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Australien 03 - Tal der Sehnsucht

Australien 03 - Tal der Sehnsucht

Titel: Australien 03 - Tal der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Treasure
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erfragen. Die Viehzüchter-Gattinnen gehörten bei allen Feiern ihrer Mutter zum festen Inventar.
    »Hättest du trotz deiner gesellschaftlichen Verpflichtungen Zeit für ein Gläschen Schampus?« Margaret schwenkte eine Sektflöte in ihre Richtung.
    »Geht leider nicht«, sagte Rosemary. »Ich muss Sam beim nächsten Rennen zuschauen.«
    Rosemary schlenderte durch die Menschenmenge zur Rennbahn hinüber. Die Männer, die auf einem schmuddeligen Teppich von wertlosen Wettscheinen standen, wandten kurz den Blick von den Schiefertafeln mit den Wettquoten über den Kabinen der Buchmacher ab, um dem hübschen Mädchen nachzuschauen. Manche von ihnen trugen nur Shorts und die liebevoll »Blunnies« genannten Blundstone-Lederstiefel zu ihren Sonntagsjacketts. Andere hatten zwar einen vollständigen Anzug angelegt, dafür aber die Ärmel hochgekrempelt und die Krawatten gelockert. Etwas entfernt von den Buchmachern und Glücksrittern hockten auf einem Sofa, das auf der Pritsche eines Lieferwagens montiert war, ein paar Bier trinkende Jungs in Jeans, blauen Trägerhemden und schwarzen Hüten. Sie umklammerten Dosen, die in kühlenden Schutzhüllen aus Neopren steckten, während aus den Boxen des Pick-ups Lee Kernaghans Lieder schepperten. Einer von ihnen pfiff Rosemary nach, als sie an ihnen vorbeiging. Verlegen wandte sie sich ab und kam ins Stolpern, weil eine grüne Mülltonne auf Rädern an ihr vorbeirollte. Ein untersetzter Bursche stand aufrecht in der Tonne wie Russell Crowe in seinem Gladiator- Streitwagen. Er reckte seine Bierdose empor und brüllte: »Attacke!«, woraufhin ihn sein Kumpel im Galopp über den holprigen Boden und durch die auseinander stiebende Menge schob. Rosemary schaute den beiden nach, bis sie außer Sichtweite waren. Als sie sich wieder umdrehte, blickte sie in das ernste Gesicht ihres Vaters.
    Gerald Highgrove-Jones stand erhaben wie ein hoch gewachsener grauer Eukalyptus bei mehreren anderen Herren aus der »Tweedmantel-Brigade«. Dies waren die Männer aus dem Bezirk, die nie die Krawatte lockerten, so heiß es auch werden mochte und so viel sie auch getrunken hatten. An den dicken wollenen Aufschlägen ihrer Jacketts prangten gut sichtbar die Aufnäher der Landwirtschaftsausstellung. Unter ihnen stand auch, die langen schlanken Beine von einer ledernen Hose umhüllt, ihr Bruder Julian. Wie üblich wirkte er mürrisch und gelangweilt. Genau wie Gerald überragte er alle anderen Männer, aber statt aufrecht zu stehen, schien er in sich zusammenzusinken, so als wollte er sich verstecken.
    Rosemary winkte ihm im Vorbeigehen zu, und Julian winkte zurück, nicht ohne die Augen zu verdrehen, um ihr zu zeigen, wie öde er das alles fand. An der Abtrennung zur Rennbahn ließ sie den Blick über die vertrauten Gesichter in der Menge wandern. Genau wie Julian hatte sie sich bemüht, sich anzupassen. Jedes Jahr versuchte sie aufs Neue, sich auf die anstehenden Rennen zu freuen. Schon Wochen im Voraus setzte unter den Damen im Distrikt ein Trommelfeuer von Telefonaten ein. Wer sollte die Vorspeisen zubereiten? Lachs oder Shrimps in den Blätterteigpasteten? Torte im Karamellmantel oder Kokoseis? Sie versuchte, sich für die Kleider im neuesten Katalog von Maddison Et Rose zu begeistern und sich ausgiebig und euphorisch zu den Ausflügen zu äußern, die ihre Mutter dafür nach Melbourne zu Laura Ashley oder Country Road unternahm. Margaret strebte danach, ihr ganzes Leben perfekt nach dem Country Style -Magazin zu modellieren. Aber Rosemary und »perfekt« passten einfach nicht zusammen.
    Sie schaute an ihrem frisch geplätteten weißen Leinenkleid hinab, das mit Kornblumen und Margeriten bedruckt war. Es war extra aus Melbourne geliefert worden und hatte eine Stange Geld gekostet. Immerhin hatte Sam gesagt, dass sie nett aussah. Jetzt hielt sie auf dem abgesperrten Sattelplatz nach ihm Ausschau. Hübsche Mädchen in engen Jeans, Cowboyhüten und Trägerhemden beschäftigten sich konzentriert mit ihren Pferden, trugen Eimer herum, rückten das Zaumzeug zurecht oder rieben ihre Tiere mit groben Bürsten ab. Es waren Mädchen ihres Alters. Ein paar davon kannte sie noch aus dem Ponyclub, aber ihre Mutter hatte ihr das Reiten verboten, als sie ins Internat geschickt wurde. Seit sie wieder heimgekommen war, hatten die Mädchen praktisch nicht mit ihr gesprochen. Außer wenn sie mit Sam zusammen war.
    Sie sah ihn am anderen Ende der Rennstrecke. Er ritt gerade mit einer ganzen Gruppe von Reitern auf die

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