Australien 03 - Tal der Sehnsucht
wirklich was drauf, dein junger Hund. Gut gemacht.«
Rosie fuhr herum. Es war Billy O’Rourke.
»Das mit dem Riegel war echt peinlich«, bekannte sie leise.
»Wenn du’s nicht versuchst, lernst du es nie.«
Rosie schaute in Billys von Lachfältchen umrahmte Augen auf. Er schlug ihr kräftig auf die Schulter.
»Schön, dich mal wiederzusehen«, sagte er.
»Wie gehen die Vorbereitungen für die Kelpieauktion voran?«, fragte Rosie.
»Oh, allmählich bringen wir die Stadt auf Trab. Die Auktion soll noch im Winter stattfinden. Am langen Wochenende im Juni.«
»Super!«
»Und wie kommst du mit deinen Recherchen über Gleeson voran?«
»Langsam«, bekannte sie verlegen.
»Wir wollen gleich nach Neujahr mit der Artikelserie beginnen«, sagte Billy. »Wir wollen ein bisschen die Werbetrommel rühren, damit die Leute genug Zeit haben, die Hunde auszusuchen, die sie zum Verkauf anbieten wollen.«
»Ich weiß, aber ich hatte so viel auf der Station zu tun, dass ich kaum dazu gekommen bin, die Welpen auszubilden, geschweige denn, dass ich Jacks Geschichte fertig geschrieben hätte.«
»Ich habe gehört, du hast deinen Viehtreiber verloren«, sagte Billy nachsichtig. »Das tut mir Leid. Der Kerl muss Sand im Kopf haben.«
Rosie senkte den Blick, sagte aber nichts. Billy spürte, wie unangenehm ihr das Thema war, und wechselte es sofort. »Und wie weit bist du mit den Welpen?«
»Wir haben sie so weit gebracht, dass sie ein paar Schafe im Pferch zusammentreiben können… du weißt schon, mit Links-, Rechts- und Stopp-Kommandos. Aber wie ich ihnen den letzten Schliff geben soll, ist mir ein Rätsel. Das Zurückweichen, das Anschlagen und das Zusammenhalten müssen sie noch lernen.«
»Das kann ich dir sofort beibringen. Wie wär’s, wenn du die Hunde zu mir bringst und ich es dir zeige?«
»Das wäre wirklich rasend nett, aber bist du sicher, dass du Zeit für mich hast?«
In Wahrheit hatte Rosie das Gefühl, dass ihr auf der Station alles aus den Händen glitt. So schön es war, dass Julian wieder zu Hause war, so sehr hatte diese neue Baumgeschichte ihre Zeit und Energien beansprucht. Sie brauchte jemanden, der ihr half. Die Welpen waren tatsächlich vernachlässigt worden, und Sassys Fohlen Morrison war, weil es so wenig trainiert worden war, inzwischen ein richtiger Wildfang.
»Im Ernst, Billy. Ich möchte dir keine Umstände machen«, sagte sie noch mal.
»Ich habe gehört, wie gut deine Welpen sein sollen. Ich mache das auch für die Auktion. Wir brauchen beim ersten Durchlauf wirklich gute Tiere, damit Casterton einen guten Namen unter den Kelpie-Züchtern bekommt. Und wenn ich dabei gleichzeitig dich trainieren kann, könntest du sie selbst vorführen, damit du einen anständigen Preis herausholst.«
»Das hört sich phantastisch an.« Rosie seufzte erleichtert.
»Wie wär’s, wenn wir gleich morgen anfangen? Soll ich lieber nach Highgrove kommen, um dir Zeit zu sparen?«
»Das wäre super. Vielen, vielen Dank.«
Wieder aufgerichtet durch Billys freundliches Angebot, spazierte Rosie dicht gefolgt von Gibbo durch die Menge. Als sie sich durch die Menschen schlängelte, die sich um die Pick-ups versammelt hatten, hörte sie eine schrille Stimme: »Rosemary! Rosemary! «, rufen. Und schon kam, auf den Highheels staksend, die Kamera um den Hals baumelnd, Prudence Beaton auf sie zugestürzt. Sie packte Rosie am Oberarm und küsste die Luft links und rechts von Rosies Wangen.
»Mein Gott! Dich habe ich seit Ewigkeiten nicht gesehen! Wie geht es dir denn?« Ohne eine Antwort abzuwarten, plapperte Prudence weiter: »Aber was ist denn mit deinen Haaren passiert? Die sind so lang. Und du bist so dünn! Viel zu dünn. Aber lassen wir das… wie wäre es mit einem Foto von dir und deinem Hund für den Chronicle?«
Sie hielt die Kamera hoch. Rosie spürte, wie Prudence sie durch den Sucher von Kopf bis Fuß abmusterte und dabei den Schmutz unter ihren kurzen Fingernägeln und die Schwielen und Schnittwunden auf ihrer Hand registrierte.
»Gern, aber können wir meinen Freund und den Pick-up-Man mit auf das Bild nehmen?« Rosie deutete auf Mr Seymour, der angeregt auf den Pick-up-Man einredete. Prue zog die Stirn in Falten. Wenn sie jemanden auf keinen Fall auf ihrer Klatschseite brauchen konnte, dann Mr Seymour. Aber ehe sie noch etwas einwenden konnte, legten sich zwei Hände über Rosies Augen.
»Rate mal«, hörte sie eine Stimme.
Ihr Herz machte einen Freudensprung. Doch als sie sich umdrehte, stand
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