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Ausziehen!

Ausziehen!

Titel: Ausziehen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois Greimann
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pflichtete Kathryn ihm bei. »Für mich ist das die Gelegenheit, mich um meine Arbeit zu kümmern. Bitte, fühlen Sie sich hier wie zu Hause«, sagte sie, lächelte und ging hinaus, wobei sie die beiden Türflügel hinter sich schloss.
    Jetzt waren wir wieder allein. David kam zu mir herüber und drückte mir einen Scotch in die Hand.
    »Du bist verlobt«, bemerkte ich. Vielleicht hörte sich das jetzt für ihn genauso lahm an wie für mich, aber meine zählebigen Fantasien zogen es vor, gehegt und gepflegt zu werden, anstatt elendig vor die Hunde zu gehen.
    »Seit fast einem Monat schon«, antwortete er und winkte mich auf die Couch zurück. »Die Hochzeit findet im Mai statt. Kathryn wollte eigentlich noch warten. Zumindest hat sie das gesagt. Ich persönlich denke, sie wollte damit nur dem zerbrechlichen Ego eines alten Mannes schmeicheln.«
    Ich unterdrückte einen Seufzer und ließ mich lustlos auf das bequeme Leder fallen.
    »Du siehst immer noch ganz mitgenommen aus«, bemerkte er, während er sich hinsetzte und in meine Augen sah. »Du hast doch heute keine Patienten empfangen, oder?«
    Ich versicherte ihm, dass ich das nicht getan hatte.
    »Gut. Nimm dir Montag auch noch frei.«
    »Ich weiß nicht, ob ich mir das leisten -«
    »Chrissy.« Abgesehen von meiner engsten Familie war er der Einzige, der mich so nannte. Mein jüngster Bruder nannte mich immer noch Christopher Robin, weil ich damals geradezu besessen war von Winnie Puuh und den Geschichten aus dem Hundert-Morgen-Wald. Aber James war ja auch erst sechsunddreißig. Vielleicht würde er sich irgendwann einmal so erwachsen verhalten wie David - wenn die moderne Wissenschaft endlich einmal hält, was sie seit langem verspricht. »Hör zu, du hast gerade einen schlimmen seelischen Schock erlitten. Du brauchst Zeit, um dich davon zu erholen.«
    »Vielleicht hast du Recht.«
    Er lehnte sich zurück und betrachtete mich eingehend. »Da ist dir aber auch was passiert!«, sagte er kopfschüttelnd.
    Ich versuchte zu lächeln. Es kam mir makaber vor, aber durch den Scotch ging es mir schon bedeutend besser. »Ich bin nur …« Ich starrte in mein Glas. Glenfiddich. »Man hat mir so viele Fragen gestellt.«
    »Wer?«
    »Es gibt da so einen Lieutenant.« Riveras durchdringender Blick kam mir in den Sinn. »Er denkt, ich hätte ein Verhältnis mit Bomstad gehabt.«
    »Das ist doch absurd!« Stellvertretend für mich schien David schwer beleidigt zu sein. Ich hatte es kurz in Betracht gezogen, meine Eltern anzurufen, aber meine Erfahrungen aus der Vergangenheit und gesunder Menschenverstand rieten mir dringend davon ab. Vor gut einem Jahr hatte ein orkanartiger Sturm das Dach meiner Garage abgerissen, und mein Vater hatte mich unverzüglich gefragt, wie zum Teufel ich das bloß angestellt hätte. »Wie ist er zu solch einer idiotischen Schlussfolgerung gekommen?«
    »Nun …« Ich räusperte mich. »Mr. Bomstad hatte eine Flasche Wein mitgebracht.«
    »Zu seiner Sitzung?«
    »Leider ja.«
    »Du hast davon aber nichts getrunken.«
    »Nein.« Meine Antwort kam wie aus der Pistole geschossen. Die ganze Sache zu erklären war in etwa so angenehm wie eine Wachsenthaarung, aber ich brauchte dringend einen Rat. Außerdem war er mit den Leuten von der Ärztekammer per Du.
    »Nein. Aber …« Ich schwenkte mein Glas und schaffte es, ein erneutes Räuspern zu unterdrücken. »Mit dem Viagra, da hatte er …«
    Als ich aufsah, merkte ich, dass David mich immer noch beobachtete und ein wenig finster dreinschaute. »Er -«
    »O nein, Chrissy!«, schüttelte er den Kopf. »Jetzt erzähl mir bitte nicht, dass er eine Erektion hatte!«
    Ich räusperte mich wieder. David war für mich immer eine seltsame Mischung aus Mentor, Freund und dem grauhaarigen Typen aus Fantasy Island gewesen. Ich war zwar noch ein Kind, als die Serie ausgestrahlt wurde, aber ich hatte immer schon eine kleine Schwäche für diesen grauhaarigen Kerl gehabt. »Leider doch.«
    »Auch noch, als die Polizei eintraf?«
    »Ja.«
    »Aber es war doch wohl mehr als offensichtlich, dass da kein Verhältnis bestand. Zu diesem Ergebnis würde selbst das dämliche L.A. Police Department kommen.«
    »Also, ähm …« Ich starrte in meinen Scotch. »Seine Hose stand offen.«
    David schwieg einen Augenblick lang, starrte mich aber stur an. Seine Augenbrauen befanden sich irgendwo am silbergrauen Haaransatz. »Hast du -«
    »Ich habe nichts getan, ich schwöre es!«, rief ich. »Sicher, Bomstad sah ziemlich gut aus, aber

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