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Der Sommer deines Todes

Der Sommer deines Todes

Titel: Der Sommer deines Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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    Teil eins
    Kapitel 1
    Montag, 25. Juni
    G eht das?», Mac fährt mit der Hand über seine Krawatte. Der Kleidersack für seinen besten Anzug, den er nur selten trägt, liegt vor dem Spiegel auf dem Boden. Auf der Hose entdecke ich einen hellen Fleck, auf den ich ihn lieber nicht hinweise. Heute Morgen vergeht die Zeit mal wieder wie im Flug, und wir müssen uns beeilen.
    «Du siehst toll aus.» Ich sitze auf der Bettkante und strahle meinen Mann an. In der Strumpfhose, in die ich mich gerade hineingequält habe, fühle ich mich wie die Wurst in der Pelle. Also ziehe ich sie kurzerhand wieder aus und schleudere sie quer durch den Raum, wo sie neben dem Kleidersack landet. «Wer auch immer diese Dinger erfunden hat, gehört aufgeknöpft.»
    «Dann lass sie doch einfach weg.»
    «Keine Ahnung, was ich mir dabei gedacht habe, im Sommer Nylons anzuziehen.» Mein Leinenkleid sieht mit nackten Beinen ohnehin besser aus.
    «Du möchtest an Bens großem Tag eben gut aussehen.»
    «Ich bin ziemlich nervös.»
    «Ich auch.»
    In dem Moment läuft Dathi an unserer Schlafzimmertür vorbei. Dem Anlass entsprechend – ihr kleiner Bruder kommt im Kindergarten in die nächste Gruppe – verzichtet sie heute auf ihre Röhrenjeans und trägt stattdessen Rock und Bluse. Der bevorstehende Empfang, festlich und auch ein wenig übertrieben, hat etwas von einer Abiturfeier, obwohl hier erst der Grundstein für eine Ausbildung gelegt wird, von der wir alle hoffen, dass sie mit dem College endet. Die Vorstellung, dass Ben nach der High School nicht aufs College geht, versetzt mich jedes Mal, wenn ich daran denke, in helle Aufregung, was mehr mit mir als mit ihm zu tun hat: Ich bin inzwischen vierzig, habe immer noch keinen College-Abschluss und glaube auch nicht mehr so recht daran, dass daraus noch etwas wird.
    Barfuß und mit einem Paar schwarzen Ballerinas in der Hand kommt Dathi ins Zimmer. «Meine Schuhe passen mir nicht mehr.»
    «Du schießt gerade wie Unkraut in die Höhe.» Auch ihre körperliche Entwicklung ist nicht zu übersehen – unter ihrer weißen Bluse zeichnen sich leichte Erhebungen ab. Ihr Gesicht hat sich allerdings kaum verändert, seit sie im vorletzten Winter aus Indien zu uns nach Brooklyn gekommen ist. Mit ihrem leicht gebräunten Teint und den dunklen Haaren ist sie eine wahre Augenweide.
    «Ich komme da einfach nicht mehr rein.» Zur Demonstration lässt sie den linken Schuh fallen und versucht, ihren Fuß hineinzuzwängen.
    «Hier, schau mal, ob die dir passen.» Ich reiche ihr die Sandalen mit den kleinen Absätzen, die ich für mich ausgesucht hatte.
    «Nein, nicht die!»
    «O doch. Keine Diskussion.»
    Gutmütig schlüpft sie in meine Sandalen, die zwar ein bisschen zu groß sind, aber das muss gehen.
    Mac wirft einen Blick auf seine Uhr und fragt: «Meinst du, ich kann noch kurz im Büro vorbeischauen, bevor wir uns auf den Weg machen? Mary braucht Hilfe und hat mir eine SMS geschickt.»
    «Kannst du das nicht von hier aus erledigen?»
    «Karin, bis zum Büro sind es doch nur ein paar Schritte.»
    «Zwanzig Minuten», rufe ich meinem bereits den Flur hinunterstürmenden Mann hinterher. «Wir klingeln dann.»
    Dathi und ich sind eigentlich auch startklar. Während sie zum achten Mal an diesem Morgen ihre Facebook-Seite überfliegt, stelle ich die leeren Futternäpfe in die Küchenspüle. Wie immer dösen Jeff und Justin, unsere beiden einjährigen Kater, nach dem Frühstück auf der Couch. Ich streichele noch schnell über Jeffs orangenen Kopf und Justins seidigen schwarzen Schwanz. Jeff schnurrt leise im Schlaf.
    An der Haustür warte ich auf Dathi.
    «Fertig», ruft sie und taucht endlich auf. Gemeinsam treten wir in den strahlenden Junimorgen hinaus. Die grünen Kronen der hohen alten Bäume spenden Schatten an diesem Frühsommertag, der warm zu werden verspricht. Die Bergen Street mit den alten Bürgersteigen, den Vordertreppen zu den rötlich baunen Sandsteinhäusern und den großen Fenstern, die hier Wache zu halten scheinen, gleicht einem Stillleben.
    Abgesehen von einer Dame, die uns entgegenkommt, ist die Straße wie ausgestorben. Selbst in unserer durchaus als gentrifiziert zu bezeichnenden Gegend wirkt die Frau in ihrer pinkfarbenen Bluse, der ordentlich gebügelten Hose und dem großen Diamantring reichlich deplatziert. Um diese Uhrzeit – das Heer der Berufstätigen, das in Manhattan arbeitet, ist längst verschwunden – begegnet man in diesem Viertel nicht solch

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