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Ausweichmanöver (German Edition)

Ausweichmanöver (German Edition)

Titel: Ausweichmanöver (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Hartmann
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so? Ich kann nicht mehr.“
    „Ich habe ’ne Nachricht von Timo.“
    „Timo? Was schreibt er?“
    „Weiß nicht. Wir müssen irgendwo hin, wo die uns nicht nachspionieren können. Die buchten ihn ein.“ Lars schrie jetzt. „Die halten ihn für einen Mörder, einen Massenmörder. Wenn er wegläuft, schießen sie ihn ab, jede Wette.“
    Valentin hielt ihm den Mund zu. „Schrei nicht so. Komm, wir gehen bei Schwager aufs Klo. Da sind wir ungestört.“
    Lars nickte.
    „Was schreibt er?“
    „Ich soll um Mitternacht vor Heckmanns Haus sein. Er plant was Aufsehenerregendes, ich soll den Fotoapparat mitbringen.“
    „Tillt der?“
    Lars schüttelte den Kopf, während er Timos Nummer wählte. „Der weiß noch nicht, was passiert ist.“

25
    „Was sollte das denn?“ Kofi war ziemlich ungehalten. „Sag nicht, du wolltest guter-Cop-böser-Cop spielen. Das funktioniert nur im Fernsehen, und auch da nur in Vorabendserien.“
    Ich stützte den Kopf in beide Hände. „Alle wissen immer alles besser, erst der Mausig, dann der Ministerpräsident und jetzt auch noch ein paar halbwüchsige Bengel. Das ist kein Spiel, wo man Avatare von hier nach da schickt, hier sterben echte Menschen, und wir können gar nichts dagegen tun. Überhaupt nichts. Nur hinterher aufräumen.“ Ich war aufgesprungen. „Am liebsten würde ich in den Sack hauen.“
    „Was ist dir denn über die Leber gelaufen?“
    „Lass mich in Ruhe.“
    Liebend gerne wäre ich auf mein Fahrrad gestiegen und losgefahren, weg aus der Stadt, immer an der Weser entlang. Nichts hören, nicht sehen, nichts sagen. Welt, bleib mir vom Hals.
    Kofi sagte nichts. Stand einfach da. Wartete.
    „Es ist nur …“
    „Du brauchst nichts zu erklären. Mir ist dieser Gottesdienst vorhin auch auf den Magen geschlagen. Es soll einen trösten. Gleichzeitig erzählen sie uns, was für wunderbare Menschen wir verloren haben. Alle sind untröstlich. Haben sich so lieb, geloben Unterstützung, Zusammenhalt. Einigkeit macht stark.“
    „Im nächsten Augenblick greifen sie Frau Fleck an und drohen Timo zu lynchen, und wir kommen einfach nicht voran. Der Bengel ist wie vom Erdboden verschluckt.“
    „Julia auch.“
    Ich atmete tief ein. „Wenn er es war, hat er es kaltblütig geplant und auch das Versteck vorbereitet.“
    „Wenn er es nicht war, hat er vielleicht die letzten vierundzwanzig Stunden mit seiner Freundin im Bett verbracht.“
    Wir standen uns gegenüber, ohne uns in die Augen zu sehen. Ich musste mich zusammenreißen, versuchte, meine Mundwinkel zu einem Lächeln hochzuziehen.
    „Lass uns irgendwo was essen gehen, und anschließend sprechen wir noch einmal mit Herrn Heckmann.“
    „Machen wir gleich, vorher gucken wir die Fotos von Lars an. Dann können wir sie zu Marc bringen. Vielleicht entdeckt der etwas mit seiner Technik, was wir mit bloßem Auge nicht erkennen.“
    „Am besten eine Porträtaufnahme mit freigelegtem Ohr.“
    Kofi grinste mir anerkennend zu. Ich war also auf dem Weg der Besserung. Ein Glück, dass er nicht wusste, dass mich die Erinnerungen an Elke angefallen hatten wie eine Schar Vampirfledermäuse auf Ecstasy.

26
    Lars und Valentin liefen nach Hause so schnell sie konnten. Gini und Nora warteten in Noras Zimmer auf sie.
    Die Mädchen hatten die ganze Zeit alle sozialen Netzwerke im Internet durchforstet. Es gab ein paar verwackelte Handyfotos vom Geschehen auf dem Schulhof, aber erst nachdem die Sanitäter eingetroffen waren. Jede Menge Fotos von Michelle und Philip hatten sie ebenfalls gefunden. Außerdem setzten die anderen Fotos vom Rondell ein, das zu einem Kerzenmeer geworden war und teilten ihre Betroffenheit mit. In einem Blog sammelten sich Erinnerungen, Episoden, vor allem aber schrieben die Leute sich ihre Angst, ihre Unsicherheit und ihre Traurigkeit von der Seele.
    Sonja16: „Ich kannte Michelle seit dem Kindergarten. Wir waren nie beste Freundinnen, aber sie konnte gut zuhören.“
    JajajaB.: „Philip war cool. Wir hatten jede Menge Fun.“
    TiTu: „Keine Party ohne Philip. Er war der GTA-Star.“
    SandraHigh: „Scheiß auf GTA. Ich bin so down, könnte den ganzen Tag heulen.“
    TImBluE: „Philip auf Klassenfahrt, voll aufgedreht, echt krass, nicht so’n Loser wie Timo mit seiner Goth-Braut.“
    SandraHigh: „Julia ist voll ok. Ich glaub’s nicht, dass das Timo war.“
    TImBluE: „Sagen aber alle, sogar die Bullen.“
    TiTu: „Man, verpisst euch alle. Hier geht’s um Michelle und Philip. Ich werde sie nie

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