Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Autofab

Autofab

Titel: Autofab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
Vom Netzwerk:
Staubwolke hervor und kroch weiter. Er erreichte die Mauer. Ein Teil davon glitt zurück.
    Der Soldat, der sich kaum von der schmutzigbraunen Mauer der Zitadelle abhob, benutzte den Lauf seines Gewehrs als Schraubenzieher und montierte zuerst seinen Kopf, dann einen Arm, dann beide Beine ab.
    Die Einzelteile wurden durch die Öffnung in die Zitadelle geschoben. Als nur noch Arm und Gewehr übrig waren, krabbelten auch diese, blind sich windend, in die Zitadelle und verschwanden. Die Öffnung glitt zu; es gab sie nicht mehr.
    Nach einiger Zeit sagte Fowler mit heiserer Stimme: »Die Eltern sollen wohl annehmen, daß das Kind einen Soldaten verloren oder kaputtgemacht hat. Der Satz wird nach und nach immer kleiner-und dem Kind wird die Schuld zugeschrieben.«
    »Was schlagen Sie vor?« fragte Pinario.
    »Lassen Sie sie weitermachen«, sagte Fowler, und Wiseman nickte zustimmend. »Lassen Sie sie einmal durchlaufen. Aber lassen Sie sie ja nicht aus den Augen.«
    »Von jetzt an werde ich jemand mit ins Zimmer setzen«, willigte Pinario ein.
    »Am besten bleiben Sie selbst dabei«, sagte Fowler.
    Vielleicht sollten wir lieber alle dabei bleiben, dachte Wiseman. Zumindest zwei von uns, Pinario und ich.
    Ich frage mich, was sie wohl mit den Einzelteilen angestellt hat, dachte er.
    Was macht sie?
    Bis zum Wochenende hatte die Zitadelle vier weitere Soldaten geschluckt.
    Wiseman beobachtete sie über einen Monitor, konnte jedoch keinerlei sichtbare Veränderung feststellen. Natürlich nicht. Die Entwicklung fand ausschließlich im Innern statt, tief drinnen, und entzog sich ihren Blicken.
    Immer wieder endlose Attacken, immer wieder schlängelten sich die Soldaten heran, eröffnete die Zitadelle das Abwehrfeuer. Inzwischen hatte er eine neue Serie von Ganymed-Produkten vor sich. Neues Kinderspielzeug, das getestet werden mußte.
    »Was jetzt?« fragte er sich.
    Das erste war ein scheinbar simpler Artikel: ein Cowboykostüm aus dem alten amerikanischen Westen. So stand es zumindest in der Anleitung. Doch er schenkte dem Heftchen nur flüchtige Beachtung: Pfeif drauf, was die Ganymedianer dazu zu sagen hatten.
    Er machte die Schachtel auf und breitete das Kostüm aus. Der Stoff war grau und formlos. Was für ein mieses, jämmerliches Ding, dachte er. Es hatte lediglich entfernte Ähnlichkeit mit einem Cowboyanzug; der Schnitt wirkte unförmig, nichts Halbes und nichts Ganzes. Und das Material leierte aus, wenn man es anfaßte. Ihm fiel auf, daß er ein ganzes Stück davon zu einem Sack ausgebeult hatte, der nun schlaff herunterhing.
    »Das kapier ich nicht«, wandte er sich an Pinario. »Der verkauft sich doch nie im Leben.«
    »Ziehen Sie ihn mal an«, meinte Pinario. »Dann werden Sie schon sehen.«
    Mit Mühe gelang es Wiseman, sich in den Anzug zu zwängen. »Ist das Ding sicher?« fragte er.
    »Ja«, sagte Pinario. »Ich hab ihn schon angehabt. Eine eher harmlose Idee. Könnte aber ein Erfolg werden. Wenn Sie ihn ans Laufen kriegen wollen, müssen Sie fantasieren.«
    »Worüber?«
    »Worüber Sie wollen.«
    Der Anzug ließ Wiseman an Cowboys denken, also stellte er sich vor, er sei wieder auf der Ranch und würde über den Kiesweg am Feld entlangstapfen, wo schwarzgesichtige Schafe mit jener seltsamen, flinken, mahlenden Bewegung ihrer Unterkiefer Heu mampften. Er war am Zaun – Stacheldraht und gelegentlich ein aufrechter Pfosten – stehengeblieben und hatte die Schafe beobachtet. Dann, völlig unerwartet, hatten sie sich versammelt und waren auf einen schattigen Hang zugesteuert, der außerhalb seines Blickfelds lag.
    Er sah Bäume, Zypressen, die sich gen Himmel reckten. Hoch oben hob und senkte ein Hühnerhabicht mit pumpenden Bewegungen die Flügel … als ob, dachte er, er sich mit noch mehr Luft füllen wollte, um noch höher zu steigen. Der Habicht glitt kraftvoll davon und segelte dann in gemächlichem Tempo dahin. Wiseman hielt Ausschau nach seiner Beute. Nichts als die trockenen Hochsommerfelder, die von den Schafen abgefressen worden waren. Etliche Grashüpfer. Und, mitten auf dem Weg, eine Kröte. Die Kröte hatte sich in die lose Erde eingegraben; nur ihr Kopf war zu sehen.
    Als er sich bückte und den Mut aufzubringen versuchte, den warzigen Kopf der Kröte zu berühren, sagte eine Männerstimme dicht neben ihm: »Wie gefällt’s Ihnen?«
    »Gut«, meinte Wiseman. Er sog den Geruch von trockenem Gras tief ein; er füllte seine Lungen. »He, wie unterscheidet man ein Krötenweibchen von einem

Weitere Kostenlose Bücher