Australien Stefan Loose E-Book Reisef¿hrer
unterschiedlich, d. h. mehr oder weniger lax gehandhabt – Details s. Websites.
Das System scheint im Großen und Ganzen sehr gut zu funktionieren, aber ein paar schwarze Schafe gibt es immer. Ein wenig Vorsicht (und die Anwendung gesunden Menschenverstandes) ist angeraten: ein Informationsaustausch per E-Mail und/oder ein Interview per Telefon, bei dem man auf evtl. auftretende Ungereimtheiten achtet, sowie das Hinterlassen der Kontaktdetails des/der Gastgeber bei Bekannten sind sinnvoll.
Verhaltenstipps
BBQ-Etikette
Gäste bringen zu einer Grillparty meist ihre eigenen Getränke mit. Jeder stellt dann seinen Esky mit Wein, Bier und Softdrinks auf der Terrasse oder im Garten ab und bedient sich daraus.
„Bring a plate”
bedeutet: „bring auch was zu Essen mit”. Manchmal wird erwartet, dass die Gäste ihr Grillfleisch mitbringen, zuweilen sogar Stühle! Am besten fragt man vorher nach.
Schlange stehen
Wie in Großbritannien ist es auch in Australien üblich, sich überall ordentlich in eine Warteschlange einzureihen
(to queue; tojoin the line)
und zu warten, bis man an der Reihe ist, z. B. im Supermarkt, am Bahnsteig oder in der Bank. Zum guten Ton gehört es, von der vor einem stehenden Person etwas Abstand zu halten, anstatt ihr auf die Pelle zu rücken. Oft zieht man eine Nummer; bei Banken und Behörden sind die Wartelinien markiert. Wer drängelt oder gar Ellenbogen benutzt, outet sich als ungehobelter Ausländer.
Small Talk
Small Talk spielt eine wichtige Rolle im australischen Alltagsleben. Ein kurzer Austausch gehört zum Ritual, wenn man Leuten begegnet, die man kennt. Ob gut oder nur ganz flüchtig, tut nichts zur Sache:
How are you?,
vielleicht ein Kompliment:
You’re looking well! (=
gesund und munter) und, je nach Situation, eine Plauderei über das Wetter, über die Arbeit
(Are you / Have you been busy?)
oder über das vergangene oder kommende Wochenende. Wenn man weiß, dass das Gegenüber ein Tennis-, Cricket- oder Footy-Fan ist, umso besser! Es ist wohl dieser Hang zur unverbindlichen Plauderei, der Australier aus mitteleuropäischer Sicht so freundlich und zugänglich erscheinen lässt. Umgekehrt können Small-Talk-unerprobte Europäer, die es bei einem
Goodmorning
oder S’Daybewenden lassen (man kennt sich ja nicht richtig …), auf Australier steif und zugeknöpft, ja geradezu unfreundlich wirken.
Umgang mit Lob und Kritik
Well done,
gut gemacht, hört man viel öfter in Australien als bei uns. Was jemand geleistet hat, mag noch lange nicht perfekt sein, aber die Anstrengung wird honoriert. Erst mal das Positive herausstreichen, ist die Strategie bei Bewertungen und Evaluationen aller Art. Auf diese Weise schafft man ein angenehmes zwischenmenschliches Klima und vermeidet unnötige Reibereien. Mit Kritik tut man sich hingegen schwerer.
Das hat zum einen mit einer Scheu vor Konfrontationen zu tun. Sich in einem Restaurant lauthals über schlechten Service zu beschweren oder deutlich zu sagen, dass die Suppe versalzen war, fällt den meisten Australiern nicht leicht. Sie sind lieber still, schimpfen auf dem Nachhauseweg – und besuchen das Restaurant nie wieder. Zum anderen hat es mit dem eingefleischten angelsächsischen Individualismus zu tun: Wer bin ich, dass ich meinem Nachbarn sagen kann/soll, wann er seine Musik hören darf? Wer bin ich, dass ich der Fußgängerin sagen kann, dass sie bei Rot nicht über die Straße gehen soll?
Sicher gibt es Grundregeln des Zusammenlebens, die eigentlich alle beherzigen sollten: Abends um elf Heavy Metal zu hören ist nicht sehr rücksichtsvoll, wenn man in einem Apartmentblock wohnt. „Rot” für den Fußgänger bedeutet, dass jederzeit ein Auto um die Ecke fegen könnte. Dass ein Australier lautstark die Einhaltung von Regeln (oder gar Vorschriften oder Hausordnungen) einfordert, ist jedoch fast undenkbar. Man lässt die anderen lieber machen. Die werden schon sehen …
Mit dem Eindruck, „Australier sind alle so herrlich locker und ungezwungen” – basierend auf Small Talk und flapsigem Pub Talk – können Mitteleuropäer gehörig ins Fettnäpfchen treten. „Ehrlich seine Meinung” sagen, gilt bei uns als Tugend. In Australien kommt solche „Direktheit” nur an, wenn man sie in eine gehörige Portion Humor und Selbstironie verpackt. Die korrekteAntwort auf die Frage
How do you like it here?
lautet erst mal:
It’s a great country, mate.
Oder Ähnliches.
Leider kann man als Ausländer wiederholt in solche und andere
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