Autobiografie eines Lügners
Spülung verwendet hat.
»Sieht gut aus«, sage ich.
»Danke«, erwidert er trendily.
»Ist die Bar da drüben?«
»Oh, wie orgasmisch darlingoramamäßig, was für ein göttlich behaarter Brustkorb.«
»Danke. Schön, mit Ihnen zu reden.«
»Ich frage mich, wann Roy Orbison sterben wird.«
»Ganz recht.«
An diesem Punkt wird ein Mann, der einen komplett aus Holz gefertigten Anzug trägt, über meinen Zeh gerollt, ich sehe mich um, ob ich David finde, und sehe, daß er in einer Gruppe von Menschen feststeckt, die komplett in Leder gekleidet ist, bis auf die Brillen, die sind aus Leder und Glas. Er scheint sich gut zu amüsieren, also setze ich meine Jagd auf ein Getränk fort. Jemand ruft:
»Um Jesu willen, Beryl, hör auf, mit diesem Hund zu schmusen.«
»Ist doch aber ein Schäferhund ….«
»Na und?«
Plötzlich entdecke ich eine Ginflasche, aber der Platz zwischen mir und ihr wird hauptsächlich von einer 253 kg schweren Negerin eingenommen, die sich mit der Feder eines Bluthänflings geschmückt hat und kreischt:
»Hier ist es für mich nicht cool enuch. 13 Ich gehe.«
An diesem Punkt schießt sie sich mit einem ziemlich hübschen (von Alan Aldridge entworfenen) Derringer durch die linke Schläfe. Im Chor wird gerufen: »Tschüs, Süße!«
»Sie hat sich doch aber erschossen«, kreischt ein Novize.
»Reg dich ab, Clovissa.«
An der Ginflasche rinnt nun frisches warmes Blut herunter, und im einzigen freien Glas steckt ein Stückchen vorderer Gehirnlappen. Ich entsinne mich meiner medizinischen Ausbildung und verlasse die Party.
Sehr wenige Sekunden später sind David und ich draußen. Es ist ein warmer Sommerabend, der Mond strahlt, die Straßen sind leer, die Düfte von Oleander, nachtaktiven Levkojen und Hundescheiße wetteifern miteinander, um sanften Halt auf unseren Nasalmembranen zu finden, hier, in der Belsize Avenue. Alles ist still und friedlich.
Froh gehen wir die Straße entlang, als unser Pfad teilweise von einem großen Pfingstrosenbusch versperrt wird, der hinter einem Gartenzaun hervor- und herüberhängt. Mit einem ganz, ganz leisen Anflug von Irritation gebe ich dem niedrig hängenden Busch einen Schubs.
»Nicht so doll, die sind doch schön …«
»Was ist schön?«
»Die Päonien oder Pfingstrosen«, sagt David und pflückt eine ab.
»Kuck mal.«
Sofort jault eine Polizeisirene auf, Bremsen quietschen, Staub fliegt überallhin, als ein Polizeiauto neben uns hält und zwei Polizisten herausspringen. Einer der beiden, das Hirn der Partie, entreißt David die Pfingstrose und sagt:
»Was haben wir denn da?«
»Eine Pfingstrose«, sage ich.
»Demnach geben Sie es zu?«
Der zweite Polizist beginnt bereits, in sein Notizbuch zu schreiben.
»Zugeben? Aber sehen Sie mal, Herr Wachtmeister …«
»Versuchen Sie nicht, mir zu schmeicheln, damit kommen Sie da auch nicht wieder raus.«
»Raus? Wo?« (Verzweiflung kriecht herein.)
»Ganz ruhig«, sagt der größere Polizist, der mit dem Notizbuch.
»Bitte, sehen Sie mal, was soll ich denn getan haben?«
»Sie nicht, er«, zeigt er auf David. »Er hat ein schweres Verbrechen begangen.«
Ich beginne mich zu ereifern. »Was meinen Sie damit?«
»Diebstahl. Das meine ich damit. Er hat die persönliche Habe eines anderen an sich gebracht, nämlich eine, in Worten: eine , Pfingstrose …«
»Aber es ist doch nur eine Blume.«
»Nur eine Blume!« hyperbolisiert der benotizbuchte Polizist. »Ho! Ho!«
»Das ist Besitz«, führt sein Gefährte (mit genug Emphase, daß er auch ohne das zusätzliche »Besitz!« von seinem Kollegen ausgekommen wäre) ins Feld, »Eigentum.«
»Was meinen Sie mit ›Eigentum‹?« sage ich.
»Erschien diese Pfingstrose etwa einfach so aus dem Nichts heraus?«
»Nein, sie hing an dem Busch.«
»An dem Busch, was? Ist das sein Busch?« Zeigt auf David.
»Was haben wir denn da?«
»Nein.«
»Ist es Ihrer?«
»Nein.«
»Ist es der Busch eines Ihrer Bekannten oder Verwandten?«
»Nein.«
»Dann ist es der Busch eines anderen. Haben Sie die Erlaubnis eines anderen eingeholt?« fügt er hinzu und deutet auf das Haus, zu dem der Busch gehört.
»Nein.«
»Das, Bürschchen, ist Diebstahl, und das ist ein schweres Verbrechen und kann mit bis zu dreißig Jahren Haft bestraft werden ….«
Vor meinem geistigen Auge sehe ich weiter vorne auf der Straße, wie eine alte Dame von vier Schlägern zusammengeschlagen wird, während unschuldige Passanten angegriffen und ausgeraubt werden. Mehrere
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