Ausziehen!
ins Abenteuer.
Ich nahm die 405 in südlicher Richtung und fuhr dann wieder auf den Burbank Boulevard auf. Der Oakland Drive war von Oleanderbüschen und Jakarandabäumen gesäumt. Ein heißer Septemberwind raschelte in ihren Zweigen, als ich um den Block fuhr und so tat, als würde mir hier in der Gegend ein Haus gehören. Wie die Dinge jedoch lagen, müsste ich mich glücklich schätzen, wenn ich mir in diesem Stadtteil auch nur einen Briefkasten leisten könnte. Selbst mein kleiner, staubiger Saturn schien sich völlig fehl am Platz zu fühlen. Ich tätschelte ihm das Armaturenbrett und drehte eine erneute Runde um den Block, um die Lage auszukundschaften.
Bomstads Haus war von einem abweisenden, schmiedeeisernen Zaun mit scharfen Spitzen umgeben, in dessen Mitte sich ein zweiflügliges Tor befand, das den Weg auf eine schwarz geteerte, kurvige Auffahrt freigab. Der größte Teil seiner Behausung war hinter einer perfekt gepflegten Rasenfläche und imposant aussehenden Bäumen verborgen.
Nachdem ich zum fünften Mal an den mächtigen Torflügeln vorbeigefahren war, parkte ich schließlich in der Bellflower Street und gab meinen Bedenken nach. Mein Plan war total verrückt, obwohl es durchaus gute Gründe gab, die für einen Einbruch sprachen. Ich war keine Nancy Drew, und ungebeten das Haus des Bombers zu betreten, konnte von gewissen Polizeibeamten durchaus missverstanden und als Einbruch ausgelegt werden. Andererseits sah ich mich bereits mit weitaus schlimmeren Vorwürfen konfrontiert.
Die Sonne über Santa Monica ging langsam unter, aber im Tal der Engel war es immer noch höllisch heiß. Ich kramte ein halb geschmolzenes Snickers aus meiner Handtasche und kaute darauf herum. Und wirklich, nachdem der pure Zucker mein System in Gang gebracht hatte, konnte ich wieder klarer denken.
Da Bomstad mit Sicherheit über ein erstklassiges Alarmsystem verfügte, hatte es absolut keinen Sinn, über seinen Fleisch fressenden Zaun zu klettern. Wahrscheinlich würde ich in Handschellen abgeführt, bevor ich Bomstads Haustür überhaupt erreicht hätte.
Ich aß das letzte Stück Snickers, leckte mir die Schokolade von den Fingern und kaute auf meiner Lippe herum. Das war zwar nicht so inspirierend wie die Zuckerzufuhr, aber immerhin wusste ich jetzt, was ich zu tun hatte.
Ich drehte den Schlüssel im Zündschloss, legte den Gang ein, fuhr los und hielt bei den Kirschbäumen nahe Bomstads Torbögen an. Sie überragten mich drohend wie die dunklen Flügel eines Dämons, doch ich zwang mich, auszusteigen. Der trockene Wind spielte mit meiner Bluse, aber ich bemerkte die glühende Hitze kaum. Dank meiner Nerven schwitzte ich eh schon wie ein Tier.
Ich setzte meine locker-lässigste Miene auf, schlenderte die gewundene Auffahrt hinauf und leierte mein Mantra stumm vor mich her: Ich bin unschuldig. Ich bin unerschrocken. Ich bin cool.
Falls mich jemand fragen sollte, kam ich von den Zeugen Jehovas. Niemand könnte cooler sein.
Auf meinem Weg zu den geschlossenen Torbögen fühlte ich mich merkwürdig körperlos. Als ich direkt davor stand, schaute ich mich jedoch verstohlen nach allen Seiten um und presste mein Gesicht an die Gitterstäbe.
Von einem schmalen, schwarzen Kästchen hinter dem Schmiedeeisen starrte mich ein kleines, rotes Licht an.
Der Zaun war bewaffnet und gefährlich. Ich konnte nicht hinüber, ohne der Welt (oder zumindest der American Security) mitzuteilen, dass ich ihr Sicherheitssystem überwunden hatte.
Hinter mir raschelte etwas.
Überzeugt davon, dass Rivera gekommen war, um mich in Ketten zu legen, wirbelte ich herum in Richtung des Geräuschs, aber ich konnte niemanden entdecken. Ein Zweig des Kirschbaums schabte über den Kotflügel. Wer hätte gedacht, dass sich das wie der Lieutenant anhören könnte?
Mit klopfendem Herzen marschierte ich im Stechschritt zum Auto zurück, schmiss mich auf den Sitz und verriegelte die Türen von innen.
Trotz allem war ich einfach nicht in der Lage, in Bomstads Haus einzubrechen. Als ich den Schlüssel im Zündschloss drehte und nach Hause jagte, spürte ich, dass ich mich noch nie in meinem Leben so erleichtert gefühlt hatte wie jetzt.
Während der folgenden Woche überlegte ich immer wieder, ob es normal war, dass ich jedes auch noch so harmlose Wort meiner Patienten anzweifelte. Ich wollte die Schrecken der Vergangenheit hinter mir lassen, aber es klappte einfach nicht. Und es war nicht nur Bomstads Tod, der mich ins Schleudern brachte. Seine Lügen
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