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Autofab

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Titel: Autofab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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den Parkplatz hinaus und lauschte verdrossen. »Also, sagt mal, was ist eigendich los mit euch da unten? Wir haben euch den Posten« – Pause, bis der Sprecher, der Verkaufsleiter einer New Yorker Warenhauskette, seine Unterlagen gefunden hatte – »Ganymed-Spielsachen geschickt. Ihr seid euch doch hoffentlich darüber im klaren, daß die rechtzeitig für den Herbsteinkauf genehmigt werden müssen, damit wir uns für Weihnachten damit eindecken können.« Brummig schloß der Verkaufsleiter: »Kriegsspiele sind auch dieses Jahr wieder sehr gefragt. Da wollen wir kräftig zuschlagen.«
    Wiseman glitt mit dem Daumen nach unten, zu Name und Titel des Sprechers.
    »Joe Hauck«, schnatterte die Memostimme. »Appeley“s Kinderparadies.«
    Zu sich selbst sagte Wiseman: »Aha.« Er legte das Memo weg, nahm ein unbespieltes und sann über eine Antwort nach. Und dann meinte er halblaut: »Ja, was ist eigentlich mit dem Posten Ganymed-Spielsachen?«
    Es schien Ewigkeiten her, daß die Testlabors sie in Angriff genommen hatten. Mindestens zwei Wochen.
    Natürlich wurde mittlerweile jedem Ganymed-Produkt besondere Beachtung geschenkt; in puncto ökonomische Habgier hatten sich die Monde im Lauf des letzten Jahres selbst
    übertroffen und hatten – wie aus Geheimdienstkreisen verlautete – begonnen, über offene Militäraktionen gegen konkurrierende Interessengruppen nachzudenken, von denen man die Inneren Drei Planeten als wichtigstes Element bezeichnen konnte. Aber bis jetzt hatten sie nichts entdeckt. Die Exporte waren weiterhin von angemessener Qualität, kein doppelter Boden, keine giftige Farbe zum Ablecken, keine Bakterienkapseln.
    Und doch…
    Bei jedem Volk, das so erfinderisch war wie die Ganymedianer, mußte man damit rechnen, daß es, egal auf welchem Sektor es tätig wurde, erstaunliche Kreativität an den Tag legte. Subversive Aktivitäten würde es genauso angehen wie jedes andere Unterfangen – mit Fantasie und seinem feinen Gespür für originelle Ideen.
    Wiseman stand auf und ging aus dem Büro, auf das separate Gebäude zu, in dem die Testlabors untergebracht waren.
    Von halb zerlegten Spielsachen umgeben, blickte Pinario auf und sah, wie Leon Wiseman, sein Boss, eben die letzte Labortür hinter sich zumachte.
    »Freut mich, daß Sie rübergekommen sind«, sagte Pinario, obwohl er damit eigentlich nur Zeit schinden wollte; er wußte, daß er mit seiner Arbeit fünf Tage im Rückstand war und die folgende Besprechung Unannehmlichkeiten mit sich bringen würde. »Ziehen Sie lieber einen Prophylaxeanzug an – wir wollen doch kein Risiko eingehen.« Es klang freundlich, doch Wiseman machte nach wie vor ein mürrisches Gesicht.
    »Ich bin hier wegen >Sturm auf die geheimnisvolle Zitadelle<, den Stoßtrupps zu sechs Dollar pro Satz«, sagte Wiseman, während er zwischen den Stapeln von ungeöffneten Artikeln in allen Größen hindurchschlenderte, die darauf warteten, getestet und freigegeben zu werden.
    »Ach so, der Satz Spielzeugsoldaten von Ganymed«, erwiderte Pinario erleichtert. In diesem Punkt hatte er ein reines Gewissen; jeder Prüfer in den Labors kannte die Sondervorschriften , die die Regierung von Cheyenne zu den Gefahren der Verseuchung unschuldiger Großstadtbewohner durch feindliche Kulturpartikel erlassen hatte, eine dieser typischen, undurchsichtigen Bürokratenverordnungen. Er konnte jederzeit – und zwar rechtmäßig – darauf zurückgreifen und sich auf die Nummer dieser Direktive berufen. »Die hab ich isoliert«, sagte er und schloß zu Wiseman auf, um ihn zu begleiten, »wegen der besonderen Gefahr, die damit verbunden ist.«
    »Schauen wir sie uns mal an«, sagte Wiseman. »Meinen Sie, es ist wirklich Vorsicht angebracht; handelt es sich nicht eher um Panikmache wegen des außerirdischen Milieus?«
    »Das ist schon gerechtfertigt«, meinte Pinario, »vor allem, wenn’s um Sachen für Kinder geht.«
    Ein paar Handzeichen, und eine Platte in der Wand gab den Blick in einen Nebenraum frei.
    In der Mitte war etwas aufgebaut, dessen Anblick Wiseman stutzen ließ. Dort saß eine lebensgroße Plastikpuppe, anscheinend einem etwa fünfjährigen Kind nachempfunden, normal gekleidet und von Spielzeug umgeben. In diesem Augenblick sagte die Puppe: »Ich hab jetzt keine Lust mehr. Macht was anderes.« Sie hielt kurz inne und wiederholte dann: »Ich hab jetzt keine Lust mehr. Macht was anderes.«
    Die Spielsachen auf dem Boden, die auf mündliche Befehle programmiert waren, stellten ihre jeweilige

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