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Ausziehen!

Ausziehen!

Titel: Ausziehen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois Greimann
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die Knie zu gehen. Er sah lediglich verärgert aus. Vielleicht ein wenig misstrauisch. »Wenn Sie eine Minute Zeit für mich hätten?«
    Er warf einen Blick auf seine Uhr. »Eine halbe Minute«, erwiderte er und drehte sich um.
    Ich starrte ihm hinterher. Er blickte über die Schulter zurück. »Wenn Sie dann bitte mitkommen würden …?«
    Ich ermahnte mich, nicht hinter ihm herzulaufen. Ich trug Schuhe von Prada. Niemand, der Prada trägt, sollte darin laufen. Die Dinger hatten mehr gekostet, als ich in einem Monat verdiente - zumindest den ursprünglichen Besitzer -, daher zwang ich meine Füße zu gleichmäßigen, lässigen Schritten.
    Als ich durch seine Bürotür schlenderte, merkte ich, dass sich seine Miene weiter verfinstert hatte.
    Ich sah mich um. Ich weiß nicht genau, was ich erwartet hatte. Vielleicht einige halb verdurstete Häftlinge, die an seinen Schreibtisch gekettet waren und um Gnade flehten. Aber ich konnte keine Foltergeräte entdecken. Über seinem Aktenschrank hing ein gerahmtes Bild sowie ein Foto seiner Exfrau, die mit seinem Exhund schmuste.
    Sofort überkamen mich Schuldgefühle, die ich verzweifelt zu überspielen versuchte. Locker bleiben, bloß locker bleiben.
    »Ist das Ihre Frau?«, fragte ich, bemüht, dabei so freundlich wie möglich zu klingen.
    Seine Miene wurde noch finsterer. »Nein.«
    Was? »Ihre Exfrau?«
    Er starrte mich an. »Wie kommen Sie auf die Idee, dass ich geschieden sein könnte?«
    Ich erstarrte. Mir fielen hunderte Gründe ein, die ihn versöhnlich gestimmt hätten, aber ich erinnerte mich an unsere bisherigen Begegnungen, und da ich nicht noch sein angeborenes Misstrauen steigern wollte, sah ich ihn bloß müde an. »Ach, bitte«, entgegnete ich. »Ich glaube, wir kennen uns mittlerweile ganz gut, oder?«
    Atemlos starrte er mich eine halbe Ewigkeit an, dann schnaubte er und setzte sich hin. »Sie sind wieder mal so charmant, dass es einem bald die Hose auszieht«, schnauzte er.
    Meine Knie fühlten sich an wie Wackelpudding. Vielleicht wegen meiner Lüge in Bezug auf seine Ex. Es könnte aber durchaus auch etwas mit der Vorstellung von ihm ohne Hose zu tun haben.
    »Lieutenant.« Ich stürzte mich in die Sicherheit meiner vorbereiteten Taktik, bevor sich mein Verstand zu sehr in diese Vorstellung verstrickte. »Ich bin hier, um mich zu entschuldigen.«
    Kein Ton kam ihm über die Lippen, aber eine Braue hob sich einen Millimeter. Ich wartete darauf, dass er etwas sagte. Was er nicht tat. Bastard! Was mich betraf, so konnte er gerne seine Hose anbehalten, bis er tot umfiel.
    Ich räusperte mich. »Wollen Sie denn gar nicht wissen, wofür ich mich entschuldigen will?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Ich nehme mal an, es tut Ihnen leid, dass Sie den Bomber umgebracht haben.«
    »Ich habe den Bomber nicht umgebracht!«
    Es folgte eine längere Pause. »Okay. Ich geb’s auf. Wofür möchten Sie sich entschuldigen?«
    »Ich habe den Eindruck, ich habe Ihrem Amt weniger Respekt entgegengebracht, als ich es hätte tun sollen. Ich bin mir sicher, dass Sie einen harten, schwierigen Beruf ausüben. Ebenso ist mir klar, dass ich im Hinblick auf Mr. Bomstads Todesumstände als mögliche Täterin in Betracht komme. Und obwohl ich Ihnen fest versichern kann, dass ich keinerlei Schuld an Mr. Bomstads Ableben trage, kann ich Ihnen dennoch -«
    »Was zum Teufel wollen Sie von mir?«, rief er und lehnte sich aggressiv auf seinem Schreibtisch nach vorn.
    Ich verkniff es mir, nach hinten zurückzuweichen. Ich verkniff es mir auch, mich über den Schreibtisch zu lehnen und ihn zu erdrosseln. Es gab nichts Schlimmeres, als unterbrochen zu werden! Unter einem Dach mit drei hyperaktiven, wahnsinnigen Brüdern musste ich erst das stolze Alter von siebzehn Jahren erreichen, bis ich in der Lage war, einen einzelnen, vollständigen Satz auszusprechen.
    Dennoch spuckte ich mein Gegenüber nicht an, wie ich es von früher her gewohnt war, sondern setzte mein strahlendstes Lächeln auf.
    Irgendwie schaffte er es erneut, meinem umwerfenden Charme zu widerstehen. Vielleicht hatte ich irgendwas zwischen den Zähnen hängen. »Ich möchte Ihnen meine Dienste anbieten, Mr. Rak -« Ich hielt inne. »Lieutenant.«
    Plötzlich glänzten seine Augen, als müsste er lachen. Ich riss mich zusammen und versuchte, meine Wut im Zaum zu halten. Ich war schon von Kerlen ausgelacht worden, die besser ausgesehen hatten als er.
    »Und welche Dienste genau möchten Sie mir gerade anbieten?« Er ließ mein

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