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Australien 03 - Tal der Sehnsucht

Australien 03 - Tal der Sehnsucht

Titel: Australien 03 - Tal der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Treasure
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auszufeilen. Dafür mussten Vorschriften eingehalten, Banken zu Krediten gedrängt, Wissenschaftler angezapft und Bewässerungssysteme berechnet werden.
    Am Samstagmorgen kam Rosie zu dem Schluss, dass es höchste Zeit für eine Pause war, und ließ Julian und Evan alleine weitermachen. Sie wollte in die Stadt zur Pick-up-Show und zum Hundetrial fahren. Außerdem war es eine gute Gelegenheit, sich ihren eigenen Dämonen zu stellen und Mr Seymour einen Besuch abzustatten.
    Neville, ihr Pick-up, ließ eine Fehlzündung knallen, als Rosie vor Mr Seymours Haus anhielt. Sie donnerte die Wagentür zu und fuhr mit den Händen kurz über ihre neue Wrangler Jeans und das eng anliegende T-Shirt, auf dem in knalligem Pink geschrieben stand: » Wenn du das lesen kannst, bist du zu nah«. Ihr vom Duschen noch feuchtes Haar hing in hübschen blonden Strähnen über ihre Schultern. Sie ging über den mit Unkraut überwucherten Pfad zum Haus und wappnete sich für den Moment, an dem sie das Haus betreten würde, in dem sie Jim das erste Mal begegnet war. Dixie, Gibbo und Diesel schauten ihr mit gespitzten Ohren von der Ladefläche des Pick-ups aus zu.
    Sobald sie in den düsteren Flur trat, wurde sie von einem erschrockenen Bellen empfangen, das sie zurückzucken und ihre Hunde anschlagen ließ. Eine große, schwarze Silhouette trottete ihr entgegen, dann hatten sich ihre Augen an das Schummerlicht gewöhnt und sie erkannte Bones, der sie schwanzwedelnd begrüßte. Ihr stockte fast das Herz. War Jim etwa auch hier? Sie ging neben Bones in die Hocke und kraulte seinen runden Schädel, wobei er den Hinterfuß vor und zurück bewegte, als wollte er die Luft kratzen. Die Gefühle drohten sie zu überwältigen, während sie mit den Händen über seinen verbrauchten Leib strich.
    »Hallo?«, rief sie in das leere Wohnzimmer hinein. Nebenan hörte sie etwas klappern.
    »Ach, Mädelchen.« Mr Seymour kam aus der Küche hereingeschlurft. Von Jim war weit und breit nichts zu sehen, und Rosie wurde wieder das Herz schwer. »Du hast dir wirklich Zeit gelassen. «
    Er tappte an seinen Schrank, zog eine Flasche Tullamore Dew heraus und nahm zwei Gläser.
    Rosie ließ sich auf der Kante des durchgesessenen Sofas nieder. Lazy Bones lag auf einem braunen, verfilzten Teppich vor dem knisternden Feuer und leckte seine gespreizten Pfoten. Er sah zu Rosie auf und schlug träge mit der Rute auf den Teppich, aus dem kleine, im Licht tanzende Staubwolken stiegen. Vom Piano aus beobachtete die Katze sie mit schmalen Augen.
    Mr Seymour erhob sein Glas.
    »Auf deine Gesundheit.« Er nahm einen Schluck und hustete, als der Whisky seine Kehle erwärmte. »Ich habe dich schon vor drei Wochen erwartet. Er hat Bones hiergelassen, damit du ihn abholen kannst … und um die Erinnerung wach zu halten.«
    »Die Erinnerung wach zu halten?«, wiederholte Rosie entgeistert. Als wäre das nötig gewesen.
    »Ganz recht. Damit du nicht vergisst, dass deine Hunde gute Gene brauchen. Lass deine Hündinnen nicht von irgendeinem Straßenköter decken. Der Hund muss etwas Besonderes haben.«
    »Besonderes«, wiederholte Rosie mit Tränen in den Augen. Mr Seymour sah, wie die Farbe aus ihrem Gesicht wich.
    »Er ist verrückt nach dir, weißt du? Aber er glaubt, dass du mit deinesgleichen besser dran bist«, erklärte er einfühlsam.
    Rosie schüttelte den Kopf. Wenn Mr Seymour nur wüsste, dass sie selbst nicht zu »ihresgleichen« gehörte.
    »Wo ist er?«
    Mr Seymour zuckte mit den Achseln. Er bot Rosie an, ihr Glas nachzufüllen, aber sie schüttelte den Kopf.
    »Danke, das reicht. Ich muss noch fahren.«
    »Wohin soll es denn gehen?«
    »Zu einem Hundetrial und einer Pick-up-Show. Jim hat mich überredet, Gibbo bei den Novizen und Neville in der Pick-up-Show bei den alten Schrottlauben anzumelden.«
    »Bei den alten Schrottlauben? Hört sich an, als könnte ich mich da auch anmelden!« Mr Seymour lachte. »Und Bones gleich mit dazu!«
    »Und«, fragte Rosie, »möchten Sie nicht mitkommen?«
    Mr Seymour sah sie an und lächelte schief.
    »Ich mag deinen Stil, Mädel.«
    Rosie half Mr Seymour auf Nevilles Beifahrersitz. Unter seinem uralten Mantel trug Mr Seymour sein schönstes Hemd mit beigefarbenen geometrischen Mustern, und die braune Nylonhose hing ihm knapp unter den Achselhöhlen. Er strich sich über das graue Haar, das er geschickt über seinen kahlen Hinterkopf gekämmt hatte. Hinten auf der Ladefläche pflanzte Lazy Bones seinen fetten Körper zwischen die anderen

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