Ausweichmanöver (German Edition)
arbeitet er die Oldtimer auf. Ich weiß nicht, wo das ist. Es ist noch nicht einmal sicher, dass seine Mutter die Adresse kennt. Da ist er sehr eigen.“
„Seine Wohnung?“
„Zwei Zimmer, Küche, Bad, habe ich ihm vermittelt, als er hier angefangen hat. Die ist zu hellhörig, da könnte man niemanden verstecken.“
Ich stand auf, ging auf den Hof und veranlasste telefonisch alles Weitere. Kofi war überrascht, wollte erst nicht so recht. Doch als ich ihm sagte, dass ich sozusagen ein Geständnis für die Einbrüche hatte, legte er los.
Ich wartete auf dem Hof, behielt Frau Gambach im Auge. Sie sollte weder verschwinden noch jemanden warnen. Als ihr Telefon klingelte, ging ich wieder nach drinnen. Ihre Hand schwebte über dem Telefon. „Ich soll nicht abnehmen, oder?“
„Besser nicht.“
Draußen fuhren die Kollegen vor.
Nachdem ich sie eingewiesen und ihnen erklärt hatte, wonach wir suchten, hatte ich mich entschieden. Ich würde selbst nach Alfeld fahren. Vielleicht verlief alles ganz unspektakulär. Wir klingelten und verhafteten den Täter, der seiner Mama die Wäsche zum Waschen brachte.
Kofi wollte fahren, weil ich lädiert war. Mir war’s recht.
Wir würden rund fünfundvierzig Minuten bis Alfeld brauchen.
54
Lars hatte seine Suche unterbrochen. Inzwischen war er so müde, dass er sich nicht einmal mehr wundern konnte, dass die Welt sich weiterdrehte, ohne Notiz von ihm und seiner Wut, seiner Verzweiflung, seinem Unglück zu nehmen.
Er holte sich bei NP eine Cola und setzte sich damit an den Rand des Bürgersteiges. Kaum hatte er die Flasche ausgetrunken, sprang er auf. Bis ins Krankenhaus war es zwar noch eine ziemliche Strecke. Doch vielleicht konnte er unterwegs in den Bus steigen.
Er hatte Valentin vergessen. Wenn der nicht komplett mit Drogen vollgepumpt war und vor sich hindämmerte, wartete er bestimmt auf Lars‘ Besuch.
Als er das Zimmer betrat, saß Valentin aufrecht im Bett, vor sich seinen Laptop. Daddelte er? Lars trat näher. „Hi, wie geht’s? Was machste?“
Valentin zog den Stöpsel aus dem Ohr, begrüßte ihn und zeigte auf den Rechner. „Videos.“
„YouTube?“
„Nee, DVD. Zeichentrick.“ Er sprach sehr undeutlich. Er tippte auf der Tastatur und drehte den Bildschirm. „Meine Mutter hat mir nur Filme mitgebracht, in denen garantiert nicht geschossen wird“, stand da. „Eigentlich soll ich mich ausruhen. Aber ich kann nicht. Sobald ich die Augen schließe, tauchen diese Bilder auf, du weißt schon. Das Blut überall. Ich höre auch ständig die Schreie. Ohne Musik geht gar nicht.“
Lars nickte. „Ich auch nicht, doch ich muss ständig an Gini denken.“
Tippgeräusche. „Die ist nicht kleinzukriegen.“
„Das sagst du.“
Dann schwiegen sie. Valentin startete „Nemo“ wieder. Als Dorrie versuchte, Walisch zu sprechen, mussten sie trotz allem lächeln.
Beinahe hätte Lars überhört, dass er eine SMS bekam. Er zog das Handy heraus, rief die Nachricht ab und schrie: „Die ist von Gini.“
Valentin sah ihn verständnislos an.
Lars las den Text und erblich. Er reichte Valentin das Handy, der es beinahe fallen ließ. Lars nahm ihm das Handy wieder weg und las ihm die Nachricht vor. „Wenn du deine Freundin wiedersehen willst, bring die Kamera und alle Karten bis 18.30 Uhr zur Freilichtbühne in Stahle. Wenn alles ok ist, lasse ich sie frei. Beweis? Foto.“
„Was soll das? Warte, hier ist noch ein Foto.“ Seine Hand zitterte. „Das ist Gini.“ Er hielt dem Freund das Handy direkt vors Gesicht. „Mein Gott, der quält sie. Ich muss los.“
Valentins rechte Hand, immer noch mit der Kanüle, umklammerte seine. „Nicht. Polizei.“
„Glaubst du, ich warte, bis die Polizei sich ausgemehrt hat? Fünf Anträge in achtfacher Ausfertigung. Dieser Ollner kann mir gestohlen bleiben. Die haben uns die ganze Zeit nicht ernst genommen, höchstens verdächtigt.“
Valentin nickte, ließ aber Lars‘ Hand nicht los. „Gib mir.“
„Was soll ich dir geben?“
Er zeigte auf den Laptop. „Übertragen. Bluetooth.“
Lars verstand. „Ich übertrage das Foto. Dann kannst du die Polizei informieren, und ich kann Gini auslösen. Mach hin. Ich muss mein Fahrrad holen, sonst schaffe ich das nie.“ Seine Hände zitterten so, dass er Bluetooth aktivierte und gleich wieder deaktivierte. Er konnte nicht still stehen, warum dauerte das so lange?
„Knapp eine Stunde habe ich Zeit. Das muss reichen.“
„Gefährlich.“
„Was ist daran gefährlich. Der Typ
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