich betrügt. Wenn ich nicht so blöd gewesen wäre, ihm unseren Autoschlüssel überzuwerfen, hätte sich vielleicht alles als ein großes Missverständnis herausgestellt. Vielleicht wollte er sie überhaupt nicht küssen, sondern ihr nur einen Fleck aus dem Gesicht wischen.“
    „Aha.“ Nils sah mich ausdruckslos an.
    Zehn Euro für seine Gedanken! „Mehr hast du dazu nicht zu sagen?“
    „Nein.“
    Ich versuchte es noch einmal. „Tief im Inneren meines Herzens bin ich mir sicher, dass Giuseppe mir treu ist.“
    „Dein Freund ist Italiener?“, fragte Nils.
    „Ja.“
    „Aha!“
    Ich wurde ungeduldig. „Kannst du bitte aufhören, alles, was ich dir erzähle, mit diesem Ton zu kommentieren!“
    „Ich versuche es.“
    „Am besten wechseln wir das Thema. Hast du im Moment eine Freundin?“ Ich zog meine Beine eng an meinen Körper heran.
    „Nein.“
    „Warum nicht?“
    „Ich brauche eine Pause“, antwortete Nils knapp.
    Ich grinste. Der Wein begann mir wirklich zu Kopf zu steigen. „Waren die letzten Jahre so anstrengend für dich?“
    Nils drückte mir den Rotwein in die Hand. „Trink noch einen Schluck!“
    Doch ich stieß ihn weg. „Nein, so leicht lasse ich mich nicht abwimmeln. Ich habe dir von Giuseppe erzählt. Jetzt bist du dran! Warum hast du dich von dieser Anja getrennt?“
    „Eigentlich gab es keinen konkreten Grund. Ich hatte nur irgendwann das Gefühl, nicht mehr so weitermachen zu wollen wie vorher. Ich wollte mein Leben ändern.“
    „Und in diesem Zusammenhang hast du Anja wegrationalisiert?“, stichelte ich.
    Nils zuckte mit den Schultern. „ Wenn du es so ausdrücken willst, ja. Außerdem war ich es leid, immer nur mit Frauen zusammen zu sein, die sich von einer Beziehung mit mir den großen Durchbruch als Schauspielerin oder Model erhoffen.“
    „Du Ärmster. Mir kommen die Tränen“, spottete ich. „Du solltest dir jemanden suchen, der keinen Fernseher hat und niemals Klatschzeitschriften liest.“
    „So jemanden wie dich?“, fragte er.
    „Ähm, ja, so jemand Ähnliches. Ich bin aber leider schon vergeben.“ Ich kicherte albern. „Du hast gesagt, du wolltest dein Leben ändern“, lenkte ich ab. „Was war der Auslöser dafür?“
    Nils lachte kurz. „Ich habe bisher mit kaum jemandem darüber geredet. Aber nach allem, was ich mittlerweile weiß, brauche ich vor dir wohl keine Hemmungen zu haben.“
    „Ha ha! Erzähl!“
    „Ich bin vor sechs Monaten aus einer Disko geflogen, weil ich in angetrunkenem Zustand Streit mit dem Türsteher angefangen habe. Das wäre an sich nicht schlimm gewesen. Leider bin ich noch einmal zurückgerannt und habe ihm eins aufs Maul gegeben. Und leider war der Türsteher viel größer und viel stärker als ich und hat außerdem auch noch die Polizei geholt. Bis zu diesem Punkt ist die ganze Geschichte kein großes Geheimnis. Du konntest sie in jedem Münchner Abendblatt nachlesen. Hast du aber nicht, oder?“
    „Nein.“ Ich schüttelte den Kopf. „Aber ich kann meine Schwestern oder meine Mutter danach fragen.“
    „Was aber nicht an die Presse durchgedrungen ist, ist das pikante Detail, dass die Polizei bei mir ein bisschen Koks gefunden hat. Meine Eltern haben ihren Einfluss spielen lassen.“
    „Du kokst?“, fragte ich entsetzt.
    „Jetzt nicht mehr.“
    Ich war geschockt. Das mit dem Haschisch in der Schule hatte ich noch relativ gefasst aufgenommen. Aber Kokain spielte in einer ganz anderen Liga.
    „Viele Leute aus der Branche nehmen Koks. Aber sie lassen sich nicht dabei erwischen. So wie ich! Ich wurde zu einem Jahr auf Bewährung verurteilt, musste eine saftige Geldstrafe leisten

Weitere Kostenlose Bücher