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Ausziehen!

Ausziehen!

Titel: Ausziehen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois Greimann
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verbrachte den Rest des Tages damit, mir Gründe einfallen zu lassen, warum ich sie rauchen sollte.
    Bis zum Abend hatte ich die Zigarettenpackung viermal geöffnet und sie schließlich in die Toilette geworfen.
    Ich war gerade damit beschäftigt, sie wieder trocken zu fönen, als Mr. Lepinski eintraf. Ich ließ den Fön und die Zigaretten in meiner unteren Schreibtischschublade verschwinden und ging ins Empfangszimmer, um ihn zu begrüßen.
    Er sah so zerknittert und verzagt aus wie immer, wenn er meine Praxis betrat, aber leider hatte sich die Psychologische Beratung L.A. nicht ganz zu der stressfreien Zone entwickelt, die ich eigentlich im Auge gehabt hatte. Zwei seiner Sitzungen hatten mit Besuchen von Bomstad und Rivera geendet. Womöglich fragte sich Lepinski gerade, wer heute Abend wohl vorbeischauen mochte.
    »Guten Abend«, begrüßte ich ihn und schenkte ihm mein professionellstes Lächeln, warm und intellektuell.
    Er lächelte nicht zurück. Stattdessen zuckte er mit seinen Schnurrbarthaaren und schlängelte sich an mir vorbei in mein Therapiezimmer.
    Anmutig wies ich auf die Couch und hoffte inständig, ihn mit meiner Professionalität zu besänftigen.
    Er setzte sich wie ein nervöser, zappeliger Spatz auf die Kante und sah aus, als wollte er jeden Augenblick zum Fenster hinausfliegen. Manchmal bin ich echt gut mit meiner Professionalität, manchmal auch weniger.
    »Ich habe über den Bomber nachgedacht«, fing er an. Ich hob zu einem tiefen, mentalen Seufzer an. »Und worüber haben Sie genau nachgedacht?«
    »Darüber, wie er gestorben ist. Genau hier.« Sein Blick wanderte zum Fußboden und wieder zurück. »Das … verwirrt mich einfach.«
    Ach nein. »Was beschäftigt Sie denn genau?«
    »Er ist tot. Und ich bin immer noch …« Seine kurzsichtigen Augen schossen zu mir herüber. »Also, ich lebe noch, nicht wahr?«
    Ich starrte ihn an und unterdrückte vorsichtshalber meinen leicht reizbaren Sinn für Humor. Manche mögen meinen Sarkasmus ja ganz witzig finden, aber ich hatte einen berechtigten Grund zu der Annahme, dass es auch Leute gab, die durchaus willens wären, mich dafür mit einem Schnürsenkel zu erdrosseln. Es war wohl das Beste, mich während der Sitzung zurückzunehmen, insbesondere, weil wir uns heute allem Anschein nach von unseren gewohnten Gesprächen über Sandwiches entfernen würden.
    »Ich meine, ich war … Als Kind hatte ich Asthma.« Sein Kopf schoss ruckartig in meine Richtung, obwohl er mir nicht mehr direkt in die Augen sehen konnte. »Habe ich Ihnen das jemals erzählt?«
    »Nein, ich glaube nicht.«
    »Vater …« Er hielt inne. Er schien noch nicht bereit zu sein, über seinen Vater zu sprechen, und setzte daher erneut an. »Mutter und ich waren allein. Ich war noch …« Er starrte auf seine Knie. Sie waren knaufförmig wie Geländerpfosten. »Klein. Natürlich. Zerbrechlich. Wir hatten nicht viel zum Leben. Aber es war mein Geburtstag. Mutter schenkte mir einen Anorak. Einen von den Lions. Ich war Fan. Football-Spieler - sind so …« Er ballte die Fäuste und biss die Zähne zusammen. »Stark. Ich fand den Anorak toll.« Hinter seinen dicken Brillengläsern zwinkerte er. »Die anderen Jungs auch. Ich war auf dem Weg nach Hause, nach der Schule.« Er fing an, schwer zu atmen. »Und sie -«
    »Mr. Lepinski.« Ich unterbrach ihn so sanft wie möglich. »Wie alt sind Sie?«
    Er zwinkerte. »Im letzten Mai bin ich zweiundfünfzig geworden.«
    »Was sind Sie von Beruf?«
    »Ich bin Buchhalter.« Er starrte mich finster an, als hätte ich den Verstand verloren. Die Vorstellung war nicht ganz von der Hand zu weisen. »Das wissen Sie doch.«
    »Ein Buchhalter«, wiederholte ich langsam, um ihm Zeit zu lassen, sich wieder zu beruhigen. »Das ist ein guter Beruf, nicht wahr? Ein reifer, erwachsener Beruf. Sie sind ein gebildeter, intelligenter Mann. Sie sind verantwortungsvoll.«
    Er sah immer noch verstört aus, aber er schien seine Atmung wieder unter Kontrolle zu haben. »Dieses Jahr mache ich für Daniel Dalton die Geschäftsbücher«, sagte er schließlich und streckte ein wenig die Brust heraus.
    Ich kannte Daniel Dalton nicht, aber ich hatte den Namen schon einmal in Verbindung mit Geld gehört. »Sie besitzen ein Haus in Covina. Sie verprügeln Ihre Frau nicht und zahlen pünktlich Ihre Steuern.«
    Er straffte die schmalen Schultern ein wenig. »Vierteljährlich berechnet und bezahlt«, sagte er. »Nur so funktioniert es.«
    Da hätten wir ihn also. Grund Nummer eins,

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