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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Visionen!
Hatte sie Mordred jemals mißtraut und ihn abgelehnt, so sagte sie jetzt herzlich: »Gott segne Euch, Mordred«, und der junge Mann lächelte sie an. Artus neigte den Kopf und sagte: »So sei es, mein Sohn.«
    Es war das erste Mal, daß Artus ihn vor anderen ›mein Sohn‹ nannte. Gwenhwyfar erkannte daran des Königs Verwirrung. »Gott helfe uns beiden, Gwydion… ich sollte Mordred sagen… wenn so viele
    meiner Gefährten sich in die entferntesten Winkel der Erde verstreuen, und nur Gott allein weiß, ob sie je zurückkehren werden…«
    Er griff Mordred bei den Händen, und einen Augenblick lang dachte Gwenhwyfar:
Er stützt sich auf den starken Arm seines Sohnes!
Lancelot trat zu ihr und verneigte sich: »Herrin, darf ich mich von Euch verabschieden?«
    Gwenhwyfar dachte:
Die Tränen sind der Freude ebenso nahe wie dem Leid.
»Oh, lieber Lancelot, mußt du auch auf die Suche gehen?« Sie kümmerte sich nicht darum, wer sie hörte. Auch Artus wirkte betrübt und streckte die Hand nach seinem Vetter und Freund aus. »Willst du uns schon verlassen, Lancelot?«
    Der Ritter nickte. Auf seinem Gesicht lag das Strahlen einer überirdischen Verzückung. Also war auch ihm diese große Freude zuteil geworden! Aber weshalb mußte er dann ausziehen, um sie zu suchen? Gewiß lag sie wie bei allen Menschen auch in ihm.
    »All diese Jahre, Liebster, hast du mir gesagt, du seist kein so guter Christ. Weshalb mußt du mich dann alleine lassen und in die Welt hinausziehen?«
    Sie sah, wie Lancelot um Worte rang. Schließlich antwortete er: »In all den Jahren wußte ich nicht, ob es Gott nicht nur in einer alten Geschichte gab, die die Priester uns erzählten, um uns Furcht einzujagen. Jetzt habe ich gesehen…« Er fuhr sich mit der Zunge über die trokkenen Lippen und suchte Worte für etwas, das sich nicht in Worten ausdrücken ließ. »Ich habe… etwas gesehen. Wenn einem eine solche Erleuchtung zuteil wird, sei sie von Christus oder vom Teufel…«
    »Bestimmt«, unterbrach ihn Gwenhwyfar, »war es eine Vision Gottes, Lancelot…«
    »Das sagst du, denn du hast es gesehen.
Du
weißt es«, sagte er und drückte ihre Hand an sein Herz. »Ich bin nicht sicher… mir kommt es vor, als habe meine Mutter mich genarrt, oder es ist so, wie Taliesin sagte: Alle Götter sind ein Gott… ich bin hin- und hergerissen zwischen der Dunkelheit des Nichtwissens und dem Licht, das die Verzweiflung überstrahlt und das mir sagt…« Er suchte wieder nach Worten: »Es war, als habe eine große Glocke aus weiter Ferne mich gerufen. Ein Licht über dem Land bedeutete mir:
Folge mir…
und ich weiß, daß die Wahrheit, die wirkliche Wahrheit
dort
ist… sie ist gerade außerhalb meiner Reichweite. Wenn ich dem Licht folge und sie dort finde… und den Schleier wegziehen kann, der sie verhüllt… die Wahrheit ist da. Ich muß sie nur erreichen, meine Gwenhwyfar. Kannst du mir die Suche verwehren, nachdem ich weiß, daß es tatsächlich etwas gibt, das zu finden sich lohnt?« Sie schienen allein in einem Raum zu stehen und nicht vor dem ganzen Hof. Sie wußte, sie konnte sich in allen Dingen bei ihm behaupten. Aber wer kann sich zwischen einen Mann und seine Seele stellen? Gott in seiner Weisheit hatte ihm nicht die Sicherheit und die Freude geschenkt.
    Gwenhwyfar wunderte sich nicht, daß Lancelot jetzt ausziehen und sie suchen mußte. Wenn sie gespürt hätte, daß es die Wahrheit gab, jedoch ohne ganz sicher zu sein, dann hätte auch sie ihr ganzes Leben mit der Suche nach der Wahrheit zugebracht. Sie reichte ihrem Ritter beide Hände und hatte das Gefühl, ihn vor allen Menschen im hellen Tageslicht zu umarmen, als sie sagte: »So gehe denn, mein Geliebter, und Gott belohne deine Suche mit der Wahrheit, nach der du dich so sehnst.« Lancelot erwiderte: »Gott sei mit Euch, meine Königin. Er gebe, daß ich eines Tages zu Euch zurückkehre.«
    Dann wandte er sich Artus zu. Aber Gwenhwyfar hörte nicht, was beide sagten. Er umarmte den König wie früher, als sie noch jung und unschuldig waren.
    Artus legte Gwenhwyfar die Hand auf die Schulter und sah dem scheidenden Ritter nach. »Manchmal glaube ich«, sagte er leise, »Lancelot ist der Beste von uns allen.« Sie wandte sich ihm zu, und ihr Herz floß über vor Liebe für diesen guten Mann, der ihr Gemahl war.
    Sie erwiderte: »Das denke ich auch, mein über alles geliebter Mann.« Zu ihrer Überraschung sagte Artus: »Ich liebe euch beide, Gwen. Du darfst nie, nie glauben, daß

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