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Ausweichmanöver (German Edition)

Ausweichmanöver (German Edition)

Titel: Ausweichmanöver (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Hartmann
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Eindruck, dass Sie eine Bereicherung für uns sind. Deshalb denke ich, es ist an der Zeit, dass Sie ein paar der einflussreicheren Einwohner Holzmindens kennenlernen.“
    Ich verstand kein Wort.
    „Wir treffen uns heute Abend, ganz zwanglos, zu einem kleinen Abendessen in Hellers Krug . Das ist in der Altendorfer Straße. Fragen Sie um 20 Uhr nach den Baboons. Dann bringt man Sie zu uns.“
    Ich wusste nicht so recht, wie ich meine Frage stellen sollte. Was soll ich da? konnte ich schlecht fragen.
    „Was erwarten Sie von mir?“
    Er lachte. „Erwarten? Sie sollen sich amüsieren, ein paar Leute kennenlernen, ein bisschen zuhören.“ Er lehnte sich zurück. „Und wenn Sie, ganz zufällig versteht sich, etwas hören sollten, das Ihnen bei Ihren Ermittlungen hilft, oder … Und das bleibt unter uns, verstanden. Oder wenn Sie etwas hören, das sich nach einer Straftat anhört, wegen der niemand Anzeige erstatten will oder kann, ist es Ihnen natürlich unbenommen, ganz diskret, ein bisschen auf eigene Faust zu ermitteln.“
    „Ein bisschen auf eigene Faust ermitteln?“
    „Ohne Staub aufzuwirbeln.“
    Ich zuckte zusammen. „Ich kann nur Staub aufwirbeln, wo Dreck liegt.“
    „Selbstverständlich. Wenn Sie Dreck finden, wirbeln Sie. Wenn Sie aber keinen finden, möchte ich nicht, dass wir die Hausfrau brüskiert haben.“
    „Ich verstehe.“
    „Sie sind bereit zu kommen?“
    „Gibt es einen Dresscode?“
    „Jeder kommt so, wie er sich wohlfühlt.“
    „Nur Männer?“
    „Versteht sich von selbst.“
    Ich stand auf und verabschiedete mich mit einem Kopfnicken. Kurz dachte ich daran, mich für das Vertrauen zu bedanken. Doch dann unterließ ich es. Ich war mir keineswegs sicher, worauf ich mich einließ, und ob ich dafür dankbar sein sollte.
    Wusste Mausig, was man mir heute Abend erzählen würde oder nur, dass man mir etwas mitteilen würde?
    Von den Baboons hatte ich noch nie gehört. Ich kannte Lions, Schlaraffen und Rotarier. Wahrscheinlich gab’s noch mehr. Aber Baboons? Paviane? Na ja, solange sie nicht mit nackten Hintern an den Kronleuchtern schaukelten, sollte es mir egal sein, wie sie sich nannten.
    Plötzlich überlief es mich heiß. Wie hatte er sich ausgedrückt? Wenn Sie etwas hören, dass Ihnen bei Ihren Ermittlungen hilft, hatte er gesagt. So ganz nebenbei. Konnte es sein, dass jemand etwas wusste und es nicht sagte? Welchen Grund konnte es sonst geben, mich ausgerechnet jetzt einzuladen, wo wir mitten in einem heißen Fall steckten?
    Das wäre allerdings ungeheuerlich. Würde Mausig das zulassen?
    Oder wurde alles nicht so heiß gegessen wie es gekocht wurde, und ich sollte mir nur mal die Gerüchte von Mausigs Freunden anhören? Wollte er mich als Alibi dabei haben, damit er sich nicht alles anhören und vor allem merken und am nächsten Tag abarbeiten musste?
    Kofi schaute mich fragend an, als ich unser Büro wieder betrat. Ich zuckte mit den Schultern. „Er wollte nur wissen, wie es mir geht, ob ich mich eingelebt habe.“
    „Ausgerechnet jetzt?“
    „Vielleicht dachte er, ich kann mit dem Druck nicht umgehen. Hat Marc die Namen abgeglichen?“
    Konnte ich denn mit dem Druck umgehen? Wenn ich ehrlich zu mir war, nein. Es funktionierte nur, ich funktionierte nur, weil ich jeden Gedanken an den Tod, an Elkes Tod, systematisch verdrängte. Ich hatte in der Andacht gesessen und Kerzenleuchter gezählt, hatte versucht, den „Zauberlehrling“ zusammenzukriegen. Mein Gehirn war schließlich in einer Walle-Walle-Schleife steckengeblieben. Und trotzdem hatte sich die Atmosphäre auf mein Gemüt gelegt.
    Unter dem Tisch ballte ich die Fäuste. Eine halbe Stunde am Sandsack wäre ein Traum.
    Ich zwang mich, Kofi zuzuhören.
    „Jap, hat er. Nichts. Es gibt keine familiären Verbindungen zwischen den Kids und den Leuten, bei denen eingebrochen wurde.“
    „Wäre zu schön gewesen.“
    Kofis Schreibtischtelefon klingelte.

23
    Kofi hatte den Hörer aufgenommen und lauschte. Dann hielt er die Muschel zu. „Herr Sproy, er will eine Vermisstenanzeige aufgeben. Seine Tochter ist nicht nach Hause gekommen.“
    „Das wissen wir doch. Zumindest haben wir es geahnt.“
    „Soll ich ihn herbestellen?“
    „Willst du hinfahren und noch einmal mit dem Bärentöter spielen?“
    Kofi zog eine Grimasse. Während er einen Termin mit Herrn Sproy verabredete, dachte ich darüber, ob die Wild-West-Waffen wohl tatsächlich alle Dekorationsobjekte waren. Konnte ich mir Herrn Sproy vorstellen, wie er auf das

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