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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Ich habe dich so geschaffen, wie du bist. Deshalb, meine geliebte Tochter, vergiß all deine Scham und freue dich, denn auch du bist vom selben Wesen wie ich.
    Gwenhwyfar spürte, Leib und Herz waren nichts als reine Freude. So glücklich war sie nur als kleines Mädchen gewesen. Selbst in Lancelots Armen hatte sie nie diese Glückseligkeit empfunden.
Oh, hätte ich diese Freude meinem Geliebten schenken können!
Sie wußte, daß der Engel oder welcher Geist es auch war, der sie berührt hatte, weiterging. Wie traurig, daß er sie verließ! Aber die Freude durchströmte sie immer noch. Und sie sah liebevoll zu, wie der Engel den glühenden Kelch Lancelot an die Lippen setzte.
Oh, wenn sie dir nur etwas von dieser Freude schenken kann, mein trauriger Geliebter!
    Die feurigen Flammen und der brausende Wind erfüllten die Halle, und Stille breitete sich aus. Gwenhwyfar aß und trank, ohne zu wissen,
    was… sie wußte nur, es schmeckte süß und köstlich, und sie gab sich ganz diesem Entzücken hin.
Was immer uns heute widerfahren ist, es war etwas Heiliges…
    Die stille Halle wirkte kalt und leer im blassen Licht des Mittags. Gawain sprang laut rufend auf und nach ihm Galahad. »Ich schwöre, wenn es sein muß, werde ich mein ganzes Leben lang suchen, bis ich den Gral deutlich vor mir sehe…« Bischof Patricius schien einer Ohnmacht nahe zu sein. Gwenhwyfar fiel ein, daß er ein alter Mann war. Der Altar, auf dem der Kelch gestanden hatte, war leer. Sie erhob sich schnell und ging zu dem Bischof.
    »Vater…«, sagte sie und hielt ihm einen Becher Wein an die Lippen. Er nahm einen kleinen Schluck. Als die Farbe in sein faltiges Gesicht zurückkam, flüsterte er: »Etwas Heiliges ist uns heute widerfahren… Ich saß an der Tafel des Herrn und trank aus dem Kelch, von dem er in der letzten heiligen Nacht vor seiner Passion getrunken hat…«
    Gwenhwyfar begriff langsam, was geschehen war – was immer an diesem Tag nach dem Willen Gottes über sie gekommen sein mochte, es war eine Vision. Der Bischof flüsterte: »Habt auch Ihr, meine Königin, den Kelch Christi gesehen…?«
    Sie erwiderte sanft: »Leider nicht, Ehrwürdiger Vater. Vielleicht war ich dieses Anblicks nicht würdig. Aber ich glaube, ich habe einen Engel gesehen, und einen Augenblick lang dachte ich, die Mutter Gottes stehe vor mir…«
    »Gott hat jedem von uns die Einsicht geschenkt«, sagte Patricius. »Wie inbrünstig habe ich darum gebetet, daß etwas geschehen möge, um alle Menschen mit der Liebe zu Christus in seiner wahren Gestalt zu erfüllen…«
    Gwenhwyfar dachte an den alten Spruch:
Überlege gut, worum du bittest, dein Gebet könnte erhört werden.
    Die Männer mußten erleuchtet sein, denn einer nach dem anderen erhob sich und schwor, ein Jahr und einen Tag lang nach dem Gral zu suchen. Gwenhwyfar dachte:
Die Tafelrunde zerstreut sich jetzt in alle vier Winde.
    Sie blickte zum Altar, wo der Kelch gestanden hatte.
Nein,
sann sie,
Bischof Patricius und auch du, Merlin von Britannien, ihr irrt euch ebenso, wie Artus sich irrte. Ihr könnt Gott nicht auf diese Weise beschwören, um euren Zielen zu dienen. Gott trägt die Ziele der Menschen wie ein starker Wind davon, wie das Rauschen
von Engelsflügeln, das ich heute in dieser Halle hörte, und vor ihm zerfallen sie zu nichts…
Dann fragte sie sich verwundert:
Was ist los mit mir? Ich krittle an Artus herum und sogar am Bischof?
Aber mit ihrer neu gewonnenen Stärke sagte sie sich:
Bei Gott, ja! Sie sind nicht Gott. Sie sind nur Menschen, und ihre Ziele sind nicht heilig!
    Gwenhwyfar beobachtete den König, der am anderen Ende der Halle sich unter das Volk gemischt hatte. Da war etwas geschehen. Jemand lag am Boden, eine arme Frau. Vielleicht hatten sie der Heilige Geist und die Verzückung überwältigt. Jetzt kam er langsam und traurig zurück.
    »Gawain, mußt du gehen…, Galahad…? Du auch, mein Sohn? Bors, Lionel… ihr alle?«
    »Artus, mein Gebieter,« rief Mordred. Er trug wie immer ein rotes Gewand, das ihm so gut stand und die Ähnlichkeit mit dem jungen Lancelot auf beinahe lächerliche Weise übertrieb.
    Artus fragte liebevoll: »Was ist, mein Lieber?«
    »Mein König, ich bitte Euch, erlaubt mir,
nicht
auf diese Suche zu gehen. Vielleicht ist sie allen Euren Rittern auferlegt. Aber jemand muß an Eurer Seite bleiben.«
    Gwenhwyfar empfand eine überfließende Zärtlichkeit für den jungen Mann.
Ah, er ist Artus
'
wahrer Sohn! Nicht Galahad mit all seinen Träumen und

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