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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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an der Seite ihres Gatten und dachte über die freundlichen Gefühle nach, die sie Gorlois plötzlich entgegenbrachte – eine Freundlichkeit, in die sich Bedauern mischte. Es schien, als sei er ihr erst liebgeworden, nachdem gewiß war, daß sie ihn verlieren würde. So oder so, Igraine wußte, daß ihre Tage an seiner Seite dem Ende zu gingen. Und sie mußte wieder daran denken, wie ihr zum ersten Mal bewußt geworden war, daß er sterben würde. Sie hatte einen Boten empfangen, der ihr sein Kommen ankündigte. Gorlois hatte einen seiner Männer geschickt, der sich argwöhnisch im Hause umsah und ihr wortlos zu verstehen gab, daß
er
ohne Vorankündigung zurückgekommen wäre, wenn er eine so junge Frau gehabt hätte, in der Hoffnung, sie auf diese Weise beim Ehebruch zu überraschen oder eines Fehltritts zu überführen. Igraine war sich jedoch nicht der geringsten Schuld bewußt gewesen, Haus und Hof waren ordentlich geführt. Sie überging die spähenden Blicke und hieß den Mann willkommen. Sollte er doch die Dienstboten befragen, wenn er wollte.
    Er würde nur erfahren, daß sie außer ihrer Schwester und dem Ehrwürdigen Merlin keine Gäste auf Tintagel empfangen hatte.
    Nachdem der Bote sich verabschiedet hatte, wandte Igraine sich um und wollte über den Burghof zurückgehen. Doch plötzlich blieb sie stehen. Im hellen Sonnenlicht fiel ein Schatten auf sie, und unerklärliche Furcht lähmte ihre Beine. In diesem Augenblick sah sie Gorlois und wunderte sich, daß er ohne Pferd und ohne Gefolge erschienen war. Er wirkte hagerer und älter. Zuerst erkannte sie ihn kaum wieder; sein Gesicht war eingefallen und verzerrt. Auf einer Wange klaffte die Wunde eines Schwerthiebs, an die sie sich nicht erinnern konnte.
    »Mein Gemahl«, rief sie, »Gorlois…« Ergriffen von dem unaussprechlichen Leid in seinem Gesicht, hatte Igraine ihre Angst und die Jahre der Ablehnung vergessen. Sie eilte auf ihn zu und sprach mit dun, wie sie mit ihrem Kind gesprochen hätte. »Oh, mein Lieber, was ist geschehen? Wieso kommst du allein und ohne deine Waffen zurück… bist du krank? Bist du…?« Und dann blieb sie stehen. Ihre Stimme erstarb zitternd im Echo, denn da war niemand. Sie sah nur Licht und die fliehenden Schatten der Wolken und hörte den Widerhall ihrer eigenen Stimme.
    Den ganzen Tag über versuchte sie, sich vorzusagen, es sei nur ein Trugbild… ein Gesicht, wie damals, als Viviane ihr Kommen ankündigte. Aber sie wußte es besser. Gorlois besaß nicht die Sehergabe. Selbst wenn er sie gehabt hätte, er hätte nie daran geglaubt oder sie gar eingesetzt. Was Igraine erblickt hatte – und sie wußte es genau, obwohl ihr so etwas noch nicht widerfahren war –, war der Geist ihres Gemahls, sein Doppelgänger, der Schatten und Vorbote seines Todes.
    Und als Gorlois schließlich gesund und wohlbehalten zurückkam, versuchte sie die Erinnerung abzuschütteln. Sie sagte sich wieder und wieder, daß es nur eine Spiegelung des Lichts gewesen sei, die ihr den schattenhaften Gemahl mit der Schwertwunde im Gesicht und dem unaussprechlichen Leid in den Augen vorgegaukelt hatte.
    Gorlois war weder verwundet noch niedergeschlagen. Im Gegenteil, er strahlte gutgelaunt. Er machte ihr Geschenke und brachte sogar eine Kette aus kleinen Korallenperlen für Morgaine mit. Aus den zahlreichen Packen mit Kriegsbeute zog er einen roten Umhang und schenkte ihn Morgause.
    »Bestimmt gehörte er irgendeiner sächsischen Dirne, einer Marketenderin, vielleicht sogar einer der Schwertkämpferinnen, die halbnackt und mit lautem Kriegsgeschrei an der Seite ihrer Männer streiten«, sagte er lachend und faßte Morgause unters Kinn, »deshalb ist es nur richtig, wenn ihn jetzt eine ehrbare britische Jungfrau trägt. Die Farbe steht dir gut, kleine Schwester. Wenn du ein bißchen älter bist, wirst du so hübsch wie meine Gemahlin sein.« Morgause hatte geziert gelächelt, gekichert und den Kopf hochgetragen, während sie in dem neuen Umhang stolz auf und ab schritt. Später, als Gorlois und Igraine sich in ihr Schlafgemach zurückzogen, hatte er streng gesagt (Morgaine war trotz wehrenden Weinens in Morgauses Kammer verbannt worden): »Wir müssen das Mädchen verheiraten. Und zwar so schnell wie möglich, Igraine. Sie ist eine junge läufige Hündin und verschlingt alles mit ihren Augen, was nach Mann aussieht. Hast du gesehen, welche Blicke sie nicht nur mir, sondern auch meinen jüngeren Soldaten zugeworfen hat? Ich werde nicht zulassen, daß

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