Autoimmunerkrankungen
hinterlassen, dann stellt sich die Frage, wie dieses Ich zum Organismus steht.
Die anthroposophische Menschenkunde gliedert den Organismus in die Wesensglieder physischer Leib, Lebensleib und Seelenleib, die von unserem Ich durchdrungen werden. Dabei sorgt das Ich in dieser Vielfalt für den roten Faden. DasIch fasst mit dem Denken die Vielfalt zusammen und führt so zu dem Bewusstsein eines einheitlichen Selbst, das sich als unverwechselbares Individuum mit Vielfalt durch die 3 genannten Glieder verwirklicht. Das Ich ist der Dirigent, und die 3 anderen Wesensglieder bilden das Orchester.
Der Philosoph Richard Precht sagt in seinem Buch »Wer bin ich und wenn ja, wie viele?«: »Denn die Hirnforschung beweist nicht, dass es kein Ich gibt, sondern dass unser gefühltes Ich ein unglaublich komplizierter Vorgang im Gehirn ist.« Aber unser Ich ist viel mehr als ein komplizierter Vorgang im Gehirn, weil es zu dem geistigen Bereich gehört, aus dem unser Gehirn überhaupt erst entsteht. Auch das Gehirn ist Materie und damit etwas Geistiges, das »verkalkt« ist, wie es Dürr ausdrückte. Das Gehirn ist gebaut, um Informationen und Gedanken aufzunehmen und sie zu verarbeiten – nicht, um unser Ich zu erzeugen. Aus diesem Grund wird man nie eine physische Entsprechung für das Ich im Gehirn finden (früher glaubte man, die Zirbeldrüse sei es).
Die 4 Wesensglieder des Menschen
Vielmehr ist die gesamte Gestalt des menschlichen Körpers und seine lebenslange Entwicklung Ausdruck geistiger Tätigkeit. Der physische Körper ist während des Lebens lebendig, beseelt und erhält durch das Ich in der Auseinandersetzung mit Vererbung, äußeren Einflüssen und sozialem Umfeld, Schicksal und inneren Impulsen wie Denken, Fühlen, Wollen eine einmalige Biografie.
»Ich bin der Meister meiner Seel’!« Diese letzte Zeile des Gedichtes »Invictus« (Unbezwungen) von William Ernest Henley fasst das Gesagte zusammen. Hier wird nochmals deutlich: Ich bin der Dirigent in mir, der Dirigent meiner Gefühle, meiner Lust und Unlust. Ich bin aber auch bei allen Notwendigkeiten und Zwängen der Dirigent meines Lebenslaufes. Ich bin meines Glückes Schmied.
Der physische Leib
Den Bau des physischen Körpers können wir mit unseren Sinnen und den sie verfeinernden technischen Geräten (Mikroskop, Röntgen etc.) wahrnehmen. Die medizinischen Befunde geben uns über seinen Zustand Auskunft. Verstehen können wir diesen »Tempel Gottes« deshalb noch lange nicht. Das liegt auch daran, dass er uns nur im Tod unabhängig von den anderen Wesensgliedern begegnet.Im Tod unterliegt er aber den Naturkräften und zerfällt. Davor wird er ein Leben lang bewahrt durch den Lebensleib.
Der Lebensleib
Diesen Leib können wir nicht mit den Sinnen wahrnehmen. Aber wir fragen nach ihm: »Wie geht es dir?« Der Chirurg rechnet mit dem Lebensleib, denn er geht von der natürlichen Wundheilung aus. Wir erleben ihn an vielen Äußerungen: am Wachstum unserer Kinder, an der morgendlichen Frische (oder auch nicht) und an der Regeneration nach einer Krankheit. Unser Hauptstoffwechselorgan, die Leber, ist ein besonderer Repräsentant des Lebensleibes. Das wird schon sprachlich deutlich: das Leben und die Leber.
So wie der physische Leib den Raum erfüllt, verläuft das Geschehen des Lebensleibs prozessual in der Zeit. Die medizinische Rhythmusforschung und die Beobachtung der Regeneration nach Krankheiten hat uns vieles über den Lebensleib gelehrt. Den physischen Körper haben wir gemeinsam mit dem Mineralreich und den anderen Naturreichen. Den Lebensleib haben auch Tiere und Pflanzen. Der Lebensleib kann alles zum Quellen und Wuchern bringen. So werden Pflanzen 10 m hoch und höher.
Der Seelenleib
Er ist ebenfalls unsichtbar. So wie der Lebensleib der Imagination ist der Seelenleib der Inspiration zugänglich. Wir haben ihn nur noch gemeinsam mit den Tieren. Mit ihm tritt in der Weiterentwicklung von den Pflanzen zu den Tieren das Bewusstsein und die Möglichkeit zum Ortswechsel, also Bewegung, auf. Im Seelenleib sind unsere Stimmungen und Gefühle beheimatet. Die Anthroposophische Medizin geht davon aus, dass eine Vielzahl von Krankheiten ihren Ursprung im Seelischen hat. Auch der Seelenleib benötigt seine Befriedigung, beispielsweise durch sinnliches Genießen wie guten Sex, Essen, Trinken, Poesie und Musik. Damit unsere Genüsse nicht überborden und wir dadurch eventuell unsere Lebensziele aus dem Auge verlieren, haben wir ein weiteres Wesensglied, das nur
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