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Autobiografie eines Lügners

Autobiografie eines Lügners

Titel: Autobiografie eines Lügners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Chapman
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mächtigen Boeing 747 der British Airways nach links in die Schräge ging. Flugkapitän Chet Bigglesburgs schneidiger Oxford-Singsang glitt machtvoll durch die Lautsprecher: »Hört zu, Herrschaften. Hodihodiho, wie geht’s denn so, Herrschaften? Extraprima gut, nehme ich doch mal stark an. Wir werden … ämm, tja … irgendwie landen und so und alles in, sagen wir mal, och, Los Angeles in schätzungsweise so ziemlich fünfzehn Minuten vom jetzigen punktgenauen Zeitpunkt an gerechnet, rein zeittechnisch jetzt, Herrschaften. Das heißt, die Landungisierung wird sozusagen … von jetzt an gerechnet, Herrschaften … in etwa … dudel-pipp … einigermaßen … abgeschlossen sein … was … Oh!« Klick. »Tut mir wahnsinnig leid, Herrschaften.« Klick.
    Der enorme Tresen hörte auf zu gleiten, und ich und mein Finanzberater, Major Sloane, wurden von der inzwischen nackten zypriotischen Flugbegleitungsdebütantin von unseren Diwanen komplimentiert. Sie bot uns unsere Aussteighilfe-Fußbekleidungs-Bauteile an, vinylisiertes Nylonette-Oberleder, auf mit dem persönlichen Monogramm versehenen Rote-Teppich-Sohlen handgestickt –, eine anrührende moderne Erinnerung an den Charme, wie die Alte Welt ihn nie zu bieten hatte.
    In unserem achtzehn Meter langen Cadillac-Viersitzer großkotzten wir downtown zur Premiere von Mohammed Alis Film The Greatest , einem ausgezeichneten Film – verdammt viel besser als Der weiße Hai oder Saturday Night Fever  –, der sowohl von schwarzem als auch weißem Publikum abgelehnt wurde, weil er nur einfach die Wahrheit sagte. Oder sollten die Verleiher die Darstellung parasitärer weißer Mittelsmänner und Zwischenhändler unbehaglich zutreffend empfunden haben?
    Der exklusive Open-Air-Empfang danach im riesigen Plaza de los Reaganos zog eine gewaltige Menge Zuschauer an, alle begierig, den Champ stilvoll im Hubschrauber anschwirren zu sehen. Aller Augen starrten himmelwärts, während Mohammed Ali, extravagant, wie er ist, still von hinten hereinkam und sich unter die Gäste mischte. Bald hatten ihn Horden von Film-, Fernseh- und Pressekameraleuten entdeckt, die jeden persönlichen Kontakt unmöglich gemacht hätten, wären sie nicht höflich von ihm ignoriert worden. Wie jeder anständige Schauspieler wollte er einfach wissen, wie der Film gelaufen war.
    Wie bei den meisten Filmpremieren standen die meisten Menschen nur so herum und versuchten auszusehen, als kennten sie den Star so gut, daß sie sich seine Anwesenheit nicht einmal anmerken lassen mußten, spähten in die Runde und fragten sich, ob sie jemand bemerkt hatte. Fünf waren so berühmt, daß sie nicht einmal hatten erscheinen müssen, und die Stellen, an denen sie nicht standen, wurden ehrfürchtig angestarrt. Da sollte Sammy Davis jr stehen, und da drüben hätte Frank Sinatra gestanden, wenn ihm sein Trichologe nicht verordnet hätte, zu Hause auf einem Stuhl zu sitzen. Die anderen Box-Aficionados waren so unbeschreiblich berühmt, daß sie drei separate Stadien hatten anmieten lassen müssen, wo sie abwesend sein konnten.
    Ich hatte noch nie soviel Ehrfurcht gesehen. Ich überließ sie alle ihrer Ehrfurcht und gratulierte dem Manne selbst zu einer großartigen Vorstellung. Er wußte, daß ich meinte, was ich gesagt hatte, und wir setzten uns hin und schwatzten zwanzig Minuten lang. Ich fand ihn freundlich, aufnahmebereit und weise, sowie, im Gegensatz zu einigen, die als intelligent durchgehen, fähig, anderen zuzuhören. In mir muß er auch irgendwas gesehen haben, sonst hätte ich nicht die vollen zwanzig Minuten überdauert. Wir sprachen über Religion, schwarze und schwule Befreiung und die Angst, die den Menschen dazu treibt, den Menschen zu zerstören –, bestimmt eins der faszinierendsten Gespräche meines Lebens. Aber der Gin, der mir den Mut gegeben hatte, ihn überhaupt anzusprechen, sorgte auch dafür, daß ich alles vergaß, was wir gesagt hatten. Was für eine Verschwendung! Tut mir leid, alle miteinander, aber Major Sloane versucht, einen Rückkampf unter faireren Bedingungen zu arrangieren, wo ich doch jetzt wieder im Training bin.
    Ich dankte dem Größten, wir gaben uns die Hand, und ich ging in die Menschenmenge zurück. Mein Kopf summte. Alles wurde beige, mit kleinen rotbraunen Flecken. Mir war ein Gefühl gewalttätiger Geschwindigkeit bewußt, während ich von gigantischen g -Kräften gegen die Granitstufen der David-Niven-Gedenkstätte gequetscht wurde, die in den schwarzen Abgrund des

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