Ausweichmanöver (German Edition)
räusperte sich. „Heute Morgen wollte ich die goldenen Manschettenknöpfe in meine Nachttischschublade zurücklegen.“
„Ich hasse es, wenn du meine Sachen durcheinanderbringst.“ Rudolf Weber stand mit hochrotem Gesicht im Türrahmen. Beide Hände in die Hüften gestemmt, sah er seine Frau herausfordernd an. Sie stand auf einer Trittleiter und suchte etwas auf dem Schrank. „Ich weiß nicht, wovon du sprichst“, antwortete sie, ohne ihre Suche zu unterbrechen.
„Sehr witzig, darf ich daran erinnern, dass nur wir beide in diesem Haus leben.“
Rita seufzte, strich sich eine Strähne aus dem Gesicht und fragte: „Was suchst du denn?
„Ich suche gar nichts. Jemand war an meiner Nachttischschublade und hat meine Uhren durcheinandergebracht.“
Rita schüttelte den Kopf und lehnte sich gegen den Schrank. Ihr Mann fragte: „Was suchst du eigentlich da oben?“
Vorsichtig stieg Rita von der Trittleiter. „Die Keksdose mit dem Pfandgeld, na ja, eigentlich nur das Pfandgeld. Die Dose ist da.“
Rudolf schob sie energisch zur Seite. „Wir haben Juni, da sollten mindestens 200 Euro drin sein.“
„260“, erwiderte Rita.
„Die können doch nicht einfach so verschwinden.“
Rita hatte sich auf einen Küchenstuhl gesetzt und schaute ihrem Mann zu, der alle Dosen auf dem Schrank erst schüttelte und dann öffnete.
„Bist du eigentlich sicher, dass deine Uhren alle da sind, auch die goldene, die du zur Pensionierung bekommen hast?“
Rudolf drehte sich um: „Du meinst …?“
Sie nickte.
„Du kontrollierst deine Schmuckschatulle, und ich gucke im Keller nach dem Tresor.“
Rita war noch nicht oben im Schlafzimmer angekommen, als sie den Wutschrei ihres Mannes hörte.
„Wir haben gleich bei der Polizei angerufen“, ergänzte Rita. Als sie weitersprach, flüsterte sie. „Während wir bei unserer Tochter im Sauerland waren, ist jemand in unser Haus eingedrungen, er war in der Küche, im Keller und … im Schlafzimmer. Alles hat er durchwühlt, jeden Schrank, jede Schublade.“
Sie schüttelte sich.
„Am liebsten würde ich alles wegwerfen, was er berührt hat.“
Der Kollege Heinrich räusperte sich: „Wir haben keine Einbruchspuren entdeckt.“
„… und wir haben die Türen garantiert abgeschlossen.“ Rita lachte spitz. „Mein Mann hat sogar Fenstergriffe mit Schlössern einbauen lassen.“
„Wer wusste von dem Tresor im Keller?“, fragte Kofi.
„Unsere Tochter natürlich, der Schwiegersohn, und die Leute von der Firma, die ihn eingebaut haben.“
„Wann war das?“
„Was weiß ich? Vor drei Jahren vielleicht.“
„Es war vor exakt drei Jahren und vier Monaten.“ Rudolf Weber zeigte auf einen Hefter, der vor ihm auf dem Tisch lag. „Ich erwarte, dass Sie denen auf den Zahn fühlen.“
Kofi ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. „Haben Sie Ihre neuen Schlösser bei der gleichen Firma gekauft?“
„Nein, die habe ich erst vor Kurzem …“
„Als unsere Tochter diesen Kurt geheiratet hat“, warf Rita ein.
„… ausgewechselt“, setzte ihr Mann lauter fort. „Bei Wagner in der Wilhelmstraße, alteingesessen und zuverlässig.“
Ich sah Kofi fragend an. So gut kannte ich mich in Holzminden noch nicht aus. Er nickte.
„Okay“, sagte ich, „Ihnen wurde also Geld entwendet.“
„Und eine goldene Uhr!“
„Eine Uhr und außerdem?“
Das Ehepaar Weber wechselte einen Blick. Ihren konnte ich nicht deuten, doch seiner bedeutete definitiv: „Wehe!“
Wir waren auf der richtigen Spur. Ich beschloss, es auf dem direkten Weg zu versuchen. „Man hat Ihnen eine Waffe gestohlen.“
Rita sog hörbar die Luft ein. Ich beugte mich vor. „Ein Kleinkalibergewehr?“
Er sah mich an, spitzte den Mund. „Das nicht.“ Er rutschte auf dem Stuhl herum. „Kein Gewehr.“
„Eine Walther?“
Er zuckte zusammen. „Woher wissen Sie?“
„Weil wir nicht die Ersten sind!“, sagte Frau Weber triumphierend.
Ich nickte ihr zu. „Ihre Frau hat recht. Wir hatten in den letzten Monaten mehrere Diebstähle ohne Einbruchspuren. Der oder die Täter scheinen es hauptsächlich auf Bargeld, wertvollen Schmuck und Waffen abgesehen zu haben.“
„Mein Mann hatte so ein Ding in der Nachttischschublade. Ich bin froh, dass es weg ist.“
‚Hauptsache, du stehst dann hinter der Kasse, wenn mit der geklauten Waffe eine Tankstelle oder ein Kiosk überfallen wird‘, dachte ich. Laut sagte ich: „Was hatten Sie denn für eine?“
„Eine PK380.“
„Mit Laser?“
Er nickte,
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