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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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hatte, ohne mehr zu klagen, als jeder Frau zustand. Aber noch einmal?
Niemals,
beschloß Igraine bei sich,
niemals!
Trotzig schüttelte sie den Kopf.
    »Hör mir zu, Igraine«, begann der Merlin wieder, »ich bin dein Vater, obwohl mir das keine Rechte gibt. Das königliche Blut lebt durch das Blut der Herrin. Und du bist vom ältesten königlichen Blut, das auf der Heiligen Insel von Tochter zu Tochter weitergegeben wird. Es steht in den Sternen, mein Kind, daß nur ein König, der aus zwei königlichen Geschlechtern hervorgeht, unser Land aus seiner Zerrissenheit führen und heilen wird… ein Sohn des königlichen Geschlechts der Stämme, die der Göttin folgen, und aus dem Königsgeschlecht derer, die auf Rom blicken. Es muß ein Frieden kommen, in dem beide Länder Seite an Seite stehen, ein Friede, der für das Kreuz und für den Kessel lange genug dauert, damit sie sich aussöhnen.
    Unter einer solchen Herrschaft, Igraine, werden auch die Anhänger des Kreuzes um die Mysterien wissen, damit sie in ihrem düsteren Leben der Sünde und des Leids und in ihrem Glauben, sich in einem kurzen Leben für alle Ewigkeit zwischen Himmel und Hölle entscheiden zu müssen, Trost finden. Und wenn dies nicht geschieht, wird unsere Welt im Nebel entschwinden, und für Hunderte von Jahren … vielleicht auch Tausende… werden die Göttin und die Heiligen Mysterien von der Menschheit vergessen sein. Und es wird nur wenige geben, die von einer Welt in die andere gelangen können.
    Willst du zulassen, Igraine, daß die Göttin und ihr Werk dieser Welt verlorengehen? Du, eine Tochter der Herrin der Heiligen Insel und des Merlin von Britannien?«
    Igraine senkte den Kopf und verschloß sich der Zärtlichkeit in der Stimme des alten Mannes. Ohne daß man es ihr gesagt hätte, wußte sie schon immer, Taliesin, der Merlin von Britannien, hatte ihrer Mutter den Lebensfunken gebracht, aus dem sie entstanden war. Aber eine Tochter der Heiligen Insel sprach nicht über solche Dinge. Eine Tochter der Herrin gehörte nur der Göttin und dem Mann, in dessen Hände die Herrin sie gab… meist war es ihr Bruder und nur sehr selten der Mann, der sie gezeugt hatte. Es gab einen Grund dafür: Kein frommer Mann sollte beanspruchen können, Vater eines Kindes der Göttin zu sein. Und alle Kinder, die die Herrin gebar, galten als Kinder der Göttin. Es erschütterte sie zutiefst, daß Taliesin jetzt davon sprach, aber es rührte sie auch. Trotzdem sagte sie störrisch, ohne ihn anzusehen: »Gorlois hätte zum Pendragon gewählt werden können. Gewiß kann Uther nicht alle Menschensöhne so weit überragen. Wenn ihr einen solchen Helden braucht, könntet ihr durch eure Magie erreichen, daß Gorlois zum Feldherrn von Britannien und zum Großen Drachen ernannt wird. Und wenn unser Sohn geboren wäre, hättet ihr euren großen König…«
    Der Merlin schüttelte den Kopf. Und wieder ergriff Viviane das Wort. Diese stillschweigende Übereinstimmung ärgerte Igraine. Warum verbündeten die beiden sich gegen sie?
    Viviane sagte freundlich: »Du wirst Gorlois keinen Sohn schenken, Igraine.«
    »Bist du die Göttin, daß du den Frauen die Kinder zuteilst?« fragte Igraine herausfordernd und wußte sehr wohl, daß ihre Worte kindisch waren. »Gorlois hat Söhne von anderen Frauen. Warum sollte ich ihm nicht den ehelichen Sohn schenken, den er sich wünscht?«
    Viviane antwortete nicht. Sie blickte nur Igraine in die Augen und fragte mit sehr sanfter Stimme: »Liebst du Gorlois, Igraine?« Igraine
    blickte zu Boden. »Das hat nichts damit zu tun. Es ist eine Frage der Ehre. Er war gut zu mir…« Sie schwieg, aber ihre Gedanken ließen sich nicht zügeln:
.. . gut zu mir, als ich mich an niemanden wenden konnte, als ich allein und verlassen war und selbst du mich meinem Schicksal überlassen hattest. Wer fragt da nach Liebe?
    »Es ist eine Frage der Ehre«, wiederholte sie, »ich bin es ihm schuldig. Er erlaubte mir, Morgaine zu behalten, als ich in meiner Einsamkeit niemanden um mich hatte. Er war freundlich und geduldig. Und für einen Mann in seinem Alter kann das nicht leicht sein. Er will einen Sohn. Es gibt in seinem Leben und für seine Ehre nichts Wichtigeres. Ich werde es ihm nicht verweigern. Wenn ich einen Sohn bekomme, dann wird es der Sohn des Herzogs Gorlois sein und keines anderen lebenden Mannes. Das schwöre ich bei Feuer und…«
    »Schweig!« Vivianes Stimme hallte gebieterisch durch den Raum, und Igraine schwieg betroffen. »Ich befehle

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