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Ausweichmanöver (German Edition)

Ausweichmanöver (German Edition)

Titel: Ausweichmanöver (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Hartmann
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während er versuchte, sich die Örtlichkeit vorzustellen. Lag sie mitten im Wald? An Häuser konnte er sich nicht erinnern. Aber das war zehn Jahre her.
    Er radelte los. Seine Gedanken kreisten um den Mann, der ihn an der Freilichtbühne erwartete. Oder kam er später? Beobachtete er Lars, wartete, bis der wieder weg war, holte und prüfte die Sachen? Hatte er Gini bei sich oder hockte sie noch vor dieser Wand?
    Wer erwartete ihn? Was hatte er demjenigen getan? Und Valentin? Hatten die Mädchen recht? War es dieser Unsympat aus der Werkstatt? Warum? Das ergab alles keinen Sinn.
    Lars überquerte die Weserbrücke. Nordrhein-Westfalen. Daran hatte er noch gar nicht gedacht. Stahle gehörte zu Höxter, die Weser war Landesgrenze. Selbst wenn es Valentin gelang, die Polizei zu informieren, und selbst, wenn sie ihn unterstützen wollten, dieser Ollner war in Stahle gar nicht zuständig.
    Da, links, das Schild zur Freilichtbühne. Rechts und links lauter Einfamilienhäuser. Allmählich war Lars außer Puste. Er fuhr ein wenig langsamer. Da vorne rechts kam gleich ein Parkplatz. Vielleicht sollte er da kurz Pause machen.

57
    Sebastian parkte den Wagen rückwärts ein. Langsam ließ er die Seitenscheibe in seiner Tür herunter. Melli beobachtete ihn aufmerksam, fast ein wenig aufgeregt.
    Das Gewehr lag unter einer Decke auf dem Rücksitz. Wie sollte er ihr das erklären? Er sah sie an.
    „Melli?“
    Sie grinste. „Mach einfach.“
    „Du weißt?“
    Sie schüttelte den Kopf, dass die eben frisch geschwärzten Haare flogen. „Ich weiß gar nichts, muss ich auch nicht. Du wirst wissen, was du tust. Hauptsache, du gibst mir was ab. Mama ist immer so geizig.“
    Es dauerte etwas, bevor er begriff, was sie gesagt hatte. Sie hatte ihn durchschaut. Wahrscheinlich schon, als er ihr das Haarfärbemittel gegeben hatte.
    Er griff nach hinten, zog das Gewehr hervor. Dabei hörte er, dass sie die Luft einzog. Er zeigte ihr die Kartuschen. „Nur Betäubung.“
    „Wo hast du das her?“
    „Von einem Förster. Der hat sich ein neues gekauft.“
    „Um wie viel geht es?“
    Er stutzte, zögerte. Hatte er sie richtig verstanden? „Hundert sind für dich drin.“
    „Zweihundert“, sagte sie. „Wahrscheinlich ist das noch zu wenig. Ich bin einfach zu gutmütig.“
    „Wofür brauchst du zweihundert Euro?“
    „Für Klamotten und so. Was denkst du denn?“
    Sebastian antwortete nicht, denn er hatte den Radfahrer erblickt. War er das?
    Er war’s.
    Melli spürte, dass es ernst wurde und verhielt sich ganz ruhig. Der Bengel kam den Berg herauf, wurde langsamer. Wollte er anhalten? Sebastians Mundwinkel zuckte. Ausgerechnet hier?
    Sebastian konnte sehen, dass der Typ schweißgebadet war. Er hielt an, atmete tief durch und schaute sich um.
    Jetzt bemerkte er Sebastian im Auto, erkannte ihn, schaute Melli an, erschrak. Zu spät. Sebastian drückte ab. Lars schaute nach unten auf seine Brust, wo die Injektionsspitze hing. Seine Hand war zum Gürtel geschnellt, hatte ein Messer hervorgezogen. Dann fiel er. Das Fahrrad schepperte laut.
    Sebastian sprang aus dem Auto, zerrte Lars auf den Rücksitz. Schnell warf er das Fahrrad ins Gebüsch. So viel Zeit musste sein.
    Dann fuhr er los. „Nicht schneller als fünfzig, nicht auffallen“, sagte er leise vor sich hin.
    Plötzlich tauchte hinter ihm ein Polizeiwagen auf. Er sah ihn im Rückspiegel größer werden. Das Signal „Anhalten. Polizeikontrolle“ ging an.
    Sebastian gab Gas.

58
    Wir waren gerade am „Roten Fuchs“, da piepte mein Handy. Eine SMS. Bevor ich nachsehen konnte, was es damit auf sich hatte, klingelte es.
    „Ollner!“
    Ich verstand den Anrufer schlecht. Allerdings lag es nicht an der Verbindung.
    „Valentin?“, fragte ich.
    „SMS lesen, wichtig“, war alles, was ich verstand. Je näher wir Holzen kamen, umso schlechter wurde der Empfang. Ich rief die Kurzmitteilung auf. „Gib Gas. Wir müssen nach Stahle“, sagte ich zu Kofi. Alles Weitere würde er gleich aus meinem Gespräch mit der Leistelle entnehmen können.
    Je mehr er hörte, desto schneller wurde er. Außerdem pflanzte er das Blaulicht aufs Dach. In Eschershausen fuhr er glatt über die Mitte des Kreisels hinweg. Einen Trecker überholte er, indem er über die Tankstelle raste. Als wir auf Amelungsborn zufuhren, rief er mir zu: „Freundlich lächeln!“ Bevor ich verstand, was er meinte, wurden wir geblitzt. „Du hättest deine Marke hochhalten sollen, dann hätten sie das Foto gleich aussortieren

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