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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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ausziehen und ihn suchen. Ich werde ihn finden und an diesen Hof zurückbringen! Und dieser Suche werde ich zwölf Monate und einen Tag weihen, bis ich ihn deutlicher sehe als hier…«
    Natürlich muß es Gawain sein,
dachte Morgaine,
er ist immer der erste, der sich dem Unbekannten stellt.
Aber er hatte ihr damit in die Hände gespielt. Galahad stand blaß und vor Erregung glühend auf.
    »Zwölf Monate, edler Gawain? Ich schwöre, wenn es sein muß, werde ich mein ganzes Leben mit der Suche nach dem Gral zubringen, bis ich ihn deutlich vor mir sehe…«
    Artus hob die Hand und versuchte zu sprechen. Aber das Fieber hatte sie alle erfaßt. Sie hoben alle die Hand zum Schwur.
Keine Sache steht ihrem Herzen näher,
dachte Morgaine.
Die Kriege sind gewonnen, es herrscht Friede im Land. Selbst die Cäsaren besaßen Vernunft genug, ihre Legionen zwischen den Feldzügen mit dem Bau von Straßen und der Eroberung neuer Länder zu beschäftigen. Sie glauben, diese neue Aufgabe wird sie in alter Inbrunst neu vereinen. Sie sind wieder Ritter der Tafelrunde, aber die Suche nach dem Gral wird sie in alle vier Winde zerstreuen.. . und das im Namen jenes Gottes, den du über Avalon setzen wolltest, Artus! Die Göttin waltet nach ihrem Willen…
    Mordred hatte sich erhoben und sprach. Aber Morgaine hatte nur noch Augen für Raven, die ohnmächtig zu Boden gesunken war. Die alten Bäuerinnen um sie herum sprachen immer noch aufgeregt von den wunderbaren Speisen und Getränken, die sie im Bann des Kessels genossen hatten.
    »Weißwein, so schwer und süß wie der frische Honig und Trauben… Nur einmal, vor vielen, vielen Jahren habe ich einen solchen Wein getrunken…«
    »Ich habe Pflaumenkuchen gegessen mit Rosinen und einer süßen Rotweinsauce… So etwas Gutes habe ich noch nie gegessen…«
    Raven lag totenbleich auf dem Boden. Als Morgaine sich über sie beugte, wußte sie, was sie bei ihrem Anblick geahnt hatte. Die Macht des Großen Zaubers war für die verängstigte Frau zuviel gewesen. Getragen von den magischen Kräften hatte sie ausgehalten, bis die Heiligen Insignien nach Avalon entrückt worden waren. Raven hatte ihre ganze Kraft selbstlos geopfert, um Morgaine bei dem Werk der Göttin zu bestärken. Als der Zauber wich, entfloh ihr Leben mit ihm.
    Morgaine drückte sie in heftigem Schmerz und wilder Verzweiflung an sich.
    Ich habe auch sie getötet. Nun habe ich wirklich den letzten Menschen vernichtet, den ich liebte… Große Mutter, Göttin, warum konnte ich es nicht sein? Mir bleibt nichts mehr im Leben, kein Mensch, den ich liebe, und Raven hat niemals einem lebenden Wesen etwas zuleide getan, niemals, niemals…
    Morgaine sah, wie Nimue ihren Platz neben dem Thron der Königin verließ und mit dem Merlin sprach. Sie sah ihn freundlich und liebevoll an und legte ihm dabei vertraulich die Hand auf den Arm. Artus sprach mit Lancelot. Beiden strömten die Tränen über die Wangen. Morgaine sah, wie sie sich umarmten und küßten – das hatten sie seit ihrer Jugend nicht mehr getan -; Artus verließ ihn und begab sich hinunter in die Halle unter sein Volk. »Ist alles in Ordnung, liebe Leute?«
    Alle redeten über das magische Mahl, aber als er sich Morgaine näherte, rief jemand laut: »Hier liegt eine alte taubstumme Frau, mein Herr und Gebieter… sie ist tot. Die Aufregung war einfach zuviel für sie!«
    Artus kam in die Ecke, wo Raven leblos in Morgaines Armen lag. Morgaine hob den Kopf nicht. Würde er sie erkennen, sie laut der Hexerei bezichtigen…? Seine Stimme klang freundlich und vertraut, aber kühl.
Natürlich,
dachte Morgaine,
er spricht nicht zu seiner Schwester, auch nicht zur Priesterin oder zu einer Gleichgestellten. Er sieht nur eine alte, weißhaarige, in Lumpen gehüllte Bauersfrau.
»Ist sie deine Schwester, gute Frau? Es tut mir leid, daß dieser Kummer an einem Festtag über dich kommen muß. Aber Gott hat sie in einem gesegneten Augenblick auf den Armen seines Engels hinweggetragen. Möchtest du, daß sie hier begraben wird? Wenn du willst, soll sie hier auf dem Kirchhof ruhen.«
    Die umstehenden Frauen hielten den Atem an, und Morgaine wußte, dies war wirklich das höchste Geschenk, das er ihr anbieten konnte. Aber ohne den Kopf zu heben, antwortete sie: »Nein.« Und dann sah sie ihm wie unter einem Zwang in die Augen. Sie hatten sich beide so sehr verändert… Sie war alt und gebeugt unter der schweren Last. Aber auch Artus war nicht mehr der junge Hirschkönig…
    Nicht in diesem

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