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Aussicht auf Sternschnuppen

Aussicht auf Sternschnuppen

Titel: Aussicht auf Sternschnuppen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Koppold
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tanzten weiter.
    Nils drehte mich um und hob mit einer Hand mein Kinn an, damit ich ihm in die Augen blicken musste. „Alles in Ordnung?“
    Ich nickte. Im gleichen Moment ging ein Beben durch meinen Körper. Schnell wandte ich mich ab. Aber zu spät! Das wenige Essen, das ich heute zu mir genommen hatte, schoss durch meine Speiseröhre wieder nach oben. Nils versuchte zur Seite zu springen, doch ich erwischte seine Turnschuhe trotzdem.

    Nachdem Nils mir das Versprechen abgerungen hatte, mich sofort zu melden, wenn mir wieder übel werden würde, wickelte er mich in sein Halstuch, da sich die Spuren von Erbrochenen bei mir leider nicht nur auf mein Schuhwerk beschränkten.
    Die Scheibe des Smarts war auf der Beifahrerseite komplett nach unten gekurbelt. Dankbar hielt ich mein Gesicht in den eisigen Fahrtwind und hoffte darauf, dass dieser die Übelkeit in mir wegfrieren würde. Tatsächlich fühlte ich mich ein wenig besser, als wir am Hotel Milano ankamen.
    „Ich habe leider nur ein Einzelzimmer gebucht. Mir war nicht klar, dass ich heute Nacht Gesellschaft haben würde“, meinte Nils entschuldigend, nachdem wir unseren Smart auf dem hoteleigenen Parkplatz in einem Innenhof geparkt hatten.
    „Auch nicht die von Valeria?“, fragte ich schwach und folgte ihm langsam.
    Nils schüttelte den Kopf. „Hätte ich in dieser Hinsicht Absichten gehabt, wäre ein Hotelzimmer nicht nötig gewesen. Sie wohnt schließlich in Verona.“
    „Schon gut. Ich werde auf dem Boden schlafen oder am besten gleich in der Dusche. Falls mir wieder schlecht wird.“
    „Das musst du nicht. Ich werde auf dem Boden schlafen.“ Wir betraten das Hotel.
    „Aber es ist dein Zimmer.“
    „Ich schlafe auf dem Boden.“
    Ich schluckte. Nils war so nett zu mir. Er hatte mir vorhin sogar die Haare aus dem Gesicht gehalten.
    „Am besten ziehst du das Tuch um den Kopf, bis wir in unserem Zimmer sind.“
    „Warum das denn?“
    „Möchtest du, dass dein perfekter italienischer Freund zufällig mitbekommt, dass du dir mit mir ein Zimmer teilst?“ Nils sah mich spöttisch an.
    Stimmt! Auch Giuseppe wohnte in diesem Hotel. Das hatte ich ganz verdrängt.
    Glücklicherweise hatte die Schicht an der Rezeption gewechselt und statt des pummeligen Inders übergab uns eine kleine, zierliche Frau mit blonden Locken die Zimmerkarte. Erklärungen waren also nicht nötig.
    Unser Hotelzimmer sah haargenauso aus wie das, in das ich nur wenige Stunden zuvor eingedrungen war. Sehr geschmackvoll eingerichtet und kaum größer als eine Gefängniszelle.
    „Es wäre gut, wenn du noch duschst und dir die Haare wäschst, bevor du dich ins Bett legst. Ich gebe dir ein T-Shirt und eine Trainingshose von mir.“
    Ich hob fragend eine Augenbraue. „Warum?“
    „Deswegen!“ Nils griff nach einer verklebten Haarsträhne und hielt sie mir mitleidig unter die Nase. „Und deswegen!“ Er zeigte auf meine fleckigen Jeans. „Hier sind Zahnpasta und Ersatzzahnbürste. Letztere ist noch nicht benutzt.“
    Ich schob die Tür zum Bad auf und verschwand unter der Dusche.

    Minutenlang ließ ich das lauwarme Wasser über meinen Körper laufen und spürte, wie sich meine angespannte Schulterpartie langsam entkrampfte. Die Wirkung des Alkohols hielt zwar nach wie vor an, aber wenigstens wackelte weder der dunkelbraun gekachelte Boden unter mir, noch drehten sich die Wände der Duschkabine und übel war mir auch nicht mehr.
    Da Nils kaum größer war als ich, passten Shirt und Hose wie angegossen. Meine eigenen Sachen packte ich in einen Plastikbeutel. Morgen früh würde ich mir als erstes frische Unterwäsche kaufen!
    Als ich mit einem Handtuch auf dem Kopf das Zimmer wieder betrat, verschwand Nils direkt ins Badezimmer und begann, mit einem Stück Seife an seiner schmutzigen Jacke herumzureiben. Seine Turnschuhe stellte er ins Waschbecken und ließ Wasser darüber laufen. Ich trat auf ihn zu.
    „Lass mich weitermachen! Bevor mein schlechtes Gewissen überhandnimmt.“ Ich versuchte, ihn zur Seite zu schieben.
    „Nein. Du bist immer noch total betrunken. Leg dich ins Bett und schlaf deinen Rausch aus!“
    „Ich bin nicht mehr betrunken.“ Ich griff nach der Seife.
    „Doch. Du hast immer noch eine ganz schwere Zunge.“ Nils drehte sich zu mir um und versuchte, mir die Seife wieder abzunehmen. Doch ich hielt sie, so gut es in ihrem glitschigen Zustand ging, fest. Unsere Hände berührten sich und unsere Gesichter waren sich auf einmal ganz nah.
    Viel zu nah!
    Ich konnte die

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