Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ausziehen!

Ausziehen!

Titel: Ausziehen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois Greimann
Vom Netzwerk:
seine Mutter hatte sich erfolgreich ihrer Pflicht entzogen, ihm diese Urschuld einzutrichtern. »So nennen Sie Sex?«, fragte er ungläubig. »Kopulation?«
    »Das ist der Fachterminus.«
    Er schnaubte. »Na gut. Was hat Sie zu der Annahme gebracht, er hätte Probleme mit dem … Kopulieren?«
    »Darum kam er zu mir. Erinnern Sie sich?«
    »Sehr wohl«, antwortete er. »Aber die zwei Prostituierten, die er am …« Schon am zweiten Tag in Folge schien er sein Notizbuch wie aus dem Nichts hervorzuzaubern. Er schlug es auf. »… am Dienstag zu sich kommen ließ, sagten, er hätte damit nicht das allerkleinste Problem gehabt.«
    Mir war klar, dass ich damit hätte rechnen müssen, aber trotzdem blieb mir kurzzeitig die Luft weg. »Er hat Prostituierte zu sich kommen lassen?«
    »Am liebsten mehrere gleichzeitig.«
    Aber er hatte doch italienische Schuhe getragen! »Das bringt doch alles nichts!«
    »Haben Sie es denn schon mal ausprobiert?« Er hatte eine tiefe, rauchige Stimme. Wahrscheinlich perfekt dafür, um Verdächtige und arme, unschuldige Psychologinnen einzuschüchtern.
    Ich sah ihn verständnislos an.
    »Gleichzeitig mehrere Partner«, erklärte er.
    »Ich meinte, es bringt doch nichts, dass er dann zu mir in Therapie kam. Warum sollte er sein Geld dafür verschwenden, Dinge zu offenbaren, die die meisten Männer am liebsten verschweigen würden, wenn er gar nicht -«
    »Welche Dinge?«
    Ich machte eine Pause. »Das ist vertraulich«, antwortete ich.
    »Was haben Sie zu verbergen, Ms. McMullen?«
    Ich stand auf, um Boden für mich zu gewinnen. Er tat dasselbe und baute sich vor mir auf. Daher kletterte ich auf die Stufe hinter mir und verschaffte mir so den kleinen Vorteil, dass ich ihn überragte. Das brachte aber auch nicht viel. Die Rolle des netten Bullen hatte er schnell wieder abgelegt.
    »Ich habe nichts zu verbergen, Mr. Reever. Ich habe lediglich Patienten, die von mir erwarten, dass ich die Schweigepflicht respektiere und ihre Fälle vertraulich behandle.«
    »Tiefe, dunkle Geheimnisse?«, fragte er und beugte sich ein wenig vor.
    Ich widerstand der Versuchung, mich nach hinten zu lehnen. »Ja. Ganz genau«, gab ich zurück und erinnerte mich an Mr. Lepinski. Rauchfleisch oder Schinken. »Die nicht für die breite Öffentlichkeit bestimmt sind.«
    »Falls Sie es noch nicht bemerkt haben, Ms. McMullen, ich bin nicht die breite Öffentlichkeit.«
    »Da haben Sie Recht«, stimmte ich ihm zu. »Die meisten Menschen sind weitaus sympathischer.«
    »Ich kann durchaus sympathisch sein«, sagte er, aber sein derzeitiger Ausdruck ließ anderes vermuten. »Oder auch nicht.« In den finsteren Tiefen seiner Augen stand eine unverhohlene Drohung geschrieben. In einem einmaligen Kraftakt zog ich mich selbst aus dem Morast.
    »Ich bin Fachfrau«, sagte ich mit überzeugender Dramatik. I-aahs Schwanz wackelte ein wenig, während ich sprach. »Und ich lasse mich von Ihnen nicht so weit unter Druck setzen, dass ich hier die intimsten Details ausplaudere.«
    »Wie intim?«, fragte er und rückte mir weiter auf die Pelle.
    Ich schluckte schwer. Ich bin nicht gerade eine kleine Frau, und ich denke auch, dass ich durchaus kein Angsthase bin, aber der Typ hier frühstückte vermutlich Psychologinnen. Dennoch, was bildete er sich ein, zu jeder Tageszeit einfach in mein Haus hereinzuplatzen? Ich hob das Kinn und behauptete meine Stellung. Unsere Gesichter waren nur wenige Zentimeter voneinander entfernt. Für einen Bullen roch er verdammt gut. »Wie fänden Sie es, wenn ich Sie wegen Belästigung verklagen würde?«, fragte ich. Meine Stimme zitterte dabei kaum, aber angesichts der Drohung wich er auch nicht gerade zurück. Genauer gesagt fing er an zu grinsen.
    »Lady«, sagte er. »Ich glaube, Sie sind noch nie belästigt worden!«
    »Ich bin schon oft genug belästigt worden!«, fuhr ich ihn an. Rückblickend ist es fast schon lustig, was mich alles so auf die Palme bringt.
    »Natürlich«, sagte er, nun breit grinsend.
    »Haben Sie schon mal fünf Margaritas, zwei Bloody Marys und einen Zombie durch ein Gewühl von Perversen mittleren Alters jongliert?«
    Er bedachte mich mit einer hochgezogenen Augenbraue, die ich schon öfter gesehen hatte, und im selben Moment wünschte ich, ich hätte mit diesem Thema gar nicht erst angefangen. Mein Gott, ich stand hier mit einem Iaah-Schwanz an meinem Rücken. Was wollte der Mann denn noch alles wissen?
    »Entweder sind Sie im Zirkus aufgetreten«, mutmaßte er, »oder Sie haben in

Weitere Kostenlose Bücher